TV-Kritik: "Das große Tatort-Quiz":... und ein Hund, der Plasberg biss

Zu seinem 40. Geburtstag widmete die ARD dem "Tatort" eine Quiz-Sendung. Die Aufgaben waren weniger spannend als die Wortgefechte, die sich Moderator Frank Plasberg mit seinen Kandidaten lieferte.

Lena Schilder

"Hart aber fair" ging es bei der ersten Frage des Tatort-Quiz, das gestern in der ARD lief, nicht zu. Es traten gegeneinander an: Ein Team aus vier Tatort-Kommissaren und ein Team von vier Kommissaren aus anderen Fernsehsendungen.

tatort quiz

Auftakt für die ARD-Tatort-Festspiele: Das große Tatort-Quiz mit Frank Plasberg.

(Foto: WDR/Max Kohr)

Cordula Stratmann, Mitglied des Teams "Gastermittler", hielt "Lupo" spaßeshalber für die gängige Abkürzung für Luftpolizisten. Ihre falsche Antwort honorierte Moderator Frank Plasberg trotzdem mit 500 Euro. Und zwar alleine für Stratmanns Fähigkeit, sich "so eine kreative Lösung aus dem Hirn winden zu können".

Locker-flockig statt "hart aber fair"

So milde kennt man Plasberg aus seiner Polit-Talkrunde nicht. Doch bei seinem Ausflug in die seichte Abendunterhaltung war er sichtlich bemüht, lockere Töne anzuschlagen. Was bisweilen doch etwas angestrengt wirkte.

Den konfrontativen Part übernahm dafür der bullige Dietmar Bär, besser bekannt als Kölner Tatort-Kommissar Freddy Schenk, der Plasberg die frühe Benachteiligung seines Tatort-Teams die ganze Sendung über nicht mehr recht verzeihen wollte.

Er fand bei fast jeder Spielrunde etwas zu reklamieren und frotzelte anschließend, er habe Plasberg nur auf Verbesserungsmöglichkeiten hinweisen wollen "für eine etwaige zweite Folge mit Ihnen, man weiß es ja nicht". Worauf dieser nur erwidern konnte, er wisse selbst nicht, ob er sich noch einmal traue.

Erst als Plasberg von Spürhündin Lisbeth, die gezielt verstecktes Opium im Publikum aufspürte, beinahe in den Arm gebissen worden wäre, weil er unüberlegt mit der Belohnung vor ihren Augen herumgewedelt hatte, gewann er plötzlich etwas von seinem gewohnten Biss zurück.

Einen Einwand Dietmar Bärs, die Spielbedingungen seien nicht optimal gewesen, da ein ungenauer Bildausschnitt gezeigt worden sei, konterte er mit der Bemerkung, ob er seine falsche Antwort nicht gleich auf die suboptimale Raumtemperatur schieben wolle. Schließlich schlug er Bär noch vor, ihm den "Klugscheißerpreis des Abends" verleihen zu wollen - was auf große Zustimmung beim Publikum stieß.

"Haben Sie wirklich gedacht, wir ballern im Studio rum?" - Lesen Sie auf der nächsten Seite, warum aus einer vermeintlich spektakulären Show-Einlage nichts wurde.

Spürsinn und Flachwitz

Der Nebenkriegsschauplatz der beiden tat der Sendung gut, war das Quiz zum Tatort-Jubiläum selbst doch wenig aufregend. Anders als beim Tatort- Quiz vor zwei Jahren, damals moderiert von Jörg Pilawa, musste man zur Beantwortung der Fragen zwar kein eingefleischter Fan sein. Besser machte das die Sache allerdings auch nicht.

Beispielsweise galt es mit feinem Spürsinn zu ermitteln, welche Uhrzeit eine spiegelverkehrt abgebildete Uhr anzeigte (acht nach sieben oder doch acht vor fünf?) und zu überlegen, ob eineiige Zwillinge den gleichen Fingerabdruck haben (haben sie nicht).

Vom Tatort ist man da eigentlich größere Adrenalin-Kicks gewöhnt.

Tiefenentspanntes Finale

Zwischendurch schien es kurzfristig etwas spektakulärer zu werden, als mit einem Jagdgewehr im Studio auf eine Holzkiste geschossen werden sollte. Scharfschütze Peter Dallhammer hatte das Gewehr schon am Anschlag, als Plasberg einschritt "Haben Sie wirklich gedacht, wir ballern im Studio rum? Da gibt es zu viele Vorschriften, wir haben das heute Morgen aufgezeichnet."

Also weiter im seichten Quiz-Programm.

Die fulminante, alles entscheidende letzte Frage lautete, ob man, wenn man eine Lesebrille braucht, kurzsichtig oder doch weitsichtig ist. Selbst Pierre Sanoussi-Bliss (Der Alte), der die Finalfrage lösen musste, beantwortete sie tiefenentspannt und richtig mit "weitsichtig".

Zeitweilig gewann man den Eindruck, hier würde ein Kindergeburtstag auf Sedativa und kein gestandener 40. gefeiert werden. So galt es in einem Spiel, die Kerzen auf der großen Geburtstagstorte schnellstmöglich mit Wasserpistolen zu löschen.

Die Einzige, die wirklich Spaß zu haben schien, war Cordula Stratmann. Sie wirkte aufgedreht, lachte auch gerne mal grundlos, schnitt Grimassen und war in ihrem Spieleifer kaum zu bremsen. Da war es für Plasberg schließlich Zeit einzugreifen: "Frau Stratmann, Sie sind nicht dran. Dass Sie es wissen, ist schön fürs Selbstbewusstsein, gibt aber kein Geld."

Mit Dietmar Bär freundete er sich am Ende dafür wieder an. Und legte schließlich sogar selig seinen Kopf auf dessen Schulter ab. Ein verstörendes Bild.

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