"Tauschkonzert" auf Vox:Dr. Ton bittet ans Mikro

Xavier Naidoo Tauschkonzert Vox

Auch Xavier Naidoo selbst tritt ans Mikro.

(Foto: VOX/Stefan Menne)

In der Vox-Sendung "Tauschkonzert" singen sich Jurymitglieder um Xavier Naidoo gegenseitig Songs vor. Das kann peinlich werden - oder überragend. Neu ist es aber nicht.

Von Carolin Gasteiger

Viel kann eigentlich nicht schiefgehen, wenn sieben Profi-Musiker in einer TV-Show auftreten. Noch dazu, wenn sie nicht Kandidaten bewerten, sondern selbst performen. Aber kann es auch funktionieren, wenn sie die Songs der anderen singen? Ohne Kandidaten, ohne Publikum, ohne Bewertung?

Xavier Naidoo, zuletzt als kritischer "Dr. Ton" in der Jury von "The Voice of Germany", bittet im "Tauschkonzert" sechs Kollegen in eine Villa nach Südafrika. In den Niederlanden war das TV-Format bereits erfolgreich, das Prinzip ist simpel: Statt andere zu bewerten, bleiben die Künstler, von denen die meisten schon selbst in einer Jury saßen, unter sich.

Abends sitzt Naidoo mit Schmusesänger Sasha, Rockröhre Sandra Nasić von den Guano Apes, Jazzer Roger Cicero (Naidoo zufolge "der versierteste von uns allen"), Volksmusiker Andreas Gabalier und Songwriter Gregor Meyle als Newcomer am Lagerfeuer. Sie plaudern, schlürfen Drinks - und treten nach und nach ans Mikro, um die Songs des Künstlers zu singen, um den es geht. In der ersten Folge ist das Sasha.

Dessen "Lucky Day" bereitet Andreas Gabalier zunächst erkennbare Mühe - inklusive Texthänger. Es droht derselbe Effekt wie sonst: Gähn. Aber dann kommt Sarah Connor mit ihrer souligen Version des Neunziger-Ohrwurms "I feel lonely" und belehrt alle, die ihr bislang kaum sängerisches Talent zugestehen wollten, eines Besseren. Und Roger Cicero bringt bei "This is my time" ein "Tönchen" hervor, das Sasha nie zuvor gehört habe. Das wirkt entspannt und routiniert, auch wenn Naidoo das Gegenteil behauptet: "Wir sind schon unter Druck."

Wenn es nur das wäre. Aber sie sind auch alle Kumpels und da bewundert jeder jeden, nach jedem Auftritt wird sich überschwänglich reihum umarmt und überhaupt sei hier alles unfassbar und eine wahnsinnige Ehre. Das nervt.

Noch nicht genug der PR in eigener Sache: Mit einer Dokumentation im Anschluss wird der entsprechende Künstler zusätzlich gewürdigt, schließlich soll ein Album mit den besten Coversongs herauskommen. In der Werbepause geht es bei einem Gewinnspiel um eine Reise nach Südafrika. Sieben Wochen lang. Viel hilft viel, haben sich die Macher wohl gedacht.

Trotz der übertriebenen Reklame und der eingespielten Pseudo-Doku (Papa Naidoo empfängt die übrigen Stars, die im Segelflieger ankommen) bleiben am Ende die Auftritte hängen. Und die können alles, von peinlich bis überragend, sein. Wirklich Neues hört man aber wenig. Er wolle mehr Musik ins Fernsehen bringen, ihn reize "dieses Entertainment-Ding", sagte Xavier Naidoo vor der Sendung. Nur zu. Wie gesagt, viel kann nicht schiefgehen. Bleibt nur zu wünschen, dass er sich irgendwann auch was Frisches überlegt.

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