Aus für "Waldis Club":Dackel mit Katzenpfoten

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Das war's mit "Waldis Club". Die ARD verlängert ihren Vertrag mit Waldemar Hartmann nicht bis zur WM 2014. Doch der gebürtige Franke ging bislang noch aus jeder Niederlage gestärkt hervor.

Matthias Huber

Zumindest die ARD hat genug von "Waldis Club". Eine Vertragsverlängerung bis 2014 wollte sie Waldemar Hartmann nicht anbieten. (Foto: www.waldemarhartmann.de)

Waldi, so heißen in Bayern traditionell Dackel. Und dann dieser Vorspann von "Waldis Club": Da sieht man den Moderator Waldemar Hartmann, von der Brust aufwärts, wie er mit dem überraschten Blick seiner vierbeinigen Namensvetter vorbeifliegenden Fußbällen hinterherstaunt. Diese hat er angeblich selbst gekickt - suggerieren zumindest die Bilder eigentlich viel zu dünner Beinchen, die vom Oberschenkel abwärts immer mal wieder bei diversen Ballkunststückchen gezeigt werden. Katzenhafte Eleganz - in Schauspiel- und Moderationskunst - sieht anders aus. Aber eines hat er mit Miez und Maunz gemeinsam: Waldi Hartmann fällt immer auf die Füße.

Deshalb gibt die Nachricht, "Waldis Club" sei am Ende, erst mal weder Grund zur Sorge oder auch zum Aufatmen. Drei Millionen Zuschauer haben angeblich regelmäßig eingeschaltet, als Waldemar Hartmann und Matze Knop zu später Stunde irgendetwas von den ebenso angeblich "Besten in Europa" trällerten. Und jetzt will die ARD, die "Waldis Club" natürlich auch im Programm der Fußball-EM ausstrahlte, den Stecker ziehen. Oder sich zumindest nicht vertraglich darauf festlegen, die Sendung bis zur Fußball-WM 2014 fortzusetzen. Jedenfalls hat die ARD ihrem "bayerischen Urgestein" - so nennt sich der gebürtige Franke selbst auf seiner Homepage - nur einen Vertrag bis 2013 angeboten.

Der wittert ob dieser Ungeheuerlichkeit eine Verschwörung, waren doch die Einschaltquoten zur EM beachtlich. Zugegeben, ob man bei "Waldis Club" wirklich von "Einschaltquoten" sprechen konnte, sei dahingestellt. Viele werden wohl im einlullenden Dunst einer Serie von Fußballspiel-Nachanalysen in bierseliger Runde schlicht das Abschalten vergessen haben und so bei Waldi gelandet sein. In anderen Zuschauern erwuchs für das unerträgliche Titelsong-Getröte von Hartmann und Knop gar absurde Dankbarkeit: Immerhin erinnerten diese alarmierenden Töne schmerzhaft daran, dass man ab jetzt wirklich gar nichts mehr verpassen würde und es allerhöchste Zeit fürs Bett war.

"Stupido ergo sum"

Es ist nicht das erste Mal, dass Waldi für sein begleitendes Quatschprogramm zu einem sportlichen Großereignis nicht die ihm zustehende Anerkennung von Kritik und Senderverantwortlichen erfährt. "Waldi und Harry" hieß die Pioniertat anlässlich der Olympischen Winterspiele 2006, in der Hartmann und der damalige ARD-Neuzugang Harald Schmidt den Grundstein für zwang- und sinnlosen Talk aus sportlichem Anlass legten. "Stupido ergo sum" textete der Spiegel.

Für das noch zwanglosere Stammtisch-Geplaudere in "Waldis Club", der zur WM 2006 Premiere feierte, musste Waldi einen kleinen Rückschlag verkraften: Schmidt sah sich "bei der WM eigentlich mit dem Hefeweizen meiner Wahl in kurzen Hosen vor dem Fernseher liegen" und stand deshalb von Anfang an nicht als Partner zur Verfügung.

Doch deshalb aufgeben? Waldi doch nicht. 2008 in Peking standen der "Dicke" und der "Lange" wieder gemeinsam für "Waldi und Harry" vor der Kamera.

Jetzt sieht es aber so aus, als müsste sich Waldi für die Fußball-WM in Brasilien einen neuen Freibier-Stammtisch suchen. Dass das Publikum endgültig von den Fußball- und Gesangskünsten des mittlerweile 64-jährigen verdienten Sportjournalisten verschont bleibt, ist trotzdem unwahrscheinlich.

Waldi war schließlich bereits Gastgeber und Drahtzieher so manches erfolgreichen Showkonzepts. Bereits 1990 begleitete er für die ARD die deutsche Nationalmannschaft zum WM-Titel in Italien, er moderierte "Blickpunkt Sport" und interviewte die deutsche Sportprominenz für die Sendung "Augenblicke". Bei zahllosen Meistertiteln des FC Bayern holte sich Waldi als Sportreporter auf dem Feld von den Spielern höchstpersönlich eine Weißbierdusche ab.

Und jedes Mal, wenn eines dieser Engagements mal mehr, mal weniger jäh endete, dann dauerte es nicht lange, bis Waldi an anderer, meist noch prominenterer Stelle wieder auftauchte.

Doch auch wenn sich auf die Schnelle bei der ARD nichts für das Multitalent finden lässt, dann bleibt ja immer noch der Transfermarkt. Markus Lanz, so darf man annehmen, steht ja ab Herbst beim ZDF - quasi die Borussia Dortmund zum FC Bayern der ARD - unter besonderer Beobachtung. Da könnte also bald eine angemessen wichtige Position besetzt werden müssen.

Statt Gottschalk'scher Gummibärchen gäbe es auf der Wetten-dass-Couch ... pardon: am Wetten-dass-Stammtisch dann Weißbier und Brezn. Und Matze Knop könnte zeigen, dass er auch Michelle Hunziker ganz vorzüglich imitieren kann.

Bleibt nur die Sache mit der Einschaltquote: Drei Millionen wären für "Wetten, dass..?" wohl zu wenig.

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