TV-Serie:Transfer-Gesellschaft

Im fremden Körper

Alte Seele, neuer Körper: Florian (Arieh Worthalter) und seine Frau Sophie (Toinette Laquière).

(Foto: Laurent Thurin-Nal)

Ein Thriller über eine Zukunft, in der die Medizin recht weit geht. Der Familienvater Florian Bassot hat einen Unfall - und wacht fünf Jahre später in einem fremden Körper auf.

Von Viola Schenz

Jetzt, da man es sich im Serienzeitalter bequem eingerichtet und sich daran gewöhnt hat, dass diese Geschichten vornehmlich an bestimmten Orten (Nordamerika, Großbritannien, Skandinavien) spielen und vornehmlich in der Vergangenheit (Downton Abbey, Mad Men, Boardwalk Empire) oder vielleicht noch halbwegs in der Gegenwart (Homeland, Breaking Bad, Borgen), da klingt es doch recht erfrischend, wenn etwas mal anders daherkommt. In diesem Fall ist der Ort Frankreich, die Sache spielt in der Zukunft, und ein Thriller wird einem bei Im fremden Körper von der Arte-Redaktion obendrein versprochen.

Während eines Bootsausflugs hat Familienvater Florian Bassot einen Unfall. Fünf Jahre später erwacht er aus dem Koma, allerdings in einem fremden Körper. Medizin und Technologie sind weit fortgeschritten, so wurde es möglich, den Geist eines Menschen in den Körper eines anderen zu transferieren. Doch nicht immer gelingt das, viele Körper stoßen die fremden Identitäten ab, die Betroffenen verfallen dem Wahnsinn und gefährden ihre Umwelt. Der Eingriff ist daher nicht mehr erlaubt. Florian kam illegal zu seinem neuen Körper, er gehörte dem Polizisten Sylvain Bernard, der bei einer Operation starb. Florian muss nun dessen Identität annehmen, er darf nicht in sein altes Dasein zurück und verzweifelt an diesem Doppelleben: Er kann seine Frau nur heimlich treffen und muss als Polizist der Sondereinheit BATI Jagd auf illegal Transferierte machen - obwohl er selbst einer ist.

Es bleibt unklar, in welchem Jahr all das spielt, angedeutet ist eine nicht allzu ferne Zukunft mit Technologien, die sich bereits jetzt abzeichnen. Die Menschen tippen auf Tastaturen, die unsichtbar auf Schreibtischoberflächen eingelassen sind, Telefone werden wie Hörgeräte hinters Ohr geklemmt, von Armbändern lassen sich Displays auf den Handrücken übertragen. Die Gesellschaft ist gespalten in Unterstützer und Gegner der neuen Medizin und Technologien, Kirche und Glaube sind wieder wichtig. Unrealistisch scheint jedoch, dass in jenen frommen Zeiten an jeder Straßenecke Prediger in Jeansjacken, Schlaghosen und Baseballmützen gegen Transferierte wettern, wo sich doch Appelle und Debatten längst in die sozialen Medien verlagern. Unerzählt bleibt auch, warum es überhaupt so viele Transferierte gibt.

Es kommt zu vielen Nebenhandlungen, und bei einigen ist klar, dass sie der Gesamtgeschichte nicht direkt dienen, sondern dass sie eben 342 Minuten Serie mitfüllen müssen. Trotzdem: Im fremden Körper ist spannend erzählt (Buch: Claude Scasso, Patrick Benedek) und wurde aus gutem Grund auf dem Pariser TV-Festival Séries Mania 2017 als beste französische Serie ausgezeichnet.

Im fremden Körper, Arte, 16. und 23. November, je drei Folgen, von 20.15 Uhr an.

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