ZDF: Intendantenwahl:Thomas Bellut wird neuer ZDF-Intendant

Thomas Bellut ist zum neuen ZDF-Intendanten gewählt worden. Der bisherige Programmdirektor war der einzige Kandidat - dennoch ist seine Wahl nicht unumstritten. Im Vorfeld hatten einige Kritiker des ZDF versucht, die Intendantenwahl mit ungewöhnlichen Mitteln aufzumischen.

Hannah Beitzer

Der ZDF-Fernsehrat hat den 56-jährigen Thomas Bellut im ersten Wahlgang mit großer Mehrheit zum neuen ZDF-Intendanten gewählt. Wie der Sender mitteilte, erhielt der Programmdirektor am Freitag in Berlin von den 73 anwesenden Fernsehräten 70 Jastimmen. Notwendig wären 47 gewesen. Einer stimmte gegen Bellut, zwei enthielten sich.

Thomas Bellut

Der bisherige Programmdirektor Thomas Bellut wird neuer Intendant des ZDF.

(Foto: dapd)

Damit wird Bellut im März 2012 Nachfolger von Markus Schächter, der nach zehn Jahren keine neue Amtsperiode als Intendant mehr anstrebte. Programmdirektor Bellut war der einzige Kandidat. Er soll das ZDF in der digitalen Welt verankern, in der Fernsehen und Internet zunehmend verschmelzen. Im Programm wird er über die Zukunft von Wetten, dass..? entscheiden, nachdem Thomas Gottschalk seinen Abschied angekündigt hat. Über die Nachfolge Belluts als Programmdirektor wird erst später entschieden.

Obwohl Bellut der einzige Kandidat für den Intendantenposten war, ist seine Wahl nicht ganz unumstritten. Das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz hatte kurz vor der Wahl einen Eilantrag auf Abbruch des Wahlverfahrens abgelehnt. Ein Mann aus Hessen hatte sich um den Intendantenposten beworben, war aber von keinem Fernsehratsmitglied unterstützt und damit nicht als Kandidat zugelassen worden. Daraufhin wollte er die Wahl stoppen lassen. Der Mann scheiterte nun in zwei Gerichtsinstanzen.

Und da war ja auch noch Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: In einer Glosse bewarb er sich um den Intendantenposten - und schlug auch gleich umfangreiche Programmänderungen vor: Es sollte im Öffentlich-Rechtlichen laut Seidl nichts mehr laufen, was es auch auf den Privatsendern gibt - die dafür keine Gebühren brauchen: die Champions League, Zweiteiler mit Veronica Ferres oder Christine Neubauer, die Nachmittagssoaps, die Kochshows, die Arztserien, Rosamunde Pilcher, Inga Lindström - "und natürlich die Guido-Knopp-Dokumentationen, obwohl es so etwas nirgendwo sonst gibt. Zum Glück." Wenn es nach Seidl ginge, gäbe es stattdessen zum Beispiel die amerikanische Kult-Serie Mad Men im Hauptprogramm.

Unterstützer fand Seidl zunächst im Internet - es gründete sich eine Facebook-Seite "Claudius Seidl als ZDF-Intendant", die inzwischen rund 2500 Fans hat. Die diskutieren seitdem rege über das als "Kukident-Sender" verschriene ZDF, den Sinn und Zweck der GEZ-Gebühren und natürlich die Intendantenwahl, die sie als intransparent kritisieren. Auch zahlreiche Medien griffen die Aktion auf, die als Satire begann und doch immer ernster wurde. Zuletzt hatte sich Seidl ganz offiziell beim Fernsehrat um den Intendantenposten beworben. Vergeblich, wie sich nun zeigte.

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