Die Autoren Noam Brusilovsky und Ofer Waldman haben ein herrliches Durcheinander angerichtet: Ihr Hörspiel-Serial We love Israel lässt immer offen, was real ist und was fiktiv. Sie reisen durch Israel und sprechen mit vielen Menschen: mit Touristen, mit Deutschen, die zum Judentum konvertiert und nach Israel gezogen sind, mit Männern am Schwulenstrand in Tel Aviv, mit Priestern der Erlöserkirche. Einige der Gespräche sind, atemlos aneinandergeschnitten, im Original zu hören, andere Passagen sind gescripted - Schauspieler fingieren also eine Wirklichkeit.
Darum geht es: Was ist wahrhaftig? Wer kann sich gemeint fühlen mit diesem Wir, das Israel liebt? Was ist das überhaupt für eine Liebe? Da sind die jüdischen, christlichen und palästinensischen Israelis, da sind die in Berlin lebenden Israelis, da sind die Touristen im Heiligen Land, da ist ein deutsches Milieu, das sich aus unterschiedlichen Motiven so sehr für das Judentum begeistert, dass diese Zuneigung manchen Juden schon wieder auf die Nerven fällt.
We love Israel ist eine spielerische und produktive Auseinandersetzung mit dieser Gemengelage, die Gliederung in sieben Episoden ist klug. Es gibt nicht einen großen Argumentationsbogen, sondern viele, auch widersprüchliche Teilaspekte und persönliche Motive. Brusilovsky und Waldman schlagen ein hohes Erzähltempo an, kommen immer umstandslos zur Sache. Ihnen gelingt, in der offenen Form stringent zu erzählen. Deshalb finden sich auch überall dort verdichtete fiktive Elemente, wo sie schneller zum Kern führen als die bloße Abbildung der Realität.
We love Israel, SWR 2, 22.03 Uhr. Teil 2 am 24. Mai, ebenfalls 22.03 Uhr. Als Podcast in sieben Folgen unter www.swr2.de/hoerspiel sowie in den Apps "SWR2" und "ARD Audiothek".