TV-Kritik: "Chefsache":Schier endlose Energie

Moderatorin Sabine Christiansen bleibt sich treu: In ihrer neuen Porträtreihe "Chefsache" auf n-tv gibt es keine kritischen Fragen, sondern Wohlfühl-Journalismus.

Caspar Busse

Fast war sie vergessen: Nach einigen Jahren Pause ist Sabine Christiansen nun wieder mit einer eigenen Sendung auf dem Bildschirm. Chefsache - Manager, Marken, Märkte heißt das wöchentliche Format, das zunächst zehn Mal bei n-tv, dem Nachrichtensender der RTL-Gruppe, immer montags zu sehen ist. Keiner muss sich aber sorgen, Sabine Christiansen, die einst für die ARD die Tagesthemen und dann die Polittalkshow am Sonntagabend moderiert hatte, könnte sich verändert haben.

Christiansen Chefsache n tv

Ein angenehmer Gastgeber für die Unternehmer: Sabine Christiansen bleibt ziemlich nett.

(Foto: Gabo/Agentur Focus)

Die inzwischen 53 Jahre alte Fernsehjournalistin, die nach dem Abitur erst einmal als Stewardess bei der Lufthansa gearbeitet hatte, bleibt sich treu: keine zu kritischen Fragen, kein unbotmäßiges Nachhaken. Stattdessen Wohlfühljournalismus. Die erste Folge von Chefsache wirkt wie ein fast 30-minütiger Werbetrailer über Jochen Zeitz, Noch-Chef des Sportartikelkonzerns Puma aus Herzogenaurach, im Mai wird er seinen Posten abgeben.

"Die Energie dieses Mannes, sie scheint schier endlos zu sein", jubelt Christiansen aus dem Off. Dazu sind Bilder von Zeitz mit Topsportlern, auf seiner Farm in Kenia oder in der Zentrale des Luxusgüterkonzerns PPR in Paris zu sehen. Die Franzosen sind Mehrheitsaktionär bei Puma. Zeitz führe ein "Leben auf der Überholspur", heißt es. Der Konzernchef selbst, der Puma vor 18 Jahren kurz vor der Insolvenz übernommen und dann groß gemacht hatte, darf auf die Frage nach seinen Eigenschaften sagen: "Ich bin sicher keiner, der aufgibt."

Wenn die Journalistin Christiansen das Arbeitszimmer von Zeitz betritt, flötet sie: "Das ist ein sehr schönes Büro hier in Herzogenaurach." Der Beitrag ist durchaus aufwendig gemacht: Gefilmt wurde in Afrika, Paris und Herzogenaurach.

Die Reportage-Serie wird Christiansen abwechselnd mit Christoph Kesse, 46, moderieren. Der ist als Geschäftsführer für Public Affairs bei der Axel Springer AG zuständig und arbeitete davor als Journalist. Geplant sind weitere Folgen über Jeffrey Immelt (General Electric), Michael Frenzel (Tui) oder Jürgen Großmann (RWE). "Es ist nicht unser Anliegen, uns Unternehmen danach auszusuchen, ob da vielleicht gerade Unfrieden herrscht oder irgendetwas Negatives zu berichten wäre", sagt Christiansen. Klingt ganz so, als könnten sich die porträtierten Manager bei ihr und Keese rundum wohl fühlen.

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