Thomas Gottschalk im Gespräch:"Ich habe mir mein Leben immer schönmoderiert"

Lesezeit: 10 min

Thomas Gottschalk steigt bei "Wetten, dass..?" aus: Im Gespräch mit der SZ erklärt er seinen Schritt, welche Rolle der Unfall von Samuel Koch dabei spielt - und was er sich für die Zukunft vornimmt.

H. Gertz und C. Keil

Eine Stunde nach der Wetten, dass..?- Sendung in Halle an der Saale sitzt Thomas Gottschalk in seiner Hotelsuite. Seine Stimme ist nach beinahe drei Stunden Live-Moderation rau, er hat in einem mit künstlichem Leopardenfell überzogenen Sessel Platz genommen. Mehr als eine Stunde lang erklärt der 60-Jährige im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, wie es zu seiner Entscheidung kam, Wetten, dass..? am Ende des Jahres abzugeben, und was Samuel Koch, der am 4. Dezember schwerverunglückte Kandidat, über seinen Entschluss denkt. Seine Instrumente als Showmaster taugten nach diesem Unfall nicht mehr, sagt Gottschalk.

ZDF: "Wetten, dass..?"
:Gottschalk sagt Servus

193 Ausgaben, 30 Jahre "Wetten, dass..?" - und ein Paukenschlag: Moderator Thomas Gottschalk kündigt seinen Rückzug an. Das Publikum reagiert mit Unmut. Und eine Frage steht im Raum: Wer kann sein Nachfolger werden?

SZ: Herr Gottschalk, wie geht es Ihnen?

Thomas Gottschalk: Ich neige dazu, mich meistens gut zu fühlen, und die Frage ist für mich als Showmaster hinterher immer die gleiche: Habe ich den ganzen Saft aus der Zitrone gepresst, der drin war? Insofern bin ich zufrieden. Das Schlimmste, was mir hätte passieren können, ist, dass ich zum Einstieg meinen Abschied verkünde und hinterher eine Sendung abliefere, mit der ich beweise, dass der Rücktritt ohnehin überfällig war. Mir ist es umgekehrt lieber. Und wenn man den Maßstab nimmt, was sonst im deutschen Unterhaltungsfernsehen geleistet wird, war das eine Performance, die okay war.

SZ: Waren sie persönlich berührt, als Sie jetzt Ihren Ausstieg erklärt haben?

Gottschalk: Klar, weil ich weiß, dass das ein irreversibler Schritt ist. Das hat mit meiner eigenen Biografie zu tun. Ich habe Wetten, dass ..? alles zu verdanken. Und wenn man umgekehrt den Eindruck hätte, dass die Sendung ihren Erfolg auch mir zu verdanken hat, wäre das schön. Mein Leben wäre ohne Wetten, dass ..? anders verlaufen. Ich hätte nicht die Möglichkeit gehabt, meinen Familienalltag nach Kalifornien zu verlagern, ich hätte mit keiner anderen Show fast ein Vierteljahrhundert durchgehalten. Ich weiß, dass das für mich ein ganz wichtiger Teil meines Lebens war, den ich nun aufgebe.

SZ: Sie haben am Samstagabend, was Sie auch noch nie gemacht haben, den Teleprompter benutzt, um Ihre Erklärung zu verlesen.

Gottschalk: Stimmt. Ich wollte mich in diesem wichtigen Augenblick nicht darauf verlassen, dass mir die richtigen Worte einfallen, wie ich das sonst immer tue. Erstens hatte ich eine Verpflichtung Samuel Koch gegenüber, und ich wollte die Sache kurz, präzise und ohne Peinlichkeiten hinter mich bringen. Das gelingt mir im wirklichen Leben nicht immer, also hab ich vorher ins Unreine gedacht, und es dann formuliert.

SZ: Hatte jemand wie Ihre Frau Thea Einfluss auf Ihre Entscheidung?

Gottschalk: Thea hält sich aus allem Beruflichen zum Glück raus. Ich rede natürlich über alles mit ihr, was mein Leben betrifft. Ich habe auch großes Vertrauen zu ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut. Ich höre diesen Menschen sehr gut zu, aber ich entscheide allein. Ich weiß selbst, was für mich gut ist.

SZ: Wie schwer war es, nach dieser beruflichen Lebensentscheidung in der Sendung die Spannung zu halten?

Gottschalk: Ich kenne das Showgeschäft. Ein Carrell hat sich abgemeldet, ein Kulenkampff hat sich abgemeldet, und niemand hat seinen Fernseher deshalb aus dem Fenster geworfen. Das ist in Ordnung so. Ich weiß genau, das wir alle etwas treiben, was im Grunde keiner braucht. Ich habe mich nie ernster genommen, als es mir zusteht, weder beruflich noch privat. Und insofern ist das nichts Dramatisches, wenn ein Entertainer nach 25 Jahren sagt: Mit dieser Show ist jetzt Schluss für mich.

Mögliche Gottschalk-Nachfolger
:Neue Gesichter braucht das Sofa

Der Mann mit dem Seehunde-Biss? Die Stimme von Marge Simpson? Oder der mit dem einfühlsamen Blick? Das Moderatoren-Karussel dreht sich nach Gottschalks Rückzug, angeblich stehen die zwei Favoriten schon fest: Jörg Pilawa und Hape Kerkeling. Aber wen würden Sie gerne als neuen "Wetten, dass..?"-Gastgeber sehen?

T. Queitsch

SZ: War nur der Unfall der Auslöser, den Abschied von Wetten, dass ..? zu beschließen?

Mögliche Gottschalk-Nachfolger
:Neue Gesichter braucht das Sofa

Der Mann mit dem Seehunde-Biss? Die Stimme von Marge Simpson? Oder der mit dem einfühlsamen Blick? Das Moderatoren-Karussel dreht sich nach Gottschalks Rückzug, angeblich stehen die zwei Favoriten schon fest: Jörg Pilawa und Hape Kerkeling. Aber wen würden Sie gerne als neuen "Wetten, dass..?"-Gastgeber sehen?

T. Queitsch

Gottschalk: Er war der Auslöser für eine Entscheidung, die ich in nicht sehr weiter Ferne ohnehin hätte treffen müssen. Das sind Zufälle im Leben, die man sich nicht wünscht, aber manchmal öffnet sich eine Tür, durch die man dann auch gehen muss.

SZ: Wurde versucht, Ihnen den Rücktritt auszureden?

Gottschalk: Ich wäre entsetzt gewesen, wenn das nicht passiert wäre. Es gab sogar wohlwollende Umfragen, nach denen 70 Prozent der Leute meinten, ich solle weitermachen. Wenn ich eine Ausrede gebraucht hätte oder eine Legitimation, dann hätte ich auch in der Show einen TED machen können. Für die einfache Mehrheit hätte es sicher gereicht. Nein, das kam für mich nicht in Frage. Die Entscheidung, aufzuhören, war für mich völlig logisch: Am Mittwoch war ich bei Samuel in der Schweiz, und mir war es wichtig, dem armen Kerl zu erklären, warum ich mit der Sendung Schluss mache und ihm nicht noch das Gefühl zu geben, dass er jetzt auch noch meinen Rücktritt an der Backe, hat nach dem Motto: Du hast nicht nur dein Leben gesundheitlich gefährdet, sondern ich armes Schwein muss jetzt auch noch aufhören. Das war nicht ansatzweise der Fall.

SZ: Sie haben also mit Samuel darüber gesprochen, dass Sie jetzt aufhören?

Gottschalk: Na klar, ich habe mit ihm und seinem Vater, mit der ganzen Familie darüber gesprochen, dass ich am Samstag sage, was ich am Samstag gesagt habe. Und ich habe ihm gesagt: Diese Entscheidung muss nun wirklich nicht auf deinem Gewissen liegen.

SZ: Wie hat Samuel reagiert?

Gottschalk: Der hat überhaupt keinen Grund für mich gesehen, aufzuhören. Er hat nun aber auch wirklich andere Sorgen.

SZ: Sie sind 60 Jahre alt, Rücktrittsgedanken werden Sie schon vor seinem Unfall gehabt haben.

Gottschalk: Rücktrittsgedanken hatte ich die letzten zehn Jahre jeden Montag, wenn ich meine Kritiken gelesen habe, die hatten sich aber bis Mittwoch dann wieder gelegt.

SZ: War Ihnen nach Samuels Unfall und den daraus resultierenden Konsequenzen, beispielsweise dem Ausschluss von Risikowetten, klar, dass Wetten, dass ..? sich allein formal sehr verändern wird?

Gottschalk: Mir war klar, dass nach diesem Unfall die Karten für diese Sendung völlig neu gemischt werden müssen. Dass die Action-Wetten wegfallen, ist bereits Fakt. Zweitens, selbst bei Wetten, die nur ein bisschen riskant sind, wie jetzt die Glühbirnen-Wette, wird eine extrem hohe Sicherheitsprüfung angelegt. Die Glühbirnen wurden dreimal überlackiert, damit sie dem Kandidaten nicht in den Füßen platzen, der Boden bestand aus Plastikmatten in denen sich Annette Friers beinahe das Bein gebrochen hätte, als sie dem Kandidaten die Hand geben wollte, und natürlich kann ein Mensch, der von einer zwei Meter hohen Leiter fällt, sich auch bequem das Kreuz brechen. Ich würde bei meinen Moderationen dauernd den Sicherheitsmodus einschalten.

Ein neuer Moderator hat diese Probleme nicht. Der sagt: Alles auf Null. Die Meinungsmacher hätten mir in den nächsten Sendungen Wetten zugestanden, bei denen eine zwölfjährige Schülerin mit der Zunge eine Mohnsemmel von einem Salzbrötchen unterscheiden kann. Aber wenn sich beim Kollegen Bohlen irgendjemand einen Silvesterkracher in den Hintern steckt und bei mir ist Kinderfasching, wird schnell die Fernbedienung zum Einsatz kommen: Alle wissen zwar, warum es bei mir jetzt immer so zahm zugeht, aber dieses Verständnis würde sich bald abnutzen. Ich stehe nach wie vor im direkten Quotenvergleich, und kann mich nicht auf Dauer auf eine Lex Samuel berufen.

ZDF: "Wetten, dass ...?" wird 30
:War da was vor Gottschalk?

"Wetten, dass ... ?" im ZDF ist ohne Thomas Gottschalk nicht mehr denkbar. Doch das war mal anders. Die Game-Show feiert 30. Geburtstag. Ein Rückblick.

Christina Maria Berr

SZ: Wann haben Sie sich entschieden? Samuel Kochs Unfall war am 4. Dezember.

Gottschalk: Ich habe zunächst darauf gewartet, dass es Samuel bald besser geht. Optimismus ist eine meiner Grundcharakterzüge. Aber irgendwann muss man sich der Realität stellen. Und ich war nicht mehr in einer Show sondern im wirklichen Leben angekommen. Ich konnte das Werkzeug, das dem Showmaster zur Verfügung steht, nicht mehr gebrauchen. Es wurde untauglich. Also war mir klar, dass ich mich entscheiden musste.

SZ: Samuel stürzte auch in der Probe zweimal. Haben Sie daran gedacht in der Sendung?

Gottschalk: Ich habe damals am Freitagabend vor der Sendung in Düsseldorf einen jungen Mann getroffen, der mit einer solchen Inbrunst daran geglaubt hat, dass sich mit seinem Auftritt bei mir sein Leben dramatisch verändern wird. Ich habe etwas von diesem Castingwahn gespürt, der ja bei vielen jungen Leuten um sich greift. Samuel war sich sicher, dass er mit seiner Performance vom Samstag am Montag einen Karrieresprung machen würde. Der hat sich für Stunts interessiert, der hat sich für Schauspiel interessiert und nicht gedacht wie unsere Wettkandidaten früher: Wenn ich nach Hause komme, steht der Bürgermeister mit der Blasmusik am Ortsschild. Hier war die klare Hoffnung, eine Art von Aufmerksamkeit zu erzeugen, die ihn, und ich formuliere das ganz vorsichtig, in irgendeinen Starhimmel hebt, dass das ein Aufbruch für ihn werden könnte. Und ich habe ihm das gegönnt, er hat ja alles, was man braucht. Und ich werde nie vergessen, wie er da im Vollbesitz seiner Kräfte auf diesen Stelzen reinmarschiert ist.

Ich weiß nicht, ob ich es gedacht habe, aber im Nachhinein gibt es bei mir die Vorstellung: Wenn der liebe Gott mit angeboten hätte, Gottschalk, ich gebe dir jetzt, die Chance zu tauschen - hier der Moderator im Frühherbst seines Schaffens, und dort der strahlende junge Typ, der mit 23, blendend aussehend, sein Leben noch vor sich hat und mir nicht ganz unähnlich war, also wenn ich mit dem hätte tauschen können, hätte ich es wahrscheinlich getan. Dass der Junge fünf Minuten später mit zerschmettertem Kreuz auf dem Boden liegt, und ich sagen sollte, okay, da habe ich noch einmal Glück gehabt, das habe ich nicht mehr hingekriegt. Ich fühle mich zwar weder schuldig, noch haben wir irgendwelche Fehler gemacht. Aber ich war letztendlich für ihn der Impuls, etwas zu tun an diesem 4. Dezember, das er sonst nicht getan hätte und das er lieber hätte lassen sollen. Dieser Gedanke beschäftigt und belastet mich.

SZ: Hätten Sie, wäre Ihnen das mit 35 Jahren passiert, genauso reagiert, also zu Beginn Ihrer Zeit als Moderator von Wetten, dass ..?

Gottschalk: Selbst einem Typen wie mir fliegt mit dem Alter auch eine gewisse Weisheit zu. Natürlich hätte ich das mit 35 als Betriebsunfall wegmoderiert. Warum sollte das selbstverschuldete Schicksal eines anderen meine Karriere killen, die doch gerade erst begonnen hatte? Aber so können sie als Vater und erwachsener Mann nicht mehr denken. Nicht in meinem Beruf.

SZ: Denken Sie noch an Ihre Worte zum Sprung Samuel Kochs? Sie sagten: Was muss das für ein Gefühl sein, wenn der Vater mit dem Auto auf seinen Sohn zufährt.

Gottschalk: Natürlich, das war genau so ein Satz, der aus einer Unbefangenheit kam, die ich jetzt nicht mehr habe. Hinterher war er wie ein Fluch, weil er einen Vorwurf an den Vater beinhaltet, und daran erkennt man ja auch, wie schnell es in Zukunft zu Missverständnissen kommen würde. Ich könnte nicht mehr reflexhaft arbeiten, ich bräuchte einen doppelten Boden, ich müsste mich anschnallen, man würde meiner Moderation eine Anstrengung anmerken, und das wäre das Ende.

SZ: Samuel Kochs Unfall war auch sehr schnell auf YouTube eingestellt und hatte eine hohe Zugriffsrate. Sie haben gesagt, Sie werden sich das nie anschauen. Haben Sie auch nicht?

Gottschalk: Nein, werde ich auch nicht.

Gottschalk: Auftritt nach Unfall
:"So bin ich, und so werde ich bleiben"

Es war einer der schwersten TV-Auftritte für Thomas Gottschalk. Bei der ersten Moderation nach dem schweren Unfall bei "Wetten, dass..?" wirkt er betroffen, aber auch souverän.

SZ: Hat Sie das Bild des wie leblos liegenden Kandidaten verfolgt?

Gottschalk: Ich bin nicht in einem dauernden Schockzustand, aber die Gedanken an den Jungen kommen immer wieder, die Gedanken an die Gesamtsituation der Familie. Mich hat die Schwester von Samuel am Flughafen abgeholt, die war gerade Au-Pair-Girl in Norwegen, hat das sofort abgebrochen, um den Haushalt daheim zu übernehmen. Die Mutter ist OP-Schwester, hat sich völlig ihrem Sohn zugewandt. Ich komme in die Klinik, da stehen unten schon einmal 30 Rollstühle. Ich habe ein junges Mädchen getroffen, das nach einem Reitunfall im Nebenzimmer liegt. Ich stehe nicht unter Schock, aber es ist eine dramatische Situation. Ich habe mir mein Leben immer schönmoderiert, anders könnte ich den Job auch gar nicht in dieser Entspanntheit machen. Hier muss ich eine Realität akzeptieren und für mich einen neuen Anfang setzen.

SZ: Fritz Egner, ihr Freund aus der frühen Zeit beim Bayerischen Rundfunk, hat einmal gesagt: Thomas Gottschalk ist dünnhäutiger geworden, er kennt jeden Schrecken, der um die Ecke lauert. Das war 2008. Dem wirklichen Schrecken waren Sie da noch gar nicht begegnet.

Gottschalk: Nein. Ich bin ein Mensch, der es sich von Berufs wegen leisten konnte, nicht vernünftig werden zu müssen. Und ich habe diesen Luxus genossen. Ob ich nun neben Naomi Campbell auf der Couch rumrutsche, ob ich mit karierten oder gestreiften Hosen einlaufe - ich konnte mir das alles leisten und habe es mir geleistet. Nichtsdestotrotz lebe ich mit Rilke mein Leben mit wachsenden Ringen, das heißt: Auch ich kann mir nicht mein ganzes Leben als Show organisieren. Und neben meiner Fernsehwirklichkeit gab es privat für mich immer auch ein wirkliches Leben. Dass mich dies nun auch beruflich erreicht hat, ist eine Tatsache, mit der andere ihr ganzes Leben fertig werden müssen.

SZ: Dann trafen, als Samuel Koch sich so schwer verletzte, die beiden Welten aufeinander?

Gottschalk: So kann man es sagen. Ich bin mit dieser neuen Lebenswirklichkeit auch keineswegs überfordert. Ich kannte sie, war aber bisher von ihr verschont.

SZ: Stimmt es, dass die Sendung am 4. Dezember ein Befreiungsschlag werden sollte, eine Abwehrmaßnahme gegen das RTL- Supertalent, das Ihnen in der Quote sehr nahekam.

Gottschalk: Ich hatte jedenfalls den Plan, in einer sich verändernden Fernsehlandschaft ein Zeichen zu setzen. Wir hatten am Nachmittag eine Probe: Justin Bieber saß am Schlagzeug, ich am Klavier, Phil Collins und Cher haben gesungen, Otto an der Gitarre. In dieser Besetzung wollten wir am Ende der Sendung Jingle Bells spielen. Ich hatte Cameron Diaz, ich hatte Christoph Waltz, den Oscar-Preisträger, in der Kulisse stehen, es gab grandiose Wetten. Für die Außenwette hatte sich ein Kandidat Eisblöcke unter die Schuhe geschraubt und sich von einem Motorrad mit 200 Stundenkilometern über eine Landebahn ziehen lassen. Von den Eisblöcken war am Ende fast nichts mehr übrig. Bei der Probe ist ihm der eine Eisklotz weggefallen, da ist er auf einem Bein weiter gesurft. Da hatte ich noch mehr Schiss als bei Samuel.

Das war eine Sendung, von der wir sagten: Wenn wir damit keine zwölf Millionen Zuschauer kriegen, dann können wir es gleich lassen. Und wenn wir zwölf Millionen haben, dann lebe ich den Rest der Staffel von den Brosamen. So hatte ich mir das vorgestellt. Und dann war nach 20 Minuten Schluss.

Unfall bei "Wetten, dass..?"
:Schrecken am Samstagabend

Beim Versuch, ein Auto mit Sprungfeder-Schuhen zu überspringen, stürzt "Wetten, dass..?"-Kandidat Samuel am Abend in Düsseldorf schwer. Moderator Thomas Gottschalk bricht die Live-Sendung daraufhin ab.

in Bildern.

SZ: Sind Sie erleichtert, dass nun alles geklärt ist und Sie den Schlusspunkt gesetzt haben?

Gottschalk: Erleichtert ja, aber nicht im Sinne, dass ich eine Last losgeworden wäre. Ich habe das Gefühl, dass ich es richtig gemacht habe. Ich bin immer den leichteren Weg in meinem Leben gegangen, diesmal nicht.

SZ: Das Publikum in Halle an der Saale hat Sie wie Naomi Campbell zum Weitermachen aufgefordert.

Gottschalk: Das fand ich in Ordnung, da bricht die Rampensau in mir durch. Eine Lichterkette von Garmisch nach Flensburg wäre auch ganz nett.

SZ: Beim ZDF hat Ihre Rücktrittserklärung für Irritationen gesorgt. Die Anstalt ließ verbreiten, dass Sie noch bis Jahresende, also die ganze Staffel, moderieren.

Gottschalk: Ich wollte den Moment meines Abschieds von Wetten, dass..? nicht mit Programmtrailern zuballern. Aber es stimmt: Nach dem Sommerspezial auf Mallorca wird es noch drei Sendungen geben, eine Art dreiteiliger nostalgischer Rückblick auf 30 Jahre Wetten, dass ..?, die 80er, 90er und die Nuller Jahre. Dieses Jubiläum ist ja leider im wahrsten Sinn des Wortes unter die Räder gekommen. Es gab da feste Verträge, und die Hallen waren schon gebucht. Ich konnte und wollte das ZDF da nicht drauf sitzen lassen.

SZ: Ist Ihnen schon klar, was Ihnen fehlen wird?

Gottschalk: Das weiß man doch nie. Viele Männer würden ihre Frauen nicht verlassen, wenn sie wüssten, was ihnen fehlen wird. Ich bin bei meiner geblieben.

SZ: Beim ZDF moderieren Sie noch den Jahresrückblick, den Klassik-Echo und die Aktionsgala Ein Herz für Kinder. Reicht Ihnen das künftig oder werden Sie neue Sendungen übernehmen?

Gottschalk: Jetzt genieße ich erst mal die Abschiedstournee und lese meine vorgezogenen Nachrufe. Das ZDF kann sich erfreulicherweise auch vorstellen mich in Zukunft im Programm zu haben. Wo das sein könnte, werden wir in Ruhe feststellen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

ZDF: "Wetten, dass..?"
:Gottschalk sagt Servus

193 Ausgaben, 30 Jahre "Wetten, dass..?" - und ein Paukenschlag: Moderator Thomas Gottschalk kündigt seinen Rückzug an. Das Publikum reagiert mit Unmut. Und eine Frage steht im Raum: Wer kann sein Nachfolger werden?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: