TV-Tipps zu Ostern:Sauerkraut und ausgewalzte Wölfe

Charlie Chaplin Der große Diktator

"Der große Diktator" wird Ostern 2014 auf 3Sat zu sehen sein.

(Foto: Arte/Roy Export Company/obs)

In "Mars Attacks!" entfachen putzige Marsianer ein flammendes Inferno, der 125. Geburtstag von Charlie Chaplin wird mit zwei Klassikern und einem Biopic begangen, und "Der mit dem Wolf tanzt" ist lang. In der Extended Version sogar noch ein bisschen länger. Die Film-Highlights der Osterfeiertage.

Von Martin Pfnür

Marsianer & Agenten: die Komödien

"Mars Attacks!", Samstag, 17.55 Uhr, RTL II

Bevor am Ostersonntag die Auferstehung Christi gefeiert wird, bittet man am Karsamstag auf RTL II zum (Fast-)Weltuntergang. So amüsant wie in Tim Burtons Science-Fiction-Komödie "Mars Attacks!" dürfte dieser bisher allerdings selten vonstatten gegangen sein: Putzig daherschnatternde Marsmännchen landen in scheinbar friedlicher Absicht in der Wüste von Nevada, wo sie von einem Empfangskomitee um Jack Nicholson als US-Präsident begrüßt werden. Dann fliegt eine Friedenstaube gen Himmel - und die Dinge nehmen einen sehr unguten Lauf für die heillos unterlegene Erdbevölkerung.

"Austin Powers - Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat", Sonntag, 22.15 Uhr, Super RTL

Im ersten Teil der James-Bond-Parodie wird der 30 Jahre lang eingefrorene Superagent Austin Powers wieder aufgetaut, um die Welt vor seinem Erzfeind Dr. Evil (beide Mike Myers) zu bewahren. Das macht er dann mit ordentlich Überbiss, einer Menge Fettnapf-Hechtsprüngen und assistiert von einer bezaubernden Liz Hurley. Ein süffiger Klamauk, der die Klischees der Flower-Power-Generation ebenso lustvoll aufgreift wie jene der Agentenfilme aus den Sechzigern. Durchaus groovy!

"Pappa ante Portas", Montag, 22.15 Uhr, RBB

In der vielleicht großartigsten Loriot-Komödie muss dieser als Heinrich Lohse, anfangs noch Einkaufsdirektor bei der Deutschen Röhren AG, mit seinem plötzlichen Vorruhestand klarkommen. Oder besser: Seine Frau Renate (Evelyn Hamann) muss mit ihrem nun ebenso dauerpräsenten wie unausgelasteten Mann klarkommen, denn der hat sich spürbar von seiner Familie entfremdet. Wortwitz, Situationskomik und ein Gespür für abstruse deutsche Befindlichkeiten, es ist alles da, was diesen Meister des Humors ausmachte. Kraweel! Kraweel!

"Der große Diktator" Samstag, 20.15 Uhr, 3Sat und "Goldrausch", Sonntag, 21.00 Uhr, 3Sat

In "Der große Diktator" war erstmals auch Charlie Chaplins Stimme zu hören - und wie! Als Adenoid Hynkel, Diktator von Tomainia, gibt Chaplin in Fantasiesprech einen schwer cholerischen Hitler, der sich mit rollendem "r" über das "Sauerkraut", den "Blitzkrieg" oder die "Leberwurst" ereifert und selbstredend die Weltherrschaft anstrebt. Das schöne Wort "Schtonk" erfindet er dabei ebenfalls - und inspirierte Helmut Dietl damit Jahrzehnte später zu einem Filmtitel.

In "Goldrausch" von 1925 ist Chaplin dagegen noch der namenslose "Tramp", der sich, gepackt vom allgemeinen Goldrausch, nach Alaska aufmacht. Statt auf Gold zu stoßen, landet er dabei anfangs in einer Berghütte, wo er sich, gänzlich ausgehungert, ein Mahl zubereitet, das bald in die Filmgeschichte einging. Viel schöner und subtiler als in "Goldrausch" wurde die Gier nach Gold und Geld wohl selten angeprangert.

Das Leben des Tramp & Schwedische Hitmaschinen: die Biopics

"Chaplin", Sonntag, 20.15 Uhr, Tele 5

Wer sich noch etwas intensiver mit dem Leben von Charlie Chaplin befassen möchte, der in dieser Woche 125 Jahre alt geworden wäre, dem sei Richard Attenboroughs detailliertes Biopic "Chaplin" empfohlen. Robert Downey Jr. erzählt hier als gealterter Chaplin aus der Retrospektive seine bewegende Geschichte, in der ein Junge aus ärmlichen Londoner Verhältnissen früh zum Millionär wird, Probleme mit dem FBI und den Frauen bekommt, und 1972 schließlich den Ehrenoscar für sein großartiges Lebenswerk erhält.

"ABBA - Der Film", Montag, 23.15 Uhr, NDR

In Lasse Hallströms "ABBA - Der Film" von 1977 verfolgt der leicht verpeilte, fiktive Reporter Ashley Wallace (Robert Hughes) die schwedische Popband ABBA auf ihrer Tour durch Australien. Er möchte ein Interview mit der Band führen, doch bis dahin ist es ein weiter Weg für Wallace. Immer wieder verpasst er Gelegenheiten, verschläft, vergisst seinen Presseausweis. So gibt es eine Menge stimmungsvoller Konzertmitschnitte, Interviews mit euphorischen Fans, leicht gekünstelte Einblicke in den Touralltag der Band - und am Ende doch noch das Interview.

Filme für Kinder & Klassiker

Tierische Abenteuer: Filme für Kinder

"Das Dschungelbuch", Freitag, 20.15 Uhr, RTL

Die Disney-Verfilmung von Rudyard Kiplings bekanntestem Buch gehört zweifellos zu den Höhepunkten in der Geschichte des Zeichentrickfilms. Allein das hervorragend synchronisierte musikalische Feuerwerk, das etwa Affenkönig Louie ("Ich wär so gern wie du") und Balu der Bär ("Probiers mal mit Gemütlichkeit") für das Findelkind Mowgli abbrennen, lohnt das Einschalten. Vor allem aber ist das Dschungelbuch eine wunderbare Geschichte über die Freundschaft - in diesem Fall eben zwischen Mensch und Tier. Sehr erstaunlich übrigens: Obwohl das Dschungelbuch bereits 1967 erstmals im Kino lief, feiert der Film erst jetzt seine Free-TV-Premiere in Deutschland.

"Madagascar", Samstag, 20.15 Uhr, Sat1

Auch im computeranimierten "Madagascar" geht es tierisch zu: Vier New Yorker Zootiere - ein Zebra, ein Löwe, eine Giraffe und ein Nilpferd - beschließen, ihrem entspannten Leben im Central Park Zoo zu entfliehen. Sie wollen endlich mal etwas erleben, und so verschlägt es sie schließlich bis nach Madagascar. Problem: Alex, der Löwe, bekommt langsam tierisch Hunger und erinnert sich an seinen Jagdtrieb. Ein gleichfalls sehr liebevoll synchronisierter Kinderfilm mit viel Witz - unter anderem mit den Stimmen der kompletten Fantastischen Vier sowie von Jan-Josef Liefers und Bastian Pastewka in Szene gesetzt.

Schmetterling und Godfather: die Klassiker

Forrest Gump, Freitag, 17.15 Uhr, Sat1

Wenngleich erst 20 Jahre alt, darf man "Forrest Gump" guten Gewissens schon jetzt zu den Klassikern der Filmgeschichte zählen. Denn die Art und Weise, wie Regisseur Robert Zemeckis in diesem mit fünf Oscars ausgezeichneten Meisterwerk anhand der kurvenreichen Vita des leicht debilen Forrest Gump (großartig: Tom Hanks) von der amerikanischen Geschichte (primär zwischen den 50er und 70er-Jahren) erzählt, ist ebenso klug wie anrührend.

Papillon, Freitag, 22.00 Uhr, 3Sat

Franklin J. Schaffners "Papillon" zählt unbestritten zu den Highlights in Sachen Gefängnisfilm. Im Mittelpunkt steht Henri Charrière (Steve McQueen), aufgrund seiner Schmetterlings-Tätowierung auch "Papillon" genannt, der aufgrund eines vermeintlichen Mordes zu lebenslanger Haft in der Strafkolonie Französisch-Guayana verurteilt wird. Papillon will das jedoch partout nicht hinnehmen. Unterstützt durch den gewieften Fälscher Dega (Dustin Hoffman), versucht er äußerst trickreich immer wieder zu fliehen - wird jedoch auch immer wieder eingefangen und mit drakonischen Strafen belegt. Ein großartiger Film über den absoluten Willen zur Freiheit.

Der Pate I-III, Teil I Samstag, 22.20 Uhr, Teil II Sonntag 22.10 Uhr, Teil III Montag 22.05 Uhr, 3Sat

Mit "Der Pate", nach dem Roman von Mario Puzo, schrieb Francis Ford Coppola sehr eindrucksvoll Filmgeschichte. Über Jahrzehnte und Generationen hinweg geht es tief hinein in die Verstrickungen und Machenschaften einer New Yorker Mafia-Familie, in deren Zentrum zuerst Marlon Brando als Don Vito Corleone, später dann Al Pacino als Michael Corleone stehen. Kurz: episch, intensiv, brillant.

Indianerfilme & spirituelles Kino

Der Ruf der Wildnis: Aussteiger- und Indianerfilme

Into the Wild, Freitag, 20.15 Uhr, ARD Eins-Festival

Für Sean Penn, sonst eher als Schauspieler bekannt, bedeutete "Into the Wild" auch den endgültigen Durchbruch als Regisseur. Als Vorlage diente dem Film die wahre Geschichte des jungen amerikanischen Aussteigers Christopher McCandless (Emile Hirsch), der, angeekelt vom überbordenden Materialismus um ihn herum, in die amerikanische Wildnis (erst mit dem Kajak den Colorado River gen Mexiko herunter, später nach Alaska) aufbricht. Eine bewegende Geschichte voller schöner Bilder.

Der mit dem Wolf tanzt, Samstag, 20.15 Uhr, RTL II

Auch John Dunbar (Kevin Costner), Nordstaaten-Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg, kann man als Aussteiger bezeichnen, wendet sich dieser doch bewusst von seinen Landsleuten ab, um auf entlegenem Außenposten im Indianergebiet ein Einsiedler-Dasein zu führen. Als er dort auf Indianer des Lakota-Stamms trifft, ist man sich erst mal nicht recht geheuer, bis schließlich eine Frau ins Spiel kommt, Dunbar sich langsam aber sicher mit Sprache und Gebräuchen der Indianer vertraut macht, und schließlich selbst zum Indianer wird. RTL II zeigt diesen wunderbar authentischen Film über die langsamen Annäherungen gänzlich unterschiedlicher Kulturen nun in einer Extended-Version.

Apocalypto, Montag, 23.30 Uhr, Kabel1

Als Regisseur hat es Mel Gibson (u.a. Die Passion Christi, Braveheart) gern martialisch. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, in "Apocalypto" jedoch ganz hervorragend: Noch unentdeckt von der alten Welt, wird um 1500 herum im Reich der Maya eine Dorfgemeinschaft zwecks ritueller Opferung von Menschenjägern verschleppt. Durch eine glückliche Fügung können sich einige der Gefangenen retten, und es entspinnt sich eine Verfolgungsjagd durch den Dschungel, die an Rasanz und Intensität kaum zu überbieten ist. Komplett in Maya-Sprache gehalten, gelang Mel Gibson mit "Apocalypto" ein brillanter Höllenritt zwischen Action und Historie.

Bibel-Epos & Deutsche Mystik: der spirituelle Film

Die Bibel, Episoden 1-3: Donnerstag, 20.15 Uhr, Episoden 4-6: Freitag, 20.15 Uhr, Episoden 7-10: Samstag 20.15 Uhr

Ganze zehn Stunden dauert die ambitionierte Verfilmung der bekanntesten Geschichten aus dem Neuen und dem Alten Testament mit dem schlichten Titel "Die Bibel". Von Adam und Eva über die Arche Noah und den Auszug aus Ägypten bis hin zu Geburt, Leben, Tod und Auferstehung Jesu - Regisseur Mark Burnett versucht so ziemlich alles, was die Bibel an großen Geschichten bereithält, in Bilder zu packen. Ein Versuch, der zwar durchaus wuchtig und opulent daherkommt, bei aller Kostümpracht aber leider kaum etwas Substantielles zu bieten hat.

Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen, Freitag, 20.15 Uhr, 3Sat

Es ist besonders Barbara Sukowas tolle schauspielerische Leistung in der Hauptrolle, die diesen Film zu einem durchaus sehenswerten macht. In "Vision" zeichnet Regisseurin Margarethe von Trotta den Lebensweg der Universalgelehrten (Religion, Medizin, Musik, Ethik, Kosmologie) Hildegard von Bingen nach, die im Deutschland des 12. Jahrhunderts, also im Hochmittelalter lebte. Und so entspinnen sich die Konflikte insbesondere an den religiösen Visionen der Kirchenfrau, die bei Mönchen und Pröbsten erst ein Mal eher weniger gut ankommen.

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