"Verstehen Sie Spaß?":Ein "Mallejulah" für Heinos verlorenen Sohn

Er hat's verdient - und zwar jede harte Kritik: Debütant Guido Cantz wird den Showdino Verstehen Sie Spaß? nicht retten.

Hans Hoff

"Hach, Wahnsinn", sagt Guido Cantz einmal, und in dem Moment klingt es fast wie eine Verheißung. So als gehe es nun endlich los, als komme jetzt etwas ganz Besonderes, etwas Außergewöhnliches, etwas Aufregendes. Aber dann geht es doch weiter wie gehabt, so langweilig, so zäh, so öde wie immer bei Verstehen Sie Spaß?.

Dabei steht doch gerade der Neue auf der Bühne, jener Mann, der den in langen Jahren morsch gewordenen Show-Karren aus dem Dreck ziehen soll. Aber der als Erlöser engagierte Nothelfer - der Mann nach Frank Elstner - steht nur da und redet, als hätte man ihn vor der Sendung gezwungen, einen Besenstil zu verschlucken.

Gnadenlose Anbiederung

Wer sich an Guido Cantz schon bei der Sat.1-Show Deal or no Deal gewöhnt hat, muss sich nicht großartig umstellen. Der Kölner Blondling zieht auch sein neues Engagement mit dem gleichen Einsatz durch - was bedeutet, dass er - dem schauspielernden Ottfried Fischer nicht unähnlich - wie hypnotisiert in der Gegend herumsteht und Sätze absondert, die jede Computerstimme lebendiger hinbekäme.

Gnadenlos biedert er sich beim Publikum an. "Was für ein Empfang, großes Kino", sülzt er, als er mit heftigem Beifall begrüßt wird - und behauptet dann mit einer Ironie, die sich höchstens ihm selbst erschließen dürfte, dass Halle an der Saale, wo er seine Premiere feiern darf, seine absolute Lieblingsstadt sei.

Wenn er mal einen Witz macht, dann garantiert einen, der sehr lange ganz unten in der Mottenkiste lag. So erklärt er, dass der örtliche Musikalienheld Georg Friedrich Händel ja bekanntlich den "Messias" mit dem "Halleluja" geschrieben habe. Da sei es schon schön, dass Händel nicht auf Mallorca geboren sei. Sonst hieße der Hit ja "Malleluja".

Ist das ein Hammergag? Bei der ARD glaubt man allen Ernstes daran. Der Unterhaltungschef des federführenden SWR lässt sich vom neuen Star persönlich in der ersten Reihe begrüßen. Das entbehrt nicht einer gewissen Logik. Nur wer so wenig Taktgefühl mitbringt, sich selbst derart penetrant zu präsentieren, kann eine Show-Klamotte wie Verstehen Sie Spaß? tatsächlich verantworten und am Leben erhalten.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum auch Michael Mittermeier den Unterhaltungswert der Show nur kurzfristig anheben kann.

"Kommen wir zum nächsten Film!"

Will man etwas Positives anmerken, muss man lange nachdenken. Irgendwann fällt auf, dass die dusseligen Witzbolde, mit denen Frank Elstner stets nervte, nicht mehr auftauchen. Stattdessen werden nun Komiker eingesetzt wie Michael Mittermeier und Monika Gruber. Die sind so lustig wie immer bei ihren Auftritten, was das Gag-Niveau immerhin ordentlich hebt. Leider fällt die Show direkt nach dem Ende der Zwischenspiele wieder auf sich selbst und den Moderator zurück.

Der ist so redlich bemüht, schlechte Fragen zu stellen und strunzlangweilige Filme anzusagen, dass er kaum dazu kommt, allzu viele seiner eigenen Witzchen abzusondern, was durchaus als Qualität zu werten ist.

Wenn er dann auf der Couch seine Gäste unterhalten muss und gnadenlos scheitert, weil ihm nichts, aber auch gar nichts Geistreiches jenseits von "Kommen wir zum nächsten Film!" einfällt, wird vor allem deutlich, was für ein großer Könner Thomas Gottschalk in vergleichbarer Situation ist.

"Wir brauchen noch Freunde"

Das große Dilemma des Showdinosauriers Verstehen Sie Spaß?, der sich über sage und schreibe fast drei Stunden schleppt, bleiben indes vor allem die lieblos zusammengeschusterten Filme, die höchst selten mit einer originellen Idee und noch seltener mit einer adäquaten optischen Aufbereitung punkten können. Meist werden nur die Nerven von harmlosen Mitmenschen derart geschmacklos und uninspiriert strapaziert, dass man ihnen lieber helfend beispringen möchte, anstatt sich über den Möchtegernscherz zu amüsieren.

Irgendwann sitzt Moderator Cantz auf der Couch und berichtet vom Facebook-Engagement seiner Show. "Wir brauchen noch Freunde", sagt er, und es liegt so etwas wie ein Flehen in seiner Stimme. Fast ist man da versucht, diesen Extremblondierten, der stets ein bisschen wie der verlorene Sohn von Heino wirkt, zu bemitleiden. Dann aber führt der Mann eine neue Rubrik ein: Die heißt "Der hat's verdient" und führt Menschen, die sonst anderen Streiche spielen, in absurde Situationen. Einer Frau, die gerne andere aufs Glatteis führt, wird da die Wohnung umgebaut und mit ungebetenen Gästen besetzt.

Das ist wenigstens in Ansätzen lustig und endet nach der Auflösung mit einem kräftigen "Leck mich am Arsch", das die Vorgeführte an die Adresse des Moderators schickt.

Spätestens da wird deutlich, dass Guido Cantz und seinem öffentlichkeitshungrigen Unterhaltungschef ein fester Platz in dieser Rubrik reserviert werden sollte. Sie haben's verdient.

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