Polen:Warschaus Ärger ist Moskaus Nutzen

File photo of Polish Foreign Minister Radoslaw Sikorski during a news conference after a government sitting in Warsaw

Polens Außenminister Radosław Sikorski ist Opfer der Affäre.

(Foto: REUTERS)

Die Abhöraffäre trifft Polens Regierung hart - und ist ein politisches Geschenk für Russlands Präsident Putin. Die Frage ist nun, wer der Strippenzieher des Skandales war.

Ein Kommentar von Klaus Brill

Auch wenn die Unfallursache noch nicht einwandfrei geklärt ist - der Schaden ist da, und er ist groß. Der Abhörskandal in Polen hätte die Regierung zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt treffen können als jetzt, da sie in der Krise um die Ukraine ihren Widerstand gegen die Drohgebärden Russlands auch in EU und Nato noch stärker zur Geltung bringen möchte. Einer der wichtigsten Akteure ist dabei der Außenminister Radosław Sikorski, der durch die Affäre mit am stärksten beschädigt ist.

Man sollte nicht glauben, Sikorski habe sich vom langjährigen Freund der USA zum Gegner gewandelt, nur weil er beim Essen mit einem Freund die Politik Washingtons so harsch kritisiert hat. Aus seinen Worten spricht lediglich die Enttäuschung darüber, dass Polen mit dem Ruf nach stärkerem militärischen Schutz vor Russland bei den anderen Nato-Partnern nicht den erwünschten Widerhall findet.

Sikorskis Worte sind nebensächlich

Im Übrigen fand das Gespräch vor dem jüngsten Besuch von Barack Obama in Warschau statt. Dort kam der US-Präsident den Polen ja entgegen, auch wenn ihr Wunsch nach Stationierung von zwei Nato-Brigaden nicht erfüllt wurde.

Sikorskis Wortwahl ist blamabel, aber nebensächlich. Viel wichtiger ist die Frage, wer bei diesem Warschauer Skandal Regie geführt haben könnte. Darüber wird noch gerätselt, über den Nutznießer nicht: das ist eindeutig der Herrscher im Kreml.

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