Wechsel ins Privatfernsehen:Förmchen-Krise

Wechsel ins Privatfernsehen: The Great British Bake Off ist nicht nur die erfolgreichste Sendung der BBC, sie ist auch die britischste. Inspiriert vom Wettbacken auf Dorffesten, verbreitet sie genau diese heitere, ungezwungene Stimmung.

The Great British Bake Off ist nicht nur die erfolgreichste Sendung der BBC, sie ist auch die britischste. Inspiriert vom Wettbacken auf Dorffesten, verbreitet sie genau diese heitere, ungezwungene Stimmung.

(Foto: Amanda Searle/BBC)

Die britischste aller TV-Shows verlässt die BBC und wird künftig bei Channel 4 zu sehen sein. Viele Fans von "The Great British Bake Off" sorgen sich um ihr Lieblingsformat.

Von Christian Zaschke

In vielen Ländern gibt es mittlerweile Shows, in denen Amateurbäcker gegeneinander antreten, doch keine hat eine solche kulturelle Bedeutung und Bekanntheit erlangt wie The Great British Bake Off. Millionen und Abermillionen Briten verfolgen Woche für Woche die Mühen der Kombattanten an Herd und Ofen, die Siegerin der Show des letzten Jahres durfte für Königin Elizabeth II. backen. Als am Dienstag bekannt wurde, dass die Sendung künftig nicht mehr in der BBC läuft, weil Konkurrent Channel 4 bereit ist, 75 Millionen Pfund für die Senderechte der kommenden drei Jahre zu bezahlen, war das Stoff für die Titelseiten und die Hauptnachrichtensendungen. Die BBC verliert ihre populärste Show, und unter den Fans lautet die bange Frage: Überlebt das Format den Wechsel ins kommerzielle Fernsehen?

Als die BBC den Backwettbewerb 2010 ins Programm nahm, war dieser Erfolg nicht absehbar. Die Sendung wirkte betulich, auch weil das Wettbacken ständig von länglichen Einspielern und Interviews zur Geschichte des Backens unterbrochen wurde. Typisch für die BBC und die weitverbreitete Skepsis reinen Unterhaltungsprogrammen gegenüber - ein bisschen Bildung soll schon auch mit dabei sein.

The Great British Bake Off lief auf BBC 2 und erreichte im Schnitt gut zweieinhalb Millionen Zuschauer. Ein Nischenprogramm. Schon damals fiel allerdings auf, dass die beiden Moderatorinnen, Mel Giedroyc und Sue Perkins, sehr witzig waren und es schafften, Backen so zu präsentieren, dass man nicht abschalten wollte. Dazu kamen die beiden Juroren, ein professioneller Bäcker, der aussieht wie ein Vorstadt-Casanova und allen Ernstes Paul Hollywood heißt, sowie die mittlerweile 81 Jahre alte Kochbuchautorin Mary Berry, die durch die Sendung ungefähr so beliebt wurde wie die Queen.

Die Produzenten wollen "The Great British Bake Off" bei Channel 4 noch größer machen

Einspieler und Interviews wurden zusammengestrichen, dafür erhielten Giedroyc und Perkins mehr Raum, und in jedem Jahr schauten mehr Menschen zu. Die Show wanderte ins Hauptprogramm BBC 1, und beim Finale 2015 saßen 15 Millionen vor den Fernsehern. The Great British Bake Off ist nicht nur die erfolgreichste Sendung der BBC, sie ist auch die britischste. Inspiriert vom Wettbacken auf Dorffesten, verbreitet sie genau diese heitere, ungezwungene Stimmung.

Die Firma Love Productions, die zu 70 Prozent Sky gehört, hält die Rechte. Kritiker werfen ihr vor, das Format aus Profitgier zu zerstören. Die Produzenten hoffen hingegen, die Show bei Channel 4 noch größer machen zu können. Dabei werden sie allerdings auf den Witz von Giedroyc und Perkins verzichten müssen. Die Moderatorinnen sagten, sie fühlten sich der BBC verbunden und würden daher dem Ruf des Geldes nicht folgen.

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