Wired geht in Serie:Zielgruppe unklar

Der Spagat zwischen Netz und Kultur- beziehungsweise Wirtschaftsthemen gelingt der deutschen "Wired" gut. Nun geht sie in Serie. Allerdings kommt der leise Verdacht auf, dass sich der herausgebende Verlag Condé Nast noch nicht ganz sicher ist, wen das Magazin erreichen soll.

Katharina Riehl

Es gibt nur wenige Themen, an denen sich die Medien so umfassend und ihrer jeweiligen Zielgruppe entsprechend so unterschiedlich abarbeiten wie an all den kritischen Fragen zu digitaler Welt und Netzkultur. Im ZDF-Krimi am vergangenen Samstagabend zum Beispiel, gab es eine kleine Einführung ins Thema "Mobbing in sozialen Netzwerken" und diverse mit der Ermittlung befasste Herrschaften staunten über all die Dinge, die da im Internet so stattfinden.

Die Leser der US-Magazins Wired, das in dieser Woche zum zweiten Mal in Deutschland erscheint und damit nach einer Test-Version 2011 nun in Serie geht, brauchen solche Erläuterungen wahrscheinlich nicht. Wired ist das (nicht nur, aber auch) gedruckte Angebot an eine Leserschaft, denen man das Netz nicht mehr nahebringen muss. Seit 1993 erscheint das Heft in den USA, erst später übernahm der Verlag Condé Nast, der Wired jetzt auch in Deutschland herausbringt.

Um "Ideen, Technologie, Kultur, Wirtschaft" soll es in der deutschen Wired gehen, und es gelingt dem Magazin immer wieder, die Schnittstellen zwischen Netz und Kultur- beziehungsweise Wirtschaftsbetrieb überraschend zu bearbeiten, etwa mit einer Geschichte über Hacker-Ingenieure, die den Kunstschaffenden einen zu oberflächlichen Umgang mit dem Netz vorwerfen. Aufstieg und Fall des Megaupload-Gründers Kim Dotcom widmet man sich grafisch, mit einem Comic von Rick Veith.

Und auch Wired kommt nicht am Urheberrecht, an den Piraten, am Handelsabkommen ACTA vorbei. "Warum das Netz am Abgrund steht" heißt die Reportage und ein wenig scheint das aufwendig recherchierte und gut erklärte Stück zu zeigen, dass man sich bei Condé Nast vielleicht noch nicht ganz sicher ist, wer die deutsche Wired denn nun kaufen soll. Der Text gibt einen umfassenden Überblick zur Debatte, lässt verschiedene Blicke zu. Wer sich mit dem Thema schon intensiv befasst hat, wird wohl trotzdem wenig Neues erfahren. Und die, denen ACTA, S.O.P.A und die GVU nichts sagen - kaufen die ein Technologiemagazin? Vielleicht reicht ihnen auch eine Einführung, am Samstagabend im ZDF.

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