Thomas Roth in den "Tagesthemen":Alter vor Schönheit

Neuer "Tagesthemen"-Moderator Thomas Roth

Thomas Roth, der Nachfolger von Tom Buhrow, moderierte am Montag zum ersten Mal die Tagesthemen.

(Foto: dpa)

Während der Halbzeitpause des DFB-Pokalspiels zwischen Bayern München und Schwarz-Weiß Rehden moderiert Thomas Roth zum ersten Mal die "Tagesthemen". Sein Einstand dauerte deshalb nur acht Minuten. Die reichen, um zu erkennen, dass die ARD mit der Personalie alles richtig gemacht hat.

Von Johannes Spengler

Lange hat der Einstand von Thomas Roth bei den Tagesthemen am Montag nicht gedauert - weniger als acht Minuten, um genau zu sein. Dann gibt er wieder ab, an Gerhard Delling, der das DFB-Pokalspiel zwischen dem FC Bayern München und Schwarz-Weiß Rehden moderiert. Keine Abschiedsformel, kein Geplauder oder irgendwelche Witze. Ob es eine gute Idee war, die erste Sendung Roths in die Halbzeitpause eines Fußballspiels zu quetschen? Was lässt sich schon sagen über acht Minuten?

Roths Moderation ist auf das Wichtigste reduziert, sie ist einfach und bis auf die Zwiebel-Metapher, bei der er die Enthüllungen im NSA-Skandal mit dem schichtweisen Häuten einer Zwiebel vergleicht, beinahe farblos. Trotzdem wirkt sie sympathisch. Woran das liegt? Vielleicht an Kleinigkeiten, wie dem aufgeregten "Ja" zur Begrüßung. "Ja, schönen guten Abend meine Damen und Herren", sagt Roth am Anfang der Sendung und man merkt, dass er für einen Moment stockt und nicht so richtig weiß, wohin er dann eigentlich will mit seinem Text. Er reißt die Augen weit auf und ohne Luft zu holen rattert er seine Begrüßungsformel runter: "Sie sehen mich heute hier an diesem Platz zum ersten Mal."

Dann hat er es hinter sich gebracht, die Vorstellung, diesen etwas peinlichen Moment. Er atmet durch. Roths Professionalität täuscht schließlich darüber hinweg, das er sich erst noch an seine neue Rolle gewöhnen muss.

Königspudel mit natürlicher Seriosität

Im Vorfeld seines Amtsantritts hatte er Sätze gesagt wie "Nachrichten sind Schwarzbrot", oder "Politik und Nachrichten dürfen nicht durch Unterhaltung aufgeweicht werden". Dafür wirkt sein Tagesthemen-Debüt erstaunlich gelöst. Roth grinst verschmitzt unter dem vollen Oberlippenhaar und wackelt mit dem Kopf. Er wirkt wie ein Pudel, mit dem er oft verglichen wird. Aber immerhin wie ein Königspudel: Denn Roth gilt als Elder Statesman, der aufgrund seiner langjährigen Korrespondentenerfahrung in Moskau und New York Weltläufigkeit mitbringt - professionelle Objektivität und natürliche Seriosität sozusagen. Das beweist er an diesem Abend.

Anstelle des abgeklärt jovialen Auftretens von Vorgänger Tom Buhrow, kehrt bei Roth wieder Lagerfeuerstimmung ein, wenn er mit seiner warmen Stimme von Geheimbünden und Verschwörungen spricht. Buhrow war der Duracell-Hase, Roth ist der Erklärbär.

Auf Twitter sind die Reaktionen vom Publikum überwiegend positiv. Da werden zwar Witze über Roths Frisur gemacht. Den Moderator oder die ARD wird das aber kaum stören, müsste allen Beteiligten doch von Anfang an klar gewesen sein, dass Roth kein geschniegelter Buhrow ist, bei dem man sich fragen muss, ob das Haar echt ist. Nein, dass Roth rüberkommt wie Rudi Völler nach einer Behandlung mit dem Glätteisen, ist vielleicht sogar ein Pluspunkt für ihn. Immerhin kann man darüber reden.

Aber worum es wirklich geht, ist seine Fähigkeit das Publikum zu binden. Davon hat man am Montagabend einen kurzen Vorgeschmack bekommen. Es scheint, als hätte die ARD eine kluge Entscheidung getroffen, als sie sich in dem quälenden Personaldurcheinander nach dem Weggang von Buhrow an eine bekannte Faustregel gehalten hat: Alter vor Schönheit.

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