TV-Serie "Once Upon A Time":Schneewittchen zahlt jetzt Miete

Was passiert, wenn Märchenfiguren in die reale Welt entlassen werden? "Once Upon A Time" macht aus Kinder-Erzählungen eine Serie für Erwachsene mit dem Bedürfnis nach ein wenig Weltflucht. Von diesem Mittwoch an läuft der US-Erfolg auf Super-RTL.

Katharina Riehl

Das Übel beginnt mit einer Hochzeit. So etwas soll ja vorkommen - nur in Märchen tut es das eigentlich nie. Es ist die Hochzeit von Schneewittchen und dem Prinzen, er hat sie aus dem gläsernen Sarg und vor der bösen Stiefmutter gerettet und er hat sie zum Traualtar geführt. Alle sind gekommen, um das Paar zu feiern, nur die böse alte Hexe ist gekommen, um das Paar zu zerstören. Sie spricht einen Fluch aus und bald darauf sind alle Märchenfiguren in einer fernen und schrecklichen Welt gefangen: dem US-Bundesstaat Maine.

Den amerikanischen Fernsehzuschauern ist in den vergangenen Jahren viel Retro-Chic präsentiert worden, Geschichten aus jenen alten Zeiten, in denen das Leben wahrscheinlich auch nicht einfacher, aber zumindest die Rollenverteilungen etwas übersichtlicher waren. Mad Men natürlich, wo am Beispiel einer Werbeagentur vom Geschlechtergefüge der 60er Jahre erzählt wird; Pan Am versuchte ähnliches an Bord von Flugzeugen, aber mit weniger Erfolg. Downton Abbey spielt in einem Herrenhaus und zu Beginn des 20. Jahrhunderts und schaffte es aus England in die USA.

Eine Art Höhepunkt dieses Trends war es also schon, als in der vergangenen TV-Saison gleich zwei neue Serien starteten, in denen Märchenfiguren die Hauptrollen spielten. Der Sender NBC zeigte Grimm, eine düstere Fantasy-Geschichte mit loser inhaltlicher Verbindung zu den Grimmschen Märchenbrüdern. Der Disney-Kanal ABC nahm Once Upon A Time ins Programm - der Geschichte des verbannten Schneewittchens gelang der erfolgreichste Start unter den zahlreichen Drama-Serien; für ABC war es der erfolgreichste Serienstart seit fünf Jahren.

Ein älteres Publikum finden

Die farbenfrohe Umsetzung des klassischen Märchenkanons ist natürlich schon immer eine Kernkompetenz der Firma Disney gewesen. Once Upon A Time macht aus den Erzählungen für Kinder nun eine Serie für Erwachsene mit dem Bedürfnis nach ein wenig Weltflucht. Von diesem Mittwoch an läuft Once Upon A Time im deutschen Free TV, bei Super RTL, der Sender gehört zu je 50 Prozent der RTL Gruppe und Walt Disney. Dorthin gekommen ist die Serie nicht direkt über Disney, RTL hat die Rechte daran erworben und zeigt sie auch im Pay-Kanal Passion und die Wiederholung im RTL-Hauptprogramm. Der Kindersender Super RTL, so wohl der Gedanke, könnte mit den Märchen für Große ein älteres Publikum finden, also eins, das auch nach 20.15 Uhr noch fernsieht.

Scheitern könnte das allerdings leicht daran, dass Once Upon A Time im Grunde eher albern ist. Schneewittchens (Ginnifer Goodwin) Liebesgeschichte wird in Rückblenden erzählt, in der tristen Gegenwart will ein kleiner Junge die Figuren aus dem Exil befreien, mit Hilfe eines alten Buchs. Dass so etwas am Ende meistens gerade noch gut ausgeht, weiß man natürlich von Michael Endes Unendlicher Geschichte und der glücklichen Rettung Phantasiens.

Literaturgeschichtlich so genau geht es bei Once Upon A Time übrigens nicht: Im US-Exil zum Beispiel leben überraschenderweise Pinocchio und sein Schöpfer. Zu Schneewittchens Hochzeit waren die sonst sicher nie eingeladen.

Once Upon A Time, Super RTL, mittwochs, 20.15 Uhr.

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