ZDF-Krimi:Kommissar im Rollstuhl trifft auf bayerischen Bärbeiß

Die Toten von Salzburg; Die Toten von Salzburg ZDF

Ihre Streitigkeiten sind überzogen, aber liebenswert: Peter Palfinger (Florian Teichtmeister, l.) und sein bayerischer Kollege Hubert Mur (Michael Fitz).

(Foto: ZDF und Hubert Mican)

In "Die Toten von Salzburg" hätte vieles schiefgehen können. Schon, weil es um Inklusion geht. Aber der ZDF-Krimi hat Potenzial.

Von Carolin Gasteiger

Warum tun wir uns das an?

Autsch - wenn das bezeichnende Charakteristikum eines Kommissars der Fakt sein soll, dass er im Rollstuhl sitzt, neigt man vorab zur Skepsis. Kann das gut gehen, was das ZDF mit "Die Toten von Salzburg" ankündigt? Andererseits hat es seit Edgar Selge im Münchner Polizeiruf und Kommissar Hidde aus der ZDF-Serie Stralsund kein körperlich behinderter Kommissar mehr ins deutsche Fernsehen geschafft. Und wenn der ausgerechnet noch österreichischen Humor mitbringt, könnte es vielleicht doch funktionieren.

Und dann?

Ist man positiv überrascht - Der Film "Die Toten von Salzburg" hätte zwar einen schmissigeren Titel verdient, hat aber Potenzial.

Worum geht's?

Im Wald nahe der bayerisch-österreichischen Grenze zerhacken Raben die Leiche eines Immobilienmaklers - ein "Scheißkerl", wie ihn der Bestatter nennt. Denn Walter Holzer legte seine Kunden mit Immobilienanteilsscheinen herein, einen drohenden Prozess wusste er als ehemaliger Staatsanwalt zu verhindern. Aber der Fall, dessen Drehbuch ziemlich vorhersehbar ist, ist eigentlich nebensächlich.

Denn eigentlich geht es um ...

Integration, und zwar in zweifacher Manier: Major, aber eigentlich Kommissar, Peter Palfinger (Florian Teichtmeister) muss sich in seinem neuen Job nicht nur als Rollstuhlfahrer in ein Salzburg mit Kopfsteinpflaster und hügeligen Straßen einfinden, sondern auch mit einem ruppigen bayerischen Kollegen kooperieren, dem es ziemlich an Takt fehlt ("Was, der Rollmops ist euer Neuer?"). All das ist in deutsch-österreichischen Humor und vielen Landschaftsbildern von Salzburg verpackt.

Und das lohnt sich?

Ja. Gelingt es Teichtmeister doch, seiner Figur Palfinger sämtliche Tragik zu nehmen. Sprüche wie "Schade, dass du dir nicht mehr den Hals brechen kannst" ignoriert er nonchalant, besonders verlegene oder unbelehrbare Zeitgenossen lässt er gern auflaufen und lächelt dann milde. Auf der einen Seite Palfingers Witz, auf der anderen Seite ein Salzburg als Setting, das ungern vom Gewohnten abweicht und in dem vieles verdeckt bleiben soll. Auf diese Weise thematisiert der Film Inklusion unaufgeregt, charmant und eindrücklich.

Ist das alles?

Nein, denn auch die anderen Figuren sind liebevoll überspitzt gezeichnet - und machen den vorhersehbaren Plot und die oft sehr platten Dialoge wett. Michael Fitz lässt als ungehobelter, aber nicht unsympathischer bayerischer Bärbeiß den netten Carlo Menzinger aus Münchner Tatort-Zeiten vergessen und Erwin Steinhauer dirigiert als geschniegelter Hofrat Seywald seine Mitarbeiter am liebsten vom Caféhaus aus. Nicht, ohne den Oberkellner dabei an Weisheiten wie der folgenden teilhaben zu lassen: "Früher, Herr Wolfgang, ist ein Beamter mit einem eingerissenen Daumennagel in Pension gegangen - aber heute ..." Wie gesagt, sie weichen ungern vom Gewohnten ab.

Was nervt?

Immer hockt irgendwo ein Rabe. Auf der Leiche, über dem Domplatz, sogar in Palfingers Träumen tauchen sie auf. Sollten sie, oh Wunder, ein Symbol darstellen - danke, wir haben verstanden.

Die Toten von Salzburg, ZDF, 20.15 Uhr

Anm.d.Red.: In einer früheren Fassung war nur von Edgar Selge als körperlich behindertem Kommissar die Rede. Das ist falsch - wir haben die Angaben um Kommissar Hidde aus der ZDF-Reihe Stralsund ergänzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: