"Vier Frauen und ein Todesfall" in der ARD:Programmfarbe, die auch in Deutschland passt

Vier Frauen und ein Todesfall Folge 1

Polizeikommandant Paulmichl (Raimund Wallisch, links) und die Bäuerin Julie (Adele Neuhauser) in "Vier Frauen und ein Todesfall": Der Tonfall stimmt.

(Foto: ARD/ORF/Hubert Mican)

So wie sie ist, stellt man sich gerne Wien vor, aber auch die österreichische Provinz: Adele Neuhauser bietet Interpretationsansätze für weite Teile ihres Heimatlandes. In der Krimiserie "Vier Frauen und ein Todesfall" demonstriert sie außerdem, wie gutes TV gehen könnte.

Von Katharina Riehl

Österreich ist kein sehr fernes Land, also von hier aus gesehen, aber wie es dort so ist, das erzählt den Deutschen doch auch das Fernsehen - besonders der Tatort, den ja meistens mehr Leute sehen wollen als die Tagesschau.

In Österreich, vor allem in Wien, leben diesen Lehrstunden entsprechend Menschen, die ziemlich verlebt sind, viel zu viel saufen, kein funktionierendes Privatleben auf die Reihe bringen. Und die über all das so charmant hinweggranteln, dass dem Zuschauer das wie ein durchaus vielsprechendes Lebenskonzept vorkommt.

Zu diesen Ermittlern gehört die Majorin Bibi Fellner, die erst seit einiger Zeit gemeinsam mit Oberstleutnant Moritz Eisner im ORF-Tatort zugange ist. Adele Neuhauser spielt diese Bibi, deren Stimme immer klingt wie drei Schachteln Lucky Strike, und bei der man nie ganz genau weiß, wie tief sie eigentlich selber drinsteckt in der Halbwelt. So wie diese Bibi, so will man sich Wien gerne vorstellen.

In Österreich gibt es schon seit einigen Jahren eine Serie, in der Adele Neuhauser Interpretationsansätze für einen weiteren Teil ihres Heimatlandes liefert: die Provinz. Im Dirndl und mit Flechtfrisur spielt sie seit 2005 die Bäuerin Julie aus dem Salzkammergut, die gemeinsam mit drei (wechselnden) Freundinnen auf Miss Marple macht. Die Idee zur der Serie stammt von Wolf Haas, der als Erfinder von Simon Brenner zum besseren Verständnis der österreichischen Seele ja auch schon den einen oder anderen Beitrag geleistet hat.

Die ARD hat die dritte Staffel von Vier Frauen und ein Todesfall jetzt ins Programm genommen. Die beginnt mit einem toten Sohn eines Landadeligen und der Überzeugung der vier Damen, dass der Baum nicht zufällig auf das Auto fiel.

Ein Grund mehr, einzuschalten

Die Serie passt natürlich ganz hervorragend dorthin - weil passt, was man in Sendern Programmfarbe nennt. Eine bestimmt Art von Sendungen läuft zu einer bestimmten Zeit bei einem bestimmten Sender.

Die ARD-Programmfarbe für den frühen Abend sieht montags bis donnerstags fröhliche Kriminalgeschichten aus dem ganzen Land vor. Das ORF-Produkt ist ein gutes Beispiel dafür, dass Fernsehen oft einfach besser ist, wenn es nicht als Teil einer Fließbandproduktion entstanden ist.

Vier Frauen und ein Todesfall hat keine geistreicheren Mordideen, aber die Serie (und besonders Adele Neuhauser) beherrscht den Ton, den es braucht, wenn die Krimihandlung nicht der Grund zum Einschalten ist. Fragt sich nur, ob die Fremdsprachenkenntnisse der deutschen Zuschauer ausreichen, den Ton auch zu verstehen. Österreich kann ein verdammt fernes Land sein.

Vier Frauen und ein Todesfall, ARD, freitags, 18.50 Uhr.

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