ZDF:Seine Meinung

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Ein umstrittener Karnevalist, der bei Facebook schon seit einer Weile mit rechtslastigen Inhalten auffällt, bringt den öffentlich-rechtlichen Sender in Bedrängnis. In Mainz will man von dessen Aktivitäten im Netz nichts gewusst haben.

Von Hans Hoff

Wer am Dienstag im ZDF Karnevalissimo geschaut hat, wurde gleich zu Beginn mit einem als "Der Bundeswehrsoldat" vorgestellten Redner konfrontiert. Fast eine Viertelstunde erzählte dieser abgehangene Witze und fügte sich damit in die Riege der ihm folgenden komödiantischen Randbegabungen.

Was den "Soldaten" indes vom Rest unterscheidet und das ZDF nun in Erklärungsnot bringt, ist die politische Vorliebe des Mannes hinter der Kunstfigur. Der heißt Hans-Peter Faßbender, gilt in Düsseldorf als Urgestein des Karnevals, ist aber dort nicht mehr gern gesehen, weil er als bekennendes AfD-Mitglied einen politisch deutlich eingefärbten Facebook-Account betreibt. Auf dem teilt er gerne fremde Beiträge, die man klar in die Sphäre von Fremdenfeindlichkeit und Rechtspopulismus einordnen kann. Erst am Freitag findet sich etwa ein Beitrag über Angela Merkels Flüchtlingspolitik, den jemand mit "Meine Meinung: Die gehört weggesperrt" überschrieben hatte. Am Dienstag leitete er einen Beitrag an seine 688 Facebook-Freunde weiter, in dem "die deutsche Polizei" zu klarem Handeln aufgefordert wurde: "Nehmt endlich eure Waffen und holt die skrupellosen, kriminellen und korrupten 'Politiker' aus ihren warmen Sesseln in Bundestag, den Landtagen und Rathäusern."

Nachdem Meedia auf die fragwürdigen Verbindungen des Redners hingewiesen hatte, erklärt das ZDF auch der SZ, dass die für Karnevalissimo zuständige Redaktion von den Facebook-Aktivitäten nichts gewusst habe. In Faßbenders Vortrag im ZDF seien keine fremdenfeindlichen Äußerungen enthalten gewesen. Bemerkenswert ist das insofern, als die Aktivitäten des Redners im vergangenen Herbst Thema in fast allen Düsseldorfer Zeitungen waren. Wie das in Mainz durchrutschen konnte, bleibt auf Nachfrage unbeantwortet. Auf die Frage, wie man sich die Zusammenarbeit mit Faßbender nun vorstellt, heißt es: "Weitere Auftritte im ZDF sind nicht geplant."

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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