ZDF-Tragikomödie:Sing Papas Song

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Lehrerin Maria (Petra Schmidt-Schaller) mit Tröte (Gustav Schmidt). (Foto: Julia von Vietinghoff/ZDF)

Eine gestresste Single-Lehrerin muss sich mit ihrem bockigen Vater und renitenten Schülern herumschlagen: Petra Schmidt-Schaller und Günther Maria Halmer ist zu verdanken, dass "Wir lieben das Leben" trotz Klischees funktioniert.

Von Viola Schenz

Man kennt das. Da hat man die besten Pläne, und dann grätscht einem das Leben dazwischen. In Maria Kowalkes Leben geht gerade so ziemlich alles schief: Ihren Job als Galeristin hat sie nicht mehr, sie ist frisch getrennt und pleite, wohnt wieder in einer "Single-Oase", ihr Ex verlangt den alten Benz zurück, und sie muss sich um ihren entfremdeten Vater kümmern. Laktose-intolerant ist sie obendrein.

Also bewirbt sich Maria Kowalke (Petra Schmidt-Schaller) übertrieben motiviert als Kunstlehrerin an einer Schule, trägt tapfer selbst die weniger stringenten Stationen im Lebenslauf vor wie: "Und dann hab ich mich auf einem nepalesischen Bergsee in 4000 Meter Höhe selbst wiedergefunden." Gleichzeitig verfrachtet sie den Vater in eine nobel-gediegene Seniorenresidenz. Max Schellinger (Günther Maria Halmer) war mal Oberst, jetzt ist er ein mürrischer alter Mann, der abwechselnd schweigt und meckert. Er will nicht ins Seniorenheim, büxt aus und steht unerwünscht vor Marias Wohnungstür. Die hat inzwischen den Job an der Schule in Berlin-Spandau bekommen, nicht als Kunstlehrerin wie beabsichtigt, sondern für Englisch und Musik. Denn Musik sei auch Kunst, entscheidet der Direktor kurzerhand. Ihr wird die aufsässige 10a zugewiesen.

So kommt einiges zusammen: gestresste Single-Frau, bockiger Vater, renitente Pennäler, überforderter Direktor, defekte Schultoilette, depressive Senioren. Es ist der "turbulente" Stoff, aus dem sich ZDF-Tragikomödien zur Primetime gern zusammensetzen, und man ahnt nach zehn Minuten, wohin die eine oder andere Reise führt. Vater Max drückt sich aus Trotz und Langeweile an der Schule rum, freundet sich nach anfänglichem Fremdeln mit dem kleinen Racker Emil aus der 3. Klasse an und versucht sich als Vorbild in Sachen Disziplin ("Ich bin ganz gut in Geschichte, ich kenne alle wichtigen Schlachten"). Maria versucht es bei ihren Schülern mit Verständnis und Kumpelhaftigkeit, scheitert damit natürlich. Zur großen Aussprache werfen sich Vater und Tochter, was nur so geht, an den Kopf. Früher, sagt Maria, hat sie allen erzählt, dass Max tot sei - "es war einfacher zu lügen als zu sagen, dass du uns verlassen hast." Und dann merken sie, dass sie sich doch brauchen. Besonders, als Maria eine Schulaufführung mit Vicky Leandros' Ich liebe das Leben auf die Beine stellen soll, das ist Papas Lieblingssong.

Trotz der Klischees und Erwartbarkeiten bleibt man dran, das Tempo ist gelungen, die Dialoge auch, mit viel Einsatz von Petra Schmidt-Schaller und Günther Maria Halmer. Und, nein, man verrät nichts, wenn man jetzt schreibt, dass alle Beteiligten neue Rollen für sich finden und die Story im Familiensender ZDF auf die unvermeidliche ultimative Mehrgenerationen-Versöhnung zusteuert.

Wir lieben das Leben, ZDF, 20.15 Uhr.

© SZ vom 26.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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