Telekom ohne TV-Rechte für Bundesliga:Abstieg aus einer Spielklasse

Die Telekom steht mit leeren Händen da: Sie wollte mehr Rechte an der Fußball-Bundesliga kaufen, als sie bisher hat. Stattdessen musste sie Rupert Murdoch und seinem Sky-Betrieb den Vortritt lassen. Vom großen Ziel des Bonner T-Konzerns, der "Weltmarktführerschaft im vernetzten Leben", ist noch nicht viel zu sehen.

Hans-Jürgen Jakobs

Die Backen etwas voll genommen hat René Obermann, der Chef der Deutschen Telekom. Alle Rechte der Fußball-Bundesliga wollte er kaufen, um damit die eigenen Internet-Aktivitäten rund um das bestehende Angebot Liga Total auszubauen. Der Rest sollte ganz vielen Firmen im Kabel und auf Satellit zur Verfügung gestellt werden - der Bonner T-Konzern als eine Art Fußball-Grundversorger der Deutschen, das war der Plan.

Am Ende aber geht die große Telekom nun leer aus. Sie bekommt also weniger als vorher und muss dem großen Gegenspieler, Rupert Murdoch und seinem Sky-Betrieb, den Vortritt lassen. Im Fußball heißt das: Abstieg aus einer Spielklasse.

Im Nachhinein ist der Schluss zulässig, dass die Klubs in Gestalt der Deutschen Fußball-Liga den Ehrgeiz der Telekom genutzt haben, um ihre Erlöse so richtig schön zu maximieren.

Wegen des Rechtekampfs stiegt der durchschnittliche Liga-Rechteerlös pro Jahr von 412 Millionen auf 628 Millionen Euro. Tycoon Murdoch, der gerade in London bei seinen Zeitungen mit dem Hacker-Skandal ein Debakel erlebt, will mit Rieseninvestitionen in wertvolle Programme seinen Konzern in die digitale Zukunft bringen. Das gilt auch für Sky Deutschland.

Das Unternehmen Telekom hat in diesem Spiel nur als Preistreiber gedient - und seine Schuldigkeit getan. Da der Bund größter T-Aktionär ist und sich die Bonner AG groß um öffentliche Infrastruktur und Netze kümmert, war die Offensive im grundsätzlich staatsfreien Rundfunk ohnehin rechtlich gewagt gewesen. Es hätte wohl viele Prozesse gegeben. Die erspart sich Obermann. Aber von seiner verkündeten "Weltmarktführerschaft im vernetzten Leben" ist auch noch nicht viel zu sehen.

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