Verkauf von Springer-Titeln an Funke-Gruppe:"Der Fall ist kein Selbstläufer"

Veto aus Bonn: Das Kartellamt hat erhebliche Bedenken, was den Verkauf von Springer-Programmzeitschriften an die Funke-Gruppe angeht. Bei einer möglichen Lösung könnte der Klambt-Verlag eine wichtige Rolle spielen.

Von Caspar Busse

Die interne Datei im Bundeskartellamt in der Causa trägt den Namen "Abmahnung". Das aber ist den beteiligten Parteien ein zu hartes Wort. Sie sprechen lieber von einer "vorläufigen Einschätzung des Bundeskartellamts". Über Begrifflichkeiten kann man streiten, fest steht aber: Die Wettbewerbsbehörde in Bonn hat erhebliche Bedenken gegen den Verkauf der Springer-Programmzeitschriften an die Funke-Gruppe. Eine Entscheidung soll jetzt bis zum 22. April fallen.

Im vergangenen Sommer hatte sich Springer-Chef Mathias Döpfner zum großen Schnitt entschlossen: Er verkaufte die beiden Regionalblätter Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt sowie eine ganze Reihe von Zeitschriften für mehr als 900 Millionen Euro an die Funke-Gruppe in Essen (früher WAZ). Darunter sind auch die Fernsehtitel Hörzu, Funk Uhr, TV Digital und TV Neu. Das Problem: Funke ist selbst in diesem Markt aktiv, unter anderem mit Gong, TV direkt und Bild + Funk.

Das Kartellamt fürchtet, dass durch den Zusammenschluss eine marktbeherrschende Stellung entsteht. Ohnehin herrsche bereits ein Oligopol, der Markt wird also durch ganz wenige bestimmt, ähnlich wie bei Tankstellen, der Wettbewerb wird dadurch gemindert. Außer Springer und Funke gebe es in Deutschland nur noch zwei andere Verlage mit Programmzeitschriften: nämlich der Heinrich Bauer Verlag (TV Hören und Sehen, tv 14) und Hubert Burda Media (TV Spielfilm), teilte das Kartellamt mit.

Wie könnten weitere Zugeständnisse aussehen?

Funke muss also Programmzeitschriften verkaufen - an einen Externen. Genannt wird als möglicher Käufer immer wieder der Klambt-Verlag. Funke und Springer hatten bereits Vorschläge gemacht, aber die haben dem Kartellamt bisher nicht gereicht. "Ein Lösung der wettbewerblichen Probleme ist aus unserer Sicht nach wie vor möglich. Hier besteht aber noch deutlicher Verbesserungsbedarf", mahnte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Dienstag. Doch wie könnten weitere Zugeständnisse aussehen? Gibt Funke zu viel ab, lohnt sich vielleicht irgendwann das Geschäft nicht mehr.

Trotzdem geben sich alle Seiten betont zuversichtlich, das Großgeschäft noch über die Bühne zu bringen. Der Deal als Ganzes sei mit der Mitteilung des Kartellamts nicht gefährdet, teilte ein Funke-Sprecher mit: "Ganz im Gegenteil, es erleichtert den Fortgang des Verfahrens, da in vielen Punkten jetzt konkrete Planungssicherheit besteht." Der Paketverkauf der Regionalzeitungen und der Frauenzeitschriften ist bereits abgesegnet. Nach wie vor aber gilt, was Kartellamtschef Mundt ganz am Anfang gesagt hat: "Der Fall ist kein Selbstläufer."

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