US-Medien:Späte Buße

Stephen Glass

Zahlt 10.000 US-Dollar zurück: Plagiator Stephen Glass.

(Foto: AP)

Der Autor Stephen Glass war in den späten Neunzigern eine Art amerikanischer Tom Kummer: Viele seiner Artikel hatte er sich nur ausgedacht. Jetzt hat er einem seiner alten Auftraggeber einen dicken Scheck geschickt.

Von Viola Schenz

Stephen Glass gehört zu den Menschen, deretwegen Journalisten auf der Skala der angesehensten Berufe irgendwo zwischen Gebrauchtwagenhändler und Staubsaugervertreter liegen. Der heute 43 Jahre alte Amerikaner galt in den späten Neunzigerjahren als großes Talent, er schrieb lange Reportagen für angesehene Magazine wie The New Republic oder Harper's Magazine Bis sich herausstellte, dass viele dieser Geschichten in Teilen oder in Gänze erfunden waren - er war so eine Art amerikanischer Tom Kummer. 2003 wurde sein Fall unter dem Titel Shattered Glass verfilmt.

Jetzt hat sich Glass zurückgemeldet, in Form eines Schecks über 10 000 Dollar an die Harper's-Redaktion - als Wiedergutmachung für einen jener fabulierten Texte, die die Zeitschrift damals in Misskredit brachten. "Ich möchte diesen Teil meiner vielen Verstöße wiedergutmachen", teilt Glass in einem Schreiben an das Magazin mit, das die New York Times auf ihrer Website zeigt. "Ich verstehe, dass die Rückzahlung mein Fehlverhalten nicht ausgleichen oder ungeschehen machen wird." Doch er habe das Geld, das ihm Harper's damals gezahlt habe, nicht verdient, so Glass weiter. Daher solle es zurückgegeben werden. Zwischen 5000 und 7000 Dollar sei ihm damals gezahlt worden, er hoffe, die 10 000 Dollar deckten den Betrag plus Zinsen.

Man kann sich jetzt wundern, wie viel Honorar früher mal, in den guten Zeiten des Magazinjournalismus, geflossen ist. Und was Glass mit der Aktion tatsächlich bezweckt. Den beruflichen Wiedereinstieg? Eine ordentliche Profession hat er nämlich nicht. Als seine Betrügereien aufgeflogen waren, studierte Glass Jura; er wurde aber nie zum Anwaltsberuf zugelassen, weil man ihn für "moralisch untauglich" befand. Im Zuge dieser Zulassungsprüfung kam heraus, dass Glass von 2001 bis 2004 an die hundert handgeschriebene Entschuldigungsbriefe an betroffene Redakteure geschickt hatte.

Sein Scheck war wohl echt und gedeckt. "Wir haben den Scheck eingelöst", twitterte Harper's tags darauf.

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