Verkauf der Saarbrücker Zeitung:Typisch saarländische Lösung

Der Ausverkauf der Tageszeitungen bei Holtzbrinck geht weiter. Jetzt wechselt auch die Saarbrücker Zeitung ihren Besitzer. Die neuen Eigentümer könnten eine Gefahr für die Unabhängigkeit der wichtigsten saarländischen Tageszeitung darstellen: Sie stehen der CDU, SPD und FDP nahe.

Marc Widmann

Über das Saarland wird im Rest der Republik gern geschmunzelt, weil sich hier alle duzen, eng aufeinander sitzen und Kitzliges meist unter sich regeln. Da wäre es eigentlich besonders wichtig, dass die einzige richtige Tageszeitung des kleinen Landes wirklich unabhängig ist.

Stattdessen haben die Saarländer nun wieder eine typisch saarländische Lösung gefunden: Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck trennt sich von ihrer Mehrheit an der Saarbrücker Zeitung, wie am Mittwoch bekannt wurde. Sie verkauft das Monopolblatt jedoch nicht an einen anderen Verlag, sondern an die "Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar" (GSB).

Diese GSB soll die staatsbürgerliche Bildung fördern, was durchaus ehrenwert ist. Sie ist jedoch nicht gänzlich politikfern: Ihre Gesellschafter sind die drei politischen Stiftungen an der Saar, die CDU, SPD und FDP nahestehen. Zum Führungskreis gehört beispielsweise auch der langjährige Innenminister Friedel Läpple (SPD). Steht die einzige Zeitung des Landes also bald indirekt unter dem Einfluss der Regierenden? "Das ist eine Parteilösung, die nicht gerade zur Unabhängigkeit einer Zeitung beiträgt", sagt Grünen-Landeschef Hubert Ulrich.

Die künftigen Eigentümer beteuern, sie würden das Blatt als politisch unabhängige Zeitung erhalten. Überhaupt wolle man die Mehrheit nur zeitweilig übernehmen und einen neuen Besitzer suchen. Von einem Kaufpreis in dreistelliger Millionenhöhe ist die Rede. Schon jetzt hält die GSB 26 Prozent an der Saarbrücker Zeitung. Als das Blatt 1969 aus dem langjährigen Staatsbesitz wieder in private Hände überging, wollten sich die Saarländer auf diese Weise quasi eine saarländische Sperrminorität sichern.

Der Verleger Stefan von Holtzbrinck setzt mit der Trennung seine Verkaufsserie von Zeitungen fort. Im Jahr 2009 hat er bereits den Tagesspiegel und 50 Prozent an der Wochenzeitung Die Zeit veräußert, 2011 wurde der Verkauf von 51 Prozent des Südkurier-Medienhauses bekannt.

Zur jetzt abgestoßenen profitablen Unternehmensgruppe gehören auch der Trierische Volksfreund, die Lausitzer Rundschau aus Cottbus, der Pfälzische Merkur aus Zweibrücken sowie diverse Firmen. "Wir wollen uns auf weniger Standbeine konzentrieren", sagt Holtzbrinck. Tageszeitungen zählen offenkundig nicht mehr dazu.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: