Thomas Gottschalk bei Illner:Sag niemals nie

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Kaum ist Thomas Gottschalk zurückgetreten, da ist er auch schon wieder da - wohl zum Schrecken aller möglichen Nachfolger.

Christina Maria Berr

Thomas Gottschalk ist noch nicht so richtig weg, da ist er auch schon wieder da: Kaum hatte der ZDF-Moderator der Vorzeigesendung Wetten, dass..? am vergangenen Samstag auf seiner eigenen Couch den Rücktritt verkündet, da saß er am vergangenen Donnerstag im Sessel bei ZDF-Kollegin Maybrit Illner. Und der Moderator, der ja eigentlich die Motivation seines Rücktritts erklären sollte, hatte sogleich Interessantes zu verkünden. Denn in gewisser Weise machte er einen kleinen Rückzieher.

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193 Ausgaben, 30 Jahre "Wetten, dass..?" - und ein Paukenschlag: Moderator Thomas Gottschalk kündigt seinen Rückzug an. Das Publikum reagiert mit Unmut. Und eine Frage steht im Raum: Wer kann sein Nachfolger werden?

Illner fragte ihren Gast: "Können es die Zuschauer noch einmal schaffen, Thomas Gottschalk noch mal umzustimmen?" Und Gottschalk sagte nicht "nein". Stattdessen erklärte er über einen möglichen Nachfolger: "Wenn es nicht geht, bin ich ja nicht aus der Welt". Dazu lächelte er süffisant. Der Mann mit weißem Künstlerschal und schwarzen Samtanzug wusste also vermutlich, welche Tragweite dieser Satz hatte.

Doch was bedeutet er? Ist Gottschalks Rücktritt also in Wahrheit nur ein verlängerter Urlaub mit einem Interimschef ohne wirkliche Chancen? Man weiß es nicht so recht. Doch blickt man in die Vergangenheit, so sieht man: Neu wäre das nicht bei Thomas Gottschalk oder bei Wetten, dass..? - und das ZDF kennt sich in Sachen Comebacks ohnehin ganz gut aus. Zuletzt präsentierte man dort nach zwei Jahren Abwesenheit den Auftritt von Sportschau-Moderatorin Monica Lierhaus bei der Goldenen Kamera.

Es war im Jahr 1991, da befand Thomas Gottschalk, alles in Wetten, dass..? würde sich wiederholen und das war ihm offenbar zu langweilig. Er erklärte seinen Abschied von der Familiensendung des Öffentlich-Rechtlichen - und wollte von da an für den Privatsender RTL arbeiten.

Das schockte nicht nur Gottschalks Publikum, sondern auch den Literaturpapst. Marcel Reich-Ranicki sah sich genötigt, den Unterhaltungsprofi zu würdigen. Er schrieb ihm einen Abschiedstext, in dem er prophezeite: "Dieser Mann hat Talent. Also brauchen wir ihn, und zwar dringend." Das dachten sich auch kurz nach Gottschalks Abschied die Macher der Mammutsendung im ZDF. Nachfolger Wolfgang Lippert war der Sendung nicht wirklich gewachsen.

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Er geht voran, sie folgt. Dieses Erfolgsmodell von Gottschalk und Hunziker bei "Wetten, dass ..?" könnte auch über die Show hinaus Bestand haben. In einem Statement hat die Blondine deutlich gemacht: Für sie gibt es keinen Mann außer Thommy - zumindest beruflich.

in Bildern.

Wenngleich Lippert sich von Gottschalk freimachen wollte, die Quoten sanken. Da half es auch nicht, dass Lippert nach eigenem Bekunden sogar Englisch gepaukt hatte, um sich mit seinen ausländischen Gästen zu unterhalten. Die Zuschauer wollten ihren blondgelockten Gute-Laune-Mann, den sie längst "Thommy" nannten, zurück.

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Der Mann mit dem Seehunde-Biss? Die Stimme von Marge Simpson? Oder der mit dem einfühlsamen Blick? Das Moderatoren-Karussel dreht sich nach Gottschalks Rückzug, angeblich stehen die zwei Favoriten schon fest: Jörg Pilawa und Hape Kerkeling. Aber wen würden Sie gerne als neuen "Wetten, dass..?"-Gastgeber sehen?

T. Queitsch

So kam es auch: Anfang Januar 1994 wurde Gottschalk vom damals neu ernannten ZDF-Unterhaltungschef Fred Kogel überredet. Der Zurückgetretene war wieder da, wo er die kommenden 17 Jahre hingehören sollte - zu Wetten, dass..?. Das Intermezzo von Lippert betrachtete Gottschalk gelassen: "Es ist kein Lamm zur Schlachtbank geführt worden, in dessen Blut ich mich jetzt wälze."

Und wie ist es heute, 17 Jahre nach dem ersten Rücktritt? Über Gottschalks Nachfolger wird bereits heftig spekuliert. Aber vielleicht sollte man eher über die unglückliche Rolle des Interimsmannes nachdenken. Doch diese Rolle wird nur schwer mit einem guten Moderator zu besetzen sein. Wer will schon in diese prominenten Fußstapfen treten, wenn das Damoklesschwert - die Rückkehr Gottschalks - über allem schwebt? Ein kleines, wenn auch nicht direkt vergleichbares Beispiel ist da Ernst-Marcus Thomas. Der Moderator übernahm den ZDF- Fernsehgarten von Andrea Kiewel, als diese wegen Schleichwerbe-Vorwürfen ihren Posten vorrübergehend räumen musste. Doch Nachfolger Thomas hielt sich nicht einmal ein Jahr. Die Zuschauer störten sich offenbar weniger an Kiewels Werbebotschaften als vielmehr an ihrer Abwesenheit. Die Quoten sanken - bis Kiewel aus ihrem Zwangsurlaub zurückgeholt wurde. Und dem Interimsmoderatoren Ernst-Marcus Thomas? Er ist der Einzige in der Runde, dem das alles letztlich wohl geschadet hat.

Doch solange auch im Öffentlich-Rechtlichen die Quoten der Maßstab der Programmplanung sind, dürfte ein Nachfolger für einen beliebten Moderator schwer zu finden sein. In Gottschalks Fall ist das Erbe ohnehin kaum zu stemmen. Wer auch immer auf Gottschalk folgt, die Quoten werden wohl erst einmal sinken. Und dann hätte Mister Wetten, dass..? bei seiner Rückkehr wieder einen entspannten Neustart.

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