Tatort Saarbrücken: "Adams Alptraum":Schwer betulich

Tatort; Tatort

Die Hauptkommissare Lisa Marx (Elisabeth Brück) und Jens Stellbrink (Devid Striesow) im Einsatz.

(Foto: SR/Manuela Meyer)

Das Kommissariat im SR-"Tatort" ist stylisch aufpoliert wie bei CSI und doch geht die Inszenierung daneben. Regisseur Hannu Salonen gelingt es nicht, eine überraschende Geschichte zu erzählen.

Von Holger Gertz

Die Ermittler von der Saar sind für ihre ersten beiden albernen Abenteuer sauber unter Feuer genommen worden, in der dritten Episode wirkt Kommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) viel weniger wunderlich als früher. Der Fall: Ein Flashmob hat sich zusammengerottet und einen Schwimmtrainer ins Koma getreten. Der Mann sei ein Päderast gewesen, heißt es, im Netz ist Stimmung gemacht worden, außerdem hat jemand mit nervöser Hand Kinderficker auf ein Auto geschrieben.

Regisseur Hannu Salonen geht den Weg, der gern gegangen wird am Sonntagabend; den sicheren Weg. Er kritisiert das böse Internet, die Verhängnisse des Chattens, aber entwickelt keine Geschichte, die überraschend oder klug wäre. So gewöhnlich dieser Tatort inhaltlich ist, so speziell soll die Inszenierung sein, aber auch das geht daneben.

Typische Unwucht

Im Kommissariat geht es so stylisch zu wie bei CSI, ewig drückt und wischt der Spusi-Mann auf Monitoren rum, verschiedene Geräte machen spacige Geräusche. Sehr irre ist auch, dass dauernd Statisten durchs Bild laufen, damit alles entsprechend hektisch wirkt. Sobald die Ermittler zusammensitzen, setzt sich eine Völkerwanderung in Gang; als Polizisten kostümierte Menschen traben und stolpern und rennen von rechts nach links und von links nach rechts. Andererseits kann man bisweilen den Ermittlern dabei zusehen, wie sie der Reihe nach und in aller Geruhsamkeit ein Haus betreten, das fühlt sich an wie bei Derrick, und diese Unwucht ist typisch für den gesamten Film.

Striesows Stellbrink strahlt viel Wärme ab. Der Gegenentwurf ist seine Assistentin Lisa Marx, durchtrainiert und schlecht gelaunt: Sie kann schwer genervt dreinschauen, und sie kann genervt dreinschauen. Sie kann schwer genervt ihre Arme vor der Brust verschränken, sie kann genervt ihre Arme vor der Brust verschränken. Und demjenigen, den die eindimensionale Kälte der Figur noch immer nicht erfasst hat, schiebt sie ein paar erklärende Sätze rüber: "Gefühle werden im Allgemeinen überbewertet." Die Staatsanwältin schließlich stellt dauernd kurze Fragen, in einem Ton, der zwischen vorwurfsvoll und vorwurfsvoll variiert.

Die Geschichte wird dann aufgeklärt, indem sie noch mal nacherzählt wird. Das ist das schwer betuliche Ende eines Saar-Tatorts, der mit Striesows Talent wenig anfangen kann - und der das fehlende Talent der anderen so brutal zur Schau stellt.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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