TV-Nachlese:"Tatort"-Nachlese: Das Elend der Männerwelt

Lesezeit: 2 min

Ganzer Körpereinsatz: Kriminalhauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) lernt am PC Gebärdensprache. (Foto: SR/Manuela Meyer)

In Saarbrücken reißen sie flache Witze über Frauen. Gut, dass wenigstens Kommissar Stellbrink an seinen Vorurteilen gegenüber Gehörlosen arbeitet.

Kolumne von Julian Dörr

Darum geht es:

Georg Weilhammers Affäre stirbt beim Sex im Hotel. Weil der brave, spießbärtige Familienvater sein Saubermann-Image aufrechterhalten will, muss er die Frau verschwinden lassen. Doch der gehörlose Ben Lehner erfährt zufällig von seinem Plan - weil er Weilhammers Lippen durch das Autofenster liest. Lehner beginnt den Familienvater zu erpressen.

Für die Kommissare Stellbrink und Marx ist das ein verwirrender Fall: wahlloses Täterraten, jeder darf mal verdächtig sein und Ermittlungsergebnisse stolpern von selbst um die nächste Plotecke. Solange bis alle Motive aus der Hall of Fame des Kriminalfilms mal im Raum standen: Geld, Erbstreit, Eifersucht, Familienzwist und Sex.

Lesen Sie hier die Rezension von SZ- Tatort-Kritiker Holger Gertz:

ARD-Krimi aus Saarbrücken
:Aus einer guten Absicht wird ein schwacher "Tatort"

Der Fall ist zwar interessanter als je zuvor in Kommissar Stellbrinks Saarbrücken - trotzdem schauen sich am Ende alle ratlos an.

TV-Kritik von Holger Gertz

Bezeichnender Dialog:

Kommissarin Lisa Marx sucht den Tatverdächtigen Bernd Ehmke auf, der vor seiner Werkstatt Holz sägt.

Marx: "Herr Ehmke? Hallo?"

Ehmke hört sie nicht. Marx schaut sich eine Kiste mit gespaltenem Holz an. Ehmke lässt die Maschine auslaufen und dreht sich zur Kommissarin um, Zigarette im Mund.

Ehmke: "Hallo schöne Frau. Kann ich helfen?"

Marx, Holzkeil in der Hand: "Ist das gut durchgetrocknet?"

Ehmke: "So trocken, zäh und hart wie alles bei mir."

Marx: "Das klingt gut. Was nehmen sie dafür?"

Ehmke (kommt näher, betrachtet Marx von oben bis unten): "Normalerweise Geld, bei ihnen könnt ich mir aber auch ein Tauschgeschäft vorstellen."

Beide lachen, Ehmke dreckig, Marx falsch. Dann zückt die Kommissarin ihren Ausweis: "Lisa Marx. Kripo."

Die besten Zuschauerkommentare:

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Beste Szene:

Zwischen flachen Witzen und Integrationsarbeit findet der Saarbrücker Tatort langsam so etwas wie Selbstironie. Roller-Liebhaber Stellbrink schafft gleich zu Beginn große Meta-Kritik. "Nur rumstehen und intelligent gucken reicht nicht, wenn man Kommissarin werden will", sagt er zu Neuzugang Mia Emmrich.

Flop:

Im Tatort "Totenstille" geht es um Klischees und Vorurteile. Einige werden aufgearbeitet, die meisten bestätigt. König der Sparwitze ist in dieser Folge Horst Jordan, Chef der Spurensicherung. Als er und Stellbrink die Aufnahmen der Hotelüberwachungskamera sichten, verscheucht er die Angestellte mit den Worten: "Wir gucken Filme lieber ohne Frauen." Höhö.

Top:

Das Gute an dieser Folge ist das, was fehlt: Staatsanwältin Dubois. Deren Rolle ist auf einen kurzen Auftritt zusammengeschrumpft. Fast so, als sei den SR-Redakteuren endlich aufgegangen, wie überflüssig diese Figur eigentlich ist.

Beste Auftritte:

Und noch etwas Gutes hat die Kürzung der Staatsanwältin. Kommissarin Lisa Marx bekommt mehr Raum - und der steht ihr gut. In "Totenstille" darf sie sich mit Kommissarsanwärterin Mia Emmrich gegen die Macho-Welt verschwestern (Marx: "Manche Frauen ziehen einfach alles Elend der Welt an.", Emmrich: "Der Männerwelt. Zum Glück gibt's ja auch noch Frauen.") Auch Sandra Maren Schneider überzeugt und spielt diese junge Polizistin mit einer Leichtigkeit, die dem Saarbrücker Tatort sonst abgeht. Ein gesunder Ausgleich zu Ben Lehner, der in seiner Zelle schon mal für die Rolle als neuer Hulk-Darsteller übt.

Die Erkenntnis:

In Saarbrücken reißen sie flache Witze über Frauen. Zum GPS-Tracker von Georg Weilhammers Hund fällt Stellbrink nur eine Frage ein: "Haben sie so ein Ding auch in der Tasche ihrer Frau versteckt?" Ob der Kommissar oder doch Spusi-Chef Jordan mit dem großen Chauvi-Preis nach Hause gehen darf, müssen Sie selbst entscheiden.

Die Schlusspointe:

Im Laufe des Falls entwickelt sich Stellbrink vom Ignoranten, der Gehörlose einfach lauter anbrüllt, zum Gebärdensprecher. Am Ende sitzt er mit dem Teilzeit-Verdächtigen Ben Lehner auf einer Parkbank und trinkt Bier. Als die beiden mit Bens gehörlosen Freunden weiterziehen wollen, die Bar ihrer Wünsche aber geschlossen hat, lädt Stellbrink zum Open-Air-Rave auf seine Dachterrasse. Der Kommissar knutscht, Ben weint. Und das ist das verwirrende Ende eines verworrenen Falls.

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