49-Jähriger vor Gericht:Angeklagter gesteht, schlafende Frau vergewaltigt zu haben

  • Der 49-Jährige Gerrit S. soll zur Wiesn 2016 auf einem Campingplatz in Obermenzing eine schlafende Touristin vergewaltigt haben.
  • Vor Gericht gibt S. die Tat zu. Er bereue sie und wolle Hilfe in Anspruch nehmen.
  • Schon am Dienstag könnte ein Urteil fallen.

Von Susi Wimmer

Die Stimme des Angeklagten klingt rau und brüchig, als er sagt: "Ich schäme mich. Vor mir selbst und vor den Menschen, denen ich das angetan habe." Was Gerrit S. getan hat, bezeichnet die Staatsanwaltschaft als schweren sexuellen Missbrauch widerstandsunfähiger Personen.

Der 49-jährige Ostfriese soll während der Wiesnzeit 2016 auf dem Campingplatz in Obermenzing eine schlafende Touristin in ihrem Zelt vergewaltigt und dabei auch noch gefilmt haben. Als er sich wenige Tage später in das Zelt einer jungen Amerikanerin schlich, wurde er vom Sicherheitsdienst erwischt. Trotz einschlägiger Verurteilung und trotz des Vergewaltigungsvideos auf seinem Handy, ließ ihn die Polizei zunächst laufen.

Jetzt sitzt der Mann mit Hemd und Sakko, spärlichem Stoppelhaar am Kopf und Hörgerät vor dem Richterpult von Gilbert Wolf. Die rechte Hand hält Gerrit S. wie eine Muschel ans Ohr. Einerseits angeboren, andererseits durch eine Mittelohrentzündung als Elfjähriger, ist er fast taub. Er erwähnt diesen Umstand, von Mitleidstour aber keine Spur. Im Gegenteil. Der Angeklagte gibt alles zu, er bereue es und er würde gerne Hilfe in Anspruch nehmen, "nicht nur meiner selbst Willen, sondern auch meinen Mitmenschen gegenüber".

Nahezu im Eiltempo huschen diverse Polizeibeamte als Zeugen vor Gericht vorbei. Einer erzählt, dass die Polizei am 30. September 2016 zu dem Campingplatz an der Lochhausener Straße gerufen wurde, weil der Security nachts gegen 3 Uhr ein Mann aufgefallen war, der in das Zelt einer Frau gekrochen war, und dessen Beine noch aus dem Zelt herausragten. Zu dieser Zeit sei der Campingplatz voll belegt gewesen, "das war so eine Art Zeltstadt zur Wiesnzeit, eben auch mit Sicherheitsdienst".

Das Opfer hatte bis zu diesem Zeitpunkt nichts von dem Mann bemerkt und wurde von der Polizei geweckt. Die Beamten durchsuchten den Wohnwagen des Ostfriesen, der schon seit Jahren auf dem Campingplatz lebt, und fanden das Handy, das die Vergewaltigung einer Frau am 24. September ebenfalls in einem Zelt zeigt. Trotz aller Recherchen und einer E-Mail-Adresse, sagt ein Ermittler, sei es nicht gelungen, mit dem Opfer in Kontakt zu treten.

Gerrit S. ist gelernter Gartenbau-Ingenieur, leitete Gartencenter verschiedener Firmen und arbeitete zuletzt 2012 in der Filiale eines Baumarktes. Dort ging er nach einem Jahr - und begann zu fallen. Er lebte auf dem Campingplatz von Arbeitslosengeld. Wegen Frotteurismus wurde er schon einmal zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, das heißt, er stimulierte sich sexuell, indem er sich in der Öffentlichkeit an anderen Personen rieb, wie etwa in der U-Bahn. Nach einem Rechtsgespräch zwischen den Beteiligten könnte womöglich schon an diesem Dienstag ein Urteil gesprochen werden.

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