"Tatort" Ludwigshafen:Sound of Drombusch

Tatort "Roomservice", Andreas Hoppe und Ulrike Folkerts

Kommt aus dem Jammertal nicht raus: Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts).

(Foto: SWR/Alexander Kluge)

"Roomservice" erzählt vom Tod eines Zimmermädchens. Vor allem aber suhlt sich die Ludwigshafener Episode in den Krisen von Kommissarin Lena Odenthal. Das nervt.

Von Holger Gertz

Der Fall ist gar nicht das größte Problem dieser Episode. Ein Zimmermädchen stürzt aus erheblicher Höhe auf den Boden eines Nobelhotels. Kurz davor hatte der EU-Kommissar Sattler (Peter Sattmann) auf seinem Zimmer Sex mit der jungen Frau. Ist sie also gesprungen, oder hat er sie gestoßen? Und was ist einem Hotelmanager eigentlich das Leben so eines Zimmermädchens wert?

Anklänge an den Fall Strauss-Kahn, Oberthema Machtgeilheit der Männer. Relevanter Stoff, und Suzanne von Borsody als Frau des penisgelenkten EU-Kommissars ist sowieso sehenswert.

Was den SWR-Tatort "Roomservice" (Regie: Tim Trageser; Buch: Stefan Dähnert und Patrick Brunken) allerdings schwer erträglich macht, ist dieses ewige Suhlen in den Lebenskrisen der Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Einen Burn-out hat sie gerade hinter sich, ein Psychologe war mit ihr am Lagerfeuer und hat ihr geflüstert, dass sie in sich reinhören soll - sonst frisst einen der Stress ja auf. Bei Lena Odenthal aber geht alles weiter wie immer.

Nur Nervensägen

Der alberne Psychologe nervt mit seinen halbgaren Avancen, die er ihr macht. Der ewige Kopper (Andreas Hoppe) nervt in der Wohnung rum und die ewige Frage, warum es bei ihr mit einer Familie nicht hingehauen hat, nervt auch. Und neuerdings nervt die so sehr ehrgeizige und offensichtlich nach Pril riechende Fallanalytikerin Johanna Stern ("Ordnung ist mein zweiter Vorname"), der die Autoren ein Solo ins Buch geschrieben haben, ganz im Sound der Moralpredigten von Mutter Drombusch.

"Sie tun mir leid, Frau Odenthal! Jahrzehntelang mussten Sie Ihren Mann stehen und jetzt glauben Sie, dass sich die ganze Welt gegen Sie verschworen hat. Nur weil man Ihnen eine jüngere Kollegin vor die Nase setzt, die vielleicht manche Dinge besser kann als Sie und dann auch noch ein Leben neben dem Beruf hat."

Ein Schmierenjournalist war selten so platt

Wer Odenthal noch nie gesehen hat, weiß nach diesem Kurzvortrag, worum es in ihren Geschichten immer geht. Wer Odenthal schon länger kennt, kann's nicht mehr hören. Ganz abgesehen davon, dass ein Schmierenjournalist selten so platt aus dem Baukasten für Schmierenjournalisten zusammengesetzt worden ist wie dieser hier, Schüttler ist sein Name.

Und noch gar nicht davon geredet, wie unglaubwürdig es ist, dass man in Ludwigshafen nach wie vor mit dem Computer so fremdelt. Sobald einer nur seinen Laptop rausholt, grummelt der überforderte Spusi-Mann: Ach ja, die Polizeiarbeit der Zukunft.

Alles wirkt so schockgefrostet. Ganz am Anfang sagt Kopper zu Lena: "Eine Ära geht zu Ende." Und Lena zu Kopper: "Ein Ende ist auch immer ein Anfang." Wenn sie das ehrlich meinen, wäre es ein Versprechen.

ARD, Montag, 20.15 Uhr.

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