ZDF-Film:Gib dem Bärchen doch ein Küsschen

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Ziemlich souverän auf eigene Kosten gewitzelt: Andrea Sawatzki. (Foto: ZDF)

Das ZDF zeigt "Von Erholung war nie die Rede" - eine Klamotte alter Schule nach und mit Andrea Sawatzki.

Von Claudia Tieschky

Diesem Mann ist nicht zu helfen. Da räkelt sich seine Frau zum Äußersten entschlossen im schwarzen Spitzennegligé, und ihm fällt nur ein: Ist jemand gestorben?

Gut, der Witz ist ziemlich alt, aber Überraschungsknaller sind auch nicht das, was man von dieser ZDF-Familienkomödie am Vatertag erwarten sollte. Es macht eher den Eindruck, hier sei die gute alte Klamotte der Fünfzigerjahre aus der Kiste geholt worden. Diese Filme, in denen die gute Laune einfach nicht kaputtzukriegen war, da mochte es im Wasserglas stürmen, wie es wollte. Das Wasserglas ist hier nun die kleine Welt der Familie Bundschuh. Axel Milberg war Heinz Erhardt nie näher als in der Rolle von Papa Bundschuh, verschusselt und bärchenhaft, über dem Bauch straff ein gelbes T-Shirt, dessen Aufschrift ein rührendes Liebesbedürfnis kundtut ("Je veux des Bisous") und nach Küsschen verlangt. Küsschen - nicht schwarze Spitze!

Die Schauspielerin Andrea Sawatzki hat vor ein paar Jahren ein Buch geschrieben und die Bundschuhs erfunden. Papa Gerald, die treusorgende Mama Gundula, zwei Kinder, Gundulas dementen Vater Edgar und Geralds ständig beschickerte Mutter Susanne. Regisseurin Vivian Naefe machte daraus einen Film, aus dem jeder, der wollte, die Botschaft mitnehmen konnte, dass es okay ist, wenn die Familie zu Weihnachten irre ist. Jetzt verfilmte Naefe das neue Sawatzki-Werk, in dem die Bundschuhs nach Mallorca fahren und aus dem jeder, der will, die Botschaft mitnehmen kann, dass es okay ist, wenn die Familie im Urlaub irre ist.

Man verpasst nichts, wenn man nicht zuschaut? Stimmt nicht ganz

Von Erholung war nie die Rede hat einen unübersehbaren Mittelpunkt: Sawatzki, die Erfinderin und Hauptdarstellerin, die ihre Gundula als treudoofe Trutschn spielt. Ein running gag besteht darin, dass sie ständig gesagt bekommt, wie blass und schlecht sie aussieht, dass sie mal in die Sonne gehen soll, oder dass ihr schwarz nicht steht. Das ist ziemlich souverän auf eigene Kosten gewitzelt und steigert natürlich den allgemeinen Klamauk.

Zu dem gehören unvermeidlich auch Ehebetten, die zusammenkrachen, ein fieser Kleinganove, ein junger knackiger Urlaubsflirt für das Bärchen, das blaue Meer und viel Geschrei. Irritierenderweise wird es manchmal plötzlich sehr ernst. Dann kommt es vor, dass Gundula ihren Zustand äußerst brutal als "alt und unerfüllt" bilanziert. Übrigens recht folgenlos. Sehr unklar bleibt, was Gundula von ihrem Bussi-Bär hat. Vielleicht ist die Wohlfühl-Botschaft, die man mitnehmen kann, dass auch so eine Ich-hab-vergessen-warum-Beziehung völlig okay ist. Man weiß es aber nicht so genau.

Schnell ließe sich jetzt sagen, man verpasst nichts, wenn man den Film nicht sieht. Das stimmt nicht ganz, denn hier leben ein paar Schauspieler mit großem Können das Absurde aus und ziehen die ganze unentschlossene Sache zum Glück dahin, wo sie hingehört, zur Boulevardkomödie: Judy Winter als allzeit zur Show bereite Glamour-Oma; Günther Maria Halmer als dementer fescher Kerl, der sich neu und brennend in seine Frau (die dabei zart errötende Thekla Carola Wied) verliebt, und Uwe Ochsenknecht als musikliebender Nachbar mit Namen Herr Mussorkski. Der wüsste als einziger Gundulas Seidendessous zu würdigen, weil er sowas selbst gern trägt. Bussis dafür.

Von Erholung war nie die Rede , ZDF, Donnerstag, 20.15 Uhr.

© SZ vom 24.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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