TV-Quoten der Woche:Was lief, was floppte?

Klar, dass während Olympia Sport-Übertragungen funktionieren. Aber was geht sonst noch gut? Und was gar nicht? Hier gibt es die TV-Quoten der Woche.

Rupert Sommer

Goldglanz in Deutschlands Wohnzimmern: Wenn Fußball-Weltmeisterschaften zu feiern sind, muss der Wimpel aufs Autodach. Und wenn in langen dunklen Winternächten Ski-Amazonen durch die klirrende Kälte stürmen, um sich mit der berühmten ruhigen Hand zum Biathlon-Sieg zu schießen, dann ist Fernsehen wieder oberste Staatsbürgerpflicht.

Seit einigen Tage wird das leise Mitsummen von Nationalhymnen auch im Kollegenkreis toleriert. Sportheroinnen wie Maria Riesch werden nach Niederlagen an dem einen Tag gestützt und am nächsten in den Himmel gelobt. Und alle hässlichen Risse, die sich durch die in vermeintlich Alt und ewig Jung zweigeteilte Fernsehgesellschaft ziehen, sind wieder gekittet. Kurzum: Es ist Olympiazeit, Zeit für Rekorde, Statistiken und Zahlenfetischismus.

Ganz oben auf dem Siegertreppchen steht seit Donnerstag glücklich grinsend das ZDF: 7,79 Millionen Gesamtzuschauer fieberten hier beim 15-Kilometer Biathlon-Rennen der Damen mit - und sicherten den Mainzer Sportsfreunden mit einem ersten Einschaltrekord die Goldmedaille.

Die Fans von Riesch

Den eigentlichen Höhepunkt des Sportabends, das Kombinations-Gold für Maria Riesch, bekamen dagegen 130.000 Fans weniger mit - um 21:45 Uhr gab es viele andere TV-Verlockungen. Dass sich mit dem olympischen Sportprogramm auch die von der Werbewirtschaft umbuhlten 14- bis 49-Jährigen für die vermeintlichen Rentnersender erwärmen konnten, belegt der Zulauf von 2,27 Millionen Jüngeren für die Slalom-Übertragung im ZDF.

Dumm nur, dass Olympia die Kassen von ARD und ZDF bislang kaum klingeln lässt - und dass, obwohl attraktive Wettbewerbe wie das Damenwettschießen am Vorabend und damit in der knapp bemessenen Werbezeit der Öffentlich-Rechtlichen zu sehen war. Unisono beklagen die TV-Spotverkäufer von ARD und ZDF die Buchungsflaute. Zu Schnäppchenpreisen ab 77.000 Euro können noch kurzfristig zwölf 20-Sekunden-Spots gebucht werden. Einfach anrufen, die Kollegen freuen sich.

Doller Unterhaltungssaurier

Deutlich älter als in Vancouver sahen ARD und ZDF natürlich noch beim heimischen Faschingsendspurt aus - wenngleich das Siechtum vieler Festsitzungen sich sicher auch im nächsten Jahr fortsetzen wird. Der dolle Unterhaltungsdinosaurier Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht konnte sich in diesem Jahr sogar erfolgreich gegen Quotenverfall und die Aussterbeangst aufbäumen: Mit aktuellen 6,58 Millionen Frohsinnigen schalteten sich wieder 100.000 mehr als beim Allzeit-Tief im Vorjahr zu.

Dennoch liegen die Zeiten, in denen es die rüstigen Karnevalsjecken noch über die Acht-Millionen-Latte schafften, nun auch schon mehr als fünf Jahre zurück.

Sportlich frisch stürmt auch die ARD zu Quotentriumphen - und zwar allen voran samstags mit den Bundesliga-Berichten der Sportschau. 7,77 Millionen saßen bei der großen Ruud-van-Nistelrooy-Gala in der ersten Reihe.

Doch dass nicht jeder rollende Ball die Massen mitreißt, bekam der Bällchensender Sat.1 zu spüren: Die Donnerstagsspiele der Europa League, die Partien FC Twente Enschede - Werder Bremen (2,55 Millionen Fans) und Hamburger SV - PSV Eindhoven (3,47 Millionen Zuschauer), fanden deutlich zu wenig Zuspruch, um nicht mit hohen Lizenzkosten in die Abseitsfalle zu tappen. Und jetzt wieder zurück zum Fahnenappell. Olympia ruft. TV-Pflicht ruft.

Marktanteile (Jahreswerte bis inklusive Donnerstag): ARD 13,3 Prozent, ZDF 13,3 Prozent, RTL 12,8 Prozent, Sat.1 9,8 Prozent, Pro Sieben 6,1 Prozent.

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