Top Gear:Einen Gang zurück

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"Ich habe mein Bestes gegeben, aber das reicht manchmal nicht": Die erfolgreichste Autoshow der Welt verliert schon wieder ihren Moderator.

Von Alexander Menden

In weniger turbulenten Zeiten wäre es vielleicht der Rücktritt der Woche gewesen - so wurde es eher eine Fußnote. Denn der Moderator Chris Evans kündigte seinen Rückzug aus der BBC-Show Top Gear am selben Tag an, an dem Brexit-Anstifter Nigel Farage bekannt machte, dass er den Vorsitz der United Kingdom Independence Party niederlegen wolle. Evans, der weiterhin seine Frühstückssendung im BBC-Radio präsentieren wird, twitterte am Montag: "Ich höre bei Top Gear auf. Ich habe mein Bestes gegeben, aber das reicht manchmal nicht. Das Team ist besser als großartig, ich wünsche ihnen alles Gute."

Dass der bebrillte Autofan nach nur einer Staffel als Gesicht der erfolgreichsten Motorsendung aller Zeiten aufgibt, kam weniger überraschend als der Rücktritt des gerade noch triumphalen Brexit-Champions Farage. Seit der ersten Sendung mit dem neuen Präsentatoren-Team, darunter der amerikanische Schauspieler Matt LeBlanc und die deutsche Rennfahrerin Sabine Schmitz, war die Kritik an Evans nicht abgerissen: Er sei zu verkrampft, schreie zu viel herum, versuche verzweifelt, den früheren Moderator Jeremy Clarkson zu kopieren - überhaupt sei sein ganzer Stil ein einziger "Autounfall" (diesen originellen Vergleich zog übrigens The Sun). Vorgänger Clarkson hatte die BBC vergangenes Jahr gefeuert, nachdem er immer wieder für Rassismus und Sexismus in seinen Moderationen kritisiert worden war. Am Sonntag, als die letzte Sendung der ersten Evans-Staffel von Top Gear ausgestrahlt wurde, sank die Einschaltquote auf ein Rekordtief von 1,9 Millionen.

Dabei war Chris Evans Ende Mai sehr selbstbewusst angetreten. Er wollte dem Format seinen eigenen Stempel aufdrücken. Aber die Reaktionen, vor allem in den sozialen Medien, zeigten schnell, dass er - obwohl nominell Chefmoderator - der mit Abstand unbeliebteste der neuen Präsentatoren war. Schmitz wird wegen ihrer Exzentrik geschätzt. LeBlanc ließ seinen als Joey in der Sitcom Friends gereiften Charme spielen, zudem entpuppte er sich sowohl als Autokenner als auch als guter Fahrer. Die Autojournalisten Chris Harris und Rory Reid punkteten als Sekundanten mit profundem Fachwissen. Es gab Berichte von Evans' tyrannischem, divenhaften Verhalten am Set; gegen Ende der Staffel soll das Verhältnis zwischen ihm und LeBlanc sehr angespannt gewesen sein.

Natürlich wird Top Gear auch nach diesem Abgang fortgeführt, im September beginnen die Dreharbeiten für die nächste Staffel. Die BBC wird nur entscheiden müssen, ob sie das restliche Team behält - Matt LeBlanc hatte zunächst nur für eine Staffel unterschrieben - und ob sie Chris Evans ersetzt. Ein Favorit der Medien für seine Nachfolge ist der Komiker Steve Coogan.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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