Zeitschriften:Neu in London

Das US-amerikanische Magazin "The Atlantic" will künftig auch aus Europa berichten und eröffnet im Sommer dort ein neues Korrespondentenbüro unter prominenter Leitung. Bei der Expansion geht es um mehr als nur um die Pflege der transatlantischen Beziehungen.

Von Karoline Meta Beisel

Für eine seiner letzten Titelgeschichten reiste James Fallows, Hobbypilot und seit 43 Jahren Großreporter des US-amerikanischen Monatsmagazins The Atlantic, gemeinsam mit seiner Frau Deborah drei Jahre in einem Kleinflugzeug kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten; der Artikel erschien im März. Fallows wollte zeigen, dass nicht stimmt, was viele Leute in den USA damals dachten: dass das Land vor die Hunde geht. Einen Brexit und einen Donald Trump später sorgt man sich beim Atlantic nicht mehr nur um Amerika, sondern auch um Europa und die transatlantischen Beziehungen. Darum werden die Fallows von Juni an eine Außenstelle des Magazins in London aufbauen.

Über "ein Europa in der Krise und über die US-Europäische Beziehung in einer Zeit des dramatischen Wandels" soll Fallows dort schreiben, kündigt Chefredakteur Jeffrey Goldberg in einer Nachricht an seine Mitarbeiter an. Insgesamt sollen in dem neuen Londoner Büro zehn Journalisten und Verlagsmitarbeiter beschäftigt werden, heißt es in einer Pressemitteilung.

Mit seiner ersten Außenstelle in Europa will das Magazin neue Leser gewinnen: Bereits jetzt lebe fast ein Drittel der Besucher der Webseite außerhalb der USA. "Durch die Expansion werden wir künftig mehr journalistische Inhalte aus Europa für amerikanische und für internationale Leser anbieten und mehr internationalen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Finanzen, Technologie, Kultur und Regierung unsere Sicht auf die Welt zeigen können", heißt es in der Mitteilung. Damit folgt der Atlantic dem Weg der New York Times und der Washington Post, die schon seit Längerem versuchen, mit Lesern außerhalb der USA ihre Reichweite zu erhöhen.

Auch wenn die Expansion für Atlantic einen wichtigen Schritt bedeutet, war die Entscheidung für das Ehepaar Fallows offenbar leicht getroffen. Chefredakteur Goldberg zitiert das Telefonat in seiner Mail an die Mitarbeiter. "Ich: Jim, könntest du dir vorstellen, nach London zu gehen, als Vertreter des Atlantics in Europa? Jim: Klingt toll, warte, ich frage kurz Deb. Deb, willst du für den Atlantic nach London? Deb: Klar, warum nicht? Jim: Okay, wir sind dabei!"

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