ZDF-"Traumschiff" ändert Drehpläne:Kein Kurs auf Japan

Ausgerechnet nach Japan sollte die nächste Fahrt des ZDF-"Traumschiffes" gehen. Doch angesichts der Atomkatastrophe ändert der deutsche Fernsehdampfer schnell noch den Kurs und die Drehpläne.

Marc Felix Serrao

Das Geheimnis seines Erfolgs ist für Wolfgang Rademann leicht beschrieben: exotische, ferne Länder. "Es hat keinen Sinn, Bornholm und Mallorca anzulaufen", erklärt der Produzent des ZDF-Traumschiffs im Internetportal der Serie. "Es muss schon die große weite Welt sein, wo die Leute nicht so schnell hinkommen."

NAUMANN KELLER RAUCH RADEMANN

Produzent Wolfgang Rademann (2.v.l.) ändert angesichts der dramatischen Lage im Atomkraftwerk Fukushima-1 die Kurspläne: "Du kannst nicht in ein Land fahren, das so verstrahlt und voller Leid ist und dann Trallala machen." Das Traumschiff nimmt nun Kurs auf Bali.

(Foto: AP)

Ein Land, in das man nicht so schnell hinkommt, in das zurzeit aber wohl auch kaum einer will, ist Japan. Ausgerechnet dorthin sollte die nächste Fahrt des bekanntesten deutschen Fernsehdampfers führen: Ortstermin im April, Ausstrahlung am Jahresende. Doch angesichts der dramatischen Lage rund um das Atomkraftwerk Fukushima hat Rademann die Reiseroute nun geändert, zum ersten Mal in 30 Serienjahren. Das neue Ziel: Bali.

Er habe gar nicht anders gekonnt, erklärte der 76-jährige Produzent an diesem Dienstag, nachdem das Boulevardportal bild.de über die neue Route berichtet hatte. "Ich bin seit 40 Jahren im Geschäft, da habe ich ein Bauchgefühl", sagte Rademann am Telefon. "Du kannst nicht in ein Land fahren, das so verstrahlt und voller Leid ist und dann Trallala machen." Das hat er erkannt.

Das Traumschiff fährt seit 1981 in wechselnder Besetzung und auf unterschiedlichen Booten durch die Meere und setzt dabei stets auf viel Harmonie. Auch am 11. März, als das schwere Erdbeben und der Tsunami Japan ins Leid rissen, befand sich die deutsche Fernsehcrew auf See.

"Wir waren an der australischen Küste unterwegs, als es passierte", erinnert sich Rademann, der als Produzent Mitte der achtziger Jahre im ZDF die nicht minder legendäre, wenn auch nicht ganz so langlebige Schwarzwaldklinik auf den Weg brachte. Alle hätten an Bord Deutsche Welle und CNN verfolgt, erzählt er. Erst sei da ja nur das Erdbeben gewesen, da habe er "schon geschluckt". Dann sei "die Atom-Geschichte" dazugekommen, und von dem Moment sei klar gewesen, "dass wir uns etwas neues überlegen müssen".

Plan Bali

Welche Kosten durch die Kursabweichung und das geänderte Drehbuch entstehen, wisse er noch nicht, sagt der Produzent. Durch Flüge, Hotelbuchungen und neue Logistik dürfte einiges zusammenkommen. "Das wird teuer", gibt Rademann zu, "aber das ZDF wird deshalb nicht pleite gehen."

Vor etwa einer Woche habe er die endgültige Entscheidung für Bali gefällt, sagt er. Nicht alles, was auf hoher See schon an Material für die Japan-Folge gedreht wurde, sei nun wertlos. Etliche Szenen könne man neu synchronisieren. Der Zeitplan ist dennoch straff. Bereits in zehn Tagen sollen die Dreharbeiten auf Bali beginnen.

Das Traumschiff ist nicht die einzige deutsche Fernsehproduktion, die angesichts der Not in Japan ihre Pläne ändert. Auch die ARD-Vorabendreihe Lindenstraße musste reagieren, wenn auch nur sprachlich: Die Episode, die am 17. April um 18.50 Uhr laufen soll, trug bislang den Titel "Der Supergau", womit nach Angaben eines Sendersprechers allerdings kein Reaktor-, sondern ein Beziehungsdrama beschrieben werden sollte. Die Folge heißt nun "Ein Ende mit Schrecken".

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