Debatte um Atommüll-Endlager:Oettingers neue Tiefgarage

Jülicher Atommüll

Atommüll des Forschungszentrums Jülich: Wohin damit?

(Foto: dpa)

Das fehlte gerade noch: EU-Kommissar Günther Oettinger sagt, die Gesteine in Süddeutschland seien für ein Atommüll-Endlager tauglich - einfach so. Fachlich mag das stimmen, der Debatte tut das aber nicht gut.

Von Marlene Weiss

Mal angenommen, jemand betreibt seit 50 Jahren eine Fabrik. Aus verschiedenen Gründen, unter anderem aus Nachlässigkeit, steht noch immer nur ein Dixi-Klo im Hof. Zähe Gespräche, wo eine Toilette gebaut werden soll, kommen nicht recht voran - niemand will sie vor der Nase haben. Und da kommt ein ehemaliger Abteilungsleiter von der zweiten Etage, der das Klo immer weit entfernt haben wollte - und ist jetzt für einen großen Sanitärbereich exakt hier. So ungefähr klingt Günther Oettingers Beitrag zur Endlagersuche.

Der EU-Energiekommissar sagt, er halte Gorleben in Niedersachsen nicht für geeignet, obwohl er das einst als Ministerpräsident von Baden-Württemberg stets anders sah. Besser wäre eine Art Tiefgarage, aus der man den Müll eines Tages auch wieder hervorholen kann. An sich nicht ganz absurd: Nichts ist schlimmer als ein Lager wie die undichte Asse, wo der Müll jetzt nur mit größten Mühen wieder geborgen werden kann. Finnland baut so ein Tiefgaragen-Endlager.

Aber voreilige Festlegungen haben die Endlagersuche in Deutschland bereits um Jahrzehnte verzögert. Nun soll endlich neu nach einem Standort gesucht werden, den dann alle akzeptieren können. Dass jetzt wieder jemand kommt, eine Tiefgarage fordert und dafür Gesteinsschichten in Süddeutschland für geeignet erklärt, einfach so - das fehlte wirklich gerade noch.

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