Die Amerikaner haben Tom Cruise, wir haben "Villa Germania": Wenn am Mittwochabend eine Doppelfolge aus dem vermeintlichen Rentner-Paradies in Thailand gezeigt wird, ist das deutsche Fernsehen ganz oben angekommen. An der Spitze einer eindrucksvollen Reihe von Peinlichkeits-Höhepunkten. Eine Auswahl.
Möchten Sie so im Fernsehen gezeigt werden? In Großaufnahme? Oder womöglich nackt im Ganzkörperformat, weil Ihre Brüste für Ihren Geschmack zu klein sind und die Wampe seit geraumer Zeit hängt, wo sie nicht hängen sollte, und Ihre Seitenansicht Ihnen peinlich ist? Nein? RTL II hat trotzdem Protagonisten gefunden, die genau das tun: ihre geschundenen Körper zur Schau stellen - und sich damit der Lächerlichkeit preisgeben, vor einem Millionenpublikum. Weil sie, nachdem ihre persönlichen Problemzonen eingehend gefilmt wurden, von diesen durch Messer und Schere und Chirurgen und Kosmetikfachverkäuferinnen befreit werden. Und alle Welt dabei zusehen kann, wie sie unter viel Mühsal zu einem vergleichsweise schönen Schwan umoperiert werden. Wir zeigen im Bild aus Gründen der Ästhetik nur einen im Vergleich extrem harmlosen Ausschnitt aus der Sendung "Extrem schön - endlich ein neues Leben", die seit 2009 bei RTL II läuft. Sie ist nur der bisherige Tiefpunkt einer Entwicklung von Verwandlungs-Formaten für Deutsche, die schon Verona Pooth (The Swan - Endlich schön!, 2004) und Heidi Klum (Germany's Next Topmodel, seit 2006) für Pro Sieben moderiert haben. Mit teils unterschiedlichen Ansätzen. Gemein ist ihnen aber: All diese Sendungen leben davon, dass die Protagonistinnen - es sind fast ausschließlich Frauen - ihre Körper zur Schau stellen, um sie zu optimieren. Man könnte so etwas, wenn man denn wollte, sogar einigermaßen seriös aufziehen. Will man aber offensichtlich nicht.