18-Jähriger vor Gericht:Flatrate-Party endet tödlich

Ein betrunkener Lehrling erschlägt in einer U-Bahnstation einen 35-jährigen Pflegehelfer. Darüber, wie der Abend genau abgelaufen ist, weiß er kaum noch etwas.

Alexander Krug

Der Pflegehelfer Andreas K. wurde nur 34 Jahre alt. Seine Kopfverletzungen waren so schwer, dass auch eine Notoperation sein Leben nicht mehr retten konnte.

18-Jähriger vor Gericht: Alkohol floss auf der Party in rauen Mengen und kostete einen 35-Jährigen das Leben.

Alkohol floss auf der Party in rauen Mengen und kostete einen 35-Jährigen das Leben.

(Foto: Foto: ddp)

Der Schuldige wurde schnell ermittelt: Seit Donnerstag sitzt Danny T. auf der Anklagebank der Jugendkammer des Landgerichts. Danny T. ist erst 18 Jahre alt. Bevor er zum tödlichen Schläger wurde, hatte er eine jener offiziell geduldeten, sogenannten Flatrate-Partys besucht, bei denen sich vor allem Jugendliche bis zur Bewusstlosigkeit betrinken.

Der 2. September vergangenen Jahres war ein Samstag. Danny T. und drei Freunde hatten beschlossen, in die Alabamahalle zu gehen. Für 16 Euro Eintritt gab es dort Alkohol bis zum Abwinken.

"Alles hat sich gedreht"

Der Fleischerfachverkäufer-Lehrling Danny T. war das erste Mal auf einer dieser Partys, und er langte kräftig zu: Whiskey-Cola, Bier, Wodka-Orange, alles durcheinander. "Mir war ganz übel, alles hat sich gedreht", sagt er rückblickend.

Nach fünfeinhalbstündigem Zuschütten machte sich das Quartett am frühen Sonntagmorgen auf den Heimweg. In der U-Bahn geriet die Gruppe in Streit mit einer anderen Gruppe, Danny T. bekam davon aber kaum etwas mit: "Irgendwas war da", erinnert er sich.

Zu der anderen Gruppe gehörte das spätere Opfer Andreas K. und dessen Bruder Klaus. Der Anklage zufolge hatten sie das Quartett um Danny T. irrtümlich für Neonazis gehalten, weil sich in deren Nähe Skinheads aufhielten.

Als Andreas K. und sein Bruder am Odeonsplatz ausstiegen, beschimpfte einer die Gruppe um Danny T. als "Faschisten" und schlug von außen gegen die Scheibe der U-Bahn. Der Angeklagte und seine Freunde sprangen aus der U-Bahn und es kam zu einer Rangelei.

Laut Staatsanwalt schleuderte Danny T. dabei Andreas K. "wuchtig" gegen eine Wand. Der Pflegehelfer prallte erst mit dem Kopf gegen die Wand und dann im Fallen auf den Steinboden. Der 34-Jährige erlitt dabei ein Schädelhirntrauma und Hirnblutungen. Er starb vier Tage später in einer Klinik.

Der Staatsanwalt hat den tragischen Ausgang mit ins Kalkül gezogen und Danny T. "nur" wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Doch der will oder kann sich an bestimmte Details nicht mehr erinnern. Andreas K. habe Anstalten gemacht, seinen Freund zu attackieren, glaubt er sich zu erinnern. Er habe dem Freund nur beistehen wollen, er selbst habe aber Andreas K. nicht an die Wand geschubst.

Dafür gebe es aber Zeugen, belehrt ihn der Richter. Danny T. zögert und erklärt dann, dass er nichts ,,ausschließen'' könne. Er räumt auch ein, dem am Boden liegenden Andreas K. noch einen Faustschlag versetzt zu haben. "Das war aus dem Affekt heraus", verteidigt er sich.

Die Mutter des Getöteten tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf, Vater und Bruder verfolgen das Geschehen im Sitzungssaal. "Ich möchte der Familie mein tiefstes Beileid aussprechen. Ich wollte das nicht, es tut mir sehr leid", sagt Danny T. Der Prozess ist vorerst auf vier Verhandlungstage angesetzt.

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