TV-Branche:Klicken statt Blinken

An employee uses his mobile phone in front of LG Electronics' organic light-emitting diode TV sets, which are made with LG Display flat screens, at its store in Seoul

Der Branchenverband VPRT schätzt, dass bis Ende vergangenen Jahres beinahe acht Millionen Deutsche für herkömmliches Pay-TV bezahlen.

(Foto: Kim Hong-Ji/Reuters)

Der US-Konzern Amazon wird nun vollends zum Pay-TV-Anbieter und startet 26 Fernsehkanäle.

Von Karoline Meta Beisel

Viele Deutsche denken bei Pay-TV immer noch an etwas, für das man einen Vertrag mit langen Allgemeinen Geschäftsbedingungen unterzeichnen und dann ein paar Tage auf ein blinkendes Kistchen warten muss, um schließlich einen Haufen Fernsehsender zu empfangen, von denen man vorher noch nicht mal wusste, dass sie existieren. Dieses Bild vom Bezahlfernsehen ist aber schon seit einer Weile nicht mehr zeitgemäß, spätestens seit internetfähige Fernseher und Streamingdienste den Zugang deutlich vereinfacht haben. Der Branchenverband VPRT schätzt, dass bis Ende des vergangenen Jahres beinahe acht Millionen Deutsche für herkömmliches Pay-TV bezahlen; Streamingdienste, die um ihre Nutzerzahlen oft ein Geheimnis machen, sind da noch nicht mal mit eingerechnet.

Aber nicht nur die Zahl der Zuschauer wächst, sondern auch das Angebot und die Verbreitungswege. Dazu passt, was der US-Konzern Amazon nun für Deutschland und Österreich und Großbritannien angekündigt hat: Nutzer des Dienstes Prime können sich künftig einen oder mehrere der sogenannten Amazon Channels hinzubuchen. Zum Start bietet der Konzern 26 Sender einzeln an, die es bislang fast nur im Paket gab: von Fußball bei Sportdigital HD über britische und skandinavische Krimis bei Cirkus und Spezialisten-TV bei Waidwerk, dem "Channel für alle Angler, Jäger und Outdoor-Begeisterten" bis zu Bildungskurse auf dem Kanal der "Zeit Akademie". Zu den Channels gehören in der Regel zwei Empfangswege: Ein lineares Angebot, das 24 Stunden sendet, und ein Abrufdienst, mit dem Zuschauer einzelne Sendungen starten können. In den USA gibt es die Channels bereits seit 2015.

Gerade für kleine Sender ist der neue Verbreitungsweg attraktiv

Amazon wirbt damit, dass die neuen Kanäle jederzeit wieder kündbar und für eine "geringe monatliche Gebühr" zu haben sind: So kostet der günstigste, der Promi-News-Sender E!Entertainment, im Monat 1,99 Euro; das Angebot der Zeit ist für 7,99 Euro im Monat zu haben. Der Schnäppchenpreis relativiert sich aber, wenn man bedenkt, dass das Angebot von vorneherein nur jenen Kunden zur Verfügung steht, die bereits für das Prime-Angebot des Konzerns zahlen - das ja auch schon 69 Euro im Jahr kostet.

Gerade für kleinere Pay-TV-Sender ist dieser Verbreitungsweg dennoch attraktiv: "Die Zusammenarbeit mit Amazon erhöht die Verbreitung unseres Premium-Senders beträchtlich", sagt etwa Klaus Holtmann, der bei RTL für den Bezahlkanal Geo Television verantwortlich ist, der bei Amazon 3,99 Euro im Monat kostet.

Mit den Channels schickt sich Amazon an, den deutschen Fernsehmarkt noch weiter aufzumischen. Mit You Are Wanted hatte Amazon im Frühjahr bereits die erste deutsche Eigenproduktion auf den Markt geworfen, auch die zweite Staffel der hochgelobten Serie Deutschland 83 wird dort zu sehen sein. Außerdem hat der Konzern kürzlich neue Folgen der Comedyserie Pastewka angekündigt, die bislang bei Sat 1 zu sehen war.

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