ADAC in der Krise:Akt der Selbstzerstörung

Erstaunlich, wie lange die Republik nur zugeschaut hat: ADAC-Präsident Meyer schließt bei seinem Automobilclub nichts mehr aus. Doch wenn Unkorrektheiten systemimmanent sind, muss man das System radikal ändern.

Ein Kommentar von Hans Leyendecker

Skandalgeschichten haben, wie Krimis, ihre eigene Dramaturgie: Meist gibt es ein paar Verdächtige - am besten vertraute Gesichter, die man kennt. In der Regel geht es um Sudeleien von ein paar Leuten. Der tiefe Fall des ADAC mit seinem überforderten Präsidenten Peter Meyer liegt anders.

Das eigentliche Problem sind nicht die Regelverletzungen von Absahnern - das eigentliche Problem ist die Kultur dieses seltsamen Gebildes, das sich aus einem blasenhaften Verein und einem unübersichtlichen Konzern zusammensetzt.

Die das Unternehmen führen, sind normale Kaufleute. Gute und weniger gute vermutlich. Das Sagen haben aber die "Ehrenämtler". Bei denen ragen manchmal, wie sich zeigt, Ehrenamt und Lebensunterhalt ineinander. Aber schlimmer ist noch ihr Geltungsdrang mit all dem Getue ihrer angeblichen Bedeutsamkeit.

Erstaunlich, wie lange die Republik nur zugeschaut hat. Präsident Meyer, ein Speditionskaufmann, der manchmal Dienstreisen im ADAC-Rettungshubschrauber absolvierte, schließt fast nichts mehr aus und verspricht Aufklärung. Tatsächlich jedoch wirkt die Krisenkommunikation dieses Vereins wie ein Akt der Selbstzerstörung.

Wenn Unkorrektheiten systemimmanent sind, muss man das System radikal ändern. Bei diesem Verein kann fast nichts so bleiben, wie es mal war. Sonst kann der ganze Laden implodieren.

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