Der ZDF-Moderator Jan Böhmermann hat mittlerweile eine gewisse Routine darin, mit seiner Sendung Neo Magazin Royale von sich reden zu machen. Für die Verwirrung um das angeblich gefälschte Video, in dem der damalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis den Stinkefinger zeigt, bekam er gerade sogar einen Grimme-Preis. Mit seiner jüngsten Aktion ist ihm nun erneut ein Coup gelungen: Die Medienwelt diskutiert über ein Video, das nur wenige gesehen haben.
In der jüngsten Ausgabe des Neo Magazin Royale, die in der Nacht zum Freitag auf ZDF Neo erstmals ausgestrahlt wurde, trug Böhmermann ein Gedicht vor, in dem er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan mit deutlichen Worten beleidigte - die türkische Übersetzung wurde als Untertitel eingeblendet. Mit der Aktion reagierte Böhmermann auf die Einbestellung des deutschen Botschafters in der Türkei - wegen eines Satire-Songs über Erdoğan in der NDR-Sendung Extra 3.
In seiner Sendung hatte Böhmermann erklärt, er wolle so den Unterschied zwischen erlaubter Meinungsäußerung und auch in Deutschland verbotener Schmähkritik verdeutlichen: "Was jetzt kommt, darf man nicht machen." Dem Bundesverfassungsgericht zufolge sind Aussagen, bei denen nicht die Auseinandersetzung mit der Sache, sondern die Herabwürdigung der Person im Vordergrund steht, nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt.
Das ZDF reagierte wie erwartet und entfernte die Passage: Sie genüge nicht den Ansprüchen, die der Sender an die Qualität von Satiresendungen stelle. Um eine koordinierte Aktion von Sender und Böhmermann habe es sich aber nicht gehandelt, teilte ein Sprecher am Sonntag mit.
Jetzt wird debattiert: War es richtig, die Passage zu löschen? Ist Böhmermann vielleicht einfach eifersüchtig, weil nicht er, sondern die Kollegen von Extra 3 einen diplomatischen Disput ausgelöst haben? Verhält er sich rassistisch, weil er in dem Text auf rassistische Klischees zurückgreift? Unter anderem heißt es darin, Erdoğan habe Sex mit Tieren. Böhmermann selbst äußerte sich am Freitagabend auf Facebook: "Sollte ich bei der gebührenfinanzierten Erfüllung meines pädagogischen Auftrags die Gefühle eines lupenreinen Demokraten verletzt haben, bitte ich ergebenst um Verzeihung."