Tatort mit Online-Tätersuche:Später Einfall

Ein neues Erlebnis für "Tatort"-Fans: Seit der Episode vom Sonntag können Internet-Ermittler auf Vernehmungsprotokolle und Berichte der Spurensicherung zugreifen und online Beweise sammeln. Geplant wurde "Der Wald steht schwarz und schweiget" allerdings nicht als multimediales Ereignis.

Christopher Keil

Erstmals in mehr als 40 Jahren Tatort wurde das Fernsehpublikum aufgerufen, den Täter im Internet selbst aufzuspüren. Das habe, wie der Südwestrundfunk (SWR) an diesem Montag vermeldete, am Sonntagabend zeitweilig den Server der öffentlich-rechtlichen Anstalt überlastet. In der Episode "Der Wald steht schwarz und schweiget" wurde Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) von fünf jungen Männern entführt, die zuvor ihre Erzieherin umgebracht hatten. Am Ende wird Odenthal befreit, aber man weiß nicht, wer der Mörder ist.

Durchschnittlich 8,37 Millionen Zuschauer (Marktanteil; 24,7 Prozent) sahen den Krimi im Ersten, bis zum Nachmittag dieses Montags beteiligten sich nach SWR-Angaben 30.000 Menschen am Point-and-Click-Adventure auf der SWR- oder ARD-Homepage. Jeder Internet-Ermittler kann auf Vernehmungsprotokolle und Berichte der Spurensicherung zugreifen, Beweise sammeln. Mancher habe, so eine SWR-Sprecherin, den Mörder auch schon überführt. Spätestens am kommenden Wochenende, bevor die ARD den nächsten Polizeiruf (aus Halle) ausstrahlt, soll eine Audiodatei die Aufklärung liefern.

Geplant wurde "Der Wald steht schwarz und schweiget" allerdings nicht als multimediales Ereignis. Das Drehbuch, lässt der SWR auf SZ-Anfrage mitteilen, "wurde von Dorothee Schön nicht mit Blick auf das Internetspiel geschrieben". Die Idee dazu sei erst später in der Fernsehfilmredaktion des SWR entwickelt worden.

Geschichten, die nicht auf dem Mörder-Prinzip beruhen, wurden in der Tatort-Reihe immer wieder erzählt. 2009 zum Beispiel fahndeten die Münchner Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) im Gewerkschaftsmilieu. Am Ende kam heraus, dass sich der Tote, ein Journalist, selbst das Leben genommen hatte. Auch im Herbst des vergangenen Jahres basierte der Fall, den der verdeckte Ermittler Cenk Batu in Hamburg zu lösen hatte, nicht auf einem Mord. Batu wurde in ein Terrornetzwerk eingeschleust und sollte einen Anschlag verhindern.

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