Tatort-Kolumne:Nicht nur klischeehaft, sondern albern

Tatort: LU; Tatort Ludwigshafen LU SWR

Odenthals Liebesgeplänkel mit Jürgen Vogel täuscht nicht über die Zickereien mit ihrer Kollegin hinweg.

(Foto: SWR/Alexander Kluge)

Kommissarin Odenthal muss sich weiter mit ihrer neuen Kollegin herumschlagen. Die Konfliktlinien zwischen ihnen sind sehr dick gepinselt.

Von Holger Gertz

Die Idee hinter diesem Stück vom SWR ist ziemlich ehrgeizig. Ludwigshafen wird aufgemotzt zum Lumpenhafen, da rennen die Ganoven rum, als wären sie auf Speed, auf der Jagd oder auf der Flucht. Schnell geschnitten, Zeitlupen, grobkörnige Bilder: Sämtliches Leben und Sterben scheint von Überwachungskameras aufgezeichnet zu werden. Regisseur Jobst Christian Oetzmann hat Stargäste im Ensemble, Ingrid van Bergen sagt als Puffmutter immer "Mon dieu". Und Jürgen Vogel spielt einen Geldeintreiber, der Lu heißt. Auch das Ludwigshafener Autokennzeichen fängt ja mit LU an, und so wird der Ort LU von der Aura des Mannes Lu verfremdet und veredelt.

Jürgen Vogel ist natürlich herrlich, man kann auch seinen mephistophelischen Hinterkopf schön zeigen, wenn die Story einen Hänger hat. Hat sie leider immer, die Bilder sind nur Fassade, und am schlimmsten ist der Zickenkrieg, den sich die Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) seit ein paar Folgen mit ihrer streberhaften Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) liefern muss. So heftig wie diesmal war's noch nie. Odenthal hat eine Lederjacke an, Stern gern einen Spusi-Umhang. Stern führt ständig ein Tablet spazieren, während Odenthal ihre Ermittlungsarbeit ja seit gefühlt 87 Jahren aus dem Bauch heraus macht.

Und damit die Konfliktlinien auch derjenige mitkriegt, der nach einer Viertelstunde eingeschlafen ist (was manchmal eine Gnade sein kann), werden sie mit breitestem Pinsel nachgemalt. "Mein Bauch schreit", schreit Lena Odenthal. "Instinkt ist nur die oberflächlichste Wahrnehmungsschicht", doziert Stern. "Manchmal fasse ich jemanden an, wenn es hilft", sagt Odenthal. Kollegin Stern fasst niemanden an, dafür tanzt sie - irre, irre - den Fortgang eines Verbrechens nach und sagt "peng", wenn ein Schuss zu dokumentieren ist.

Die nervige Rivalität der beiden entwickelt sich nicht. Sterns Zickenblicke haben Soko-Wismar-Niveau, wie Odenthals Wutausbrüche: "Frau Stern denkt: Sie ist blond und Prinzessin!" Wie hier der Konflikt der Generationen nachgebaut wird: Das ist nicht mehr nur klischeehaft, das ist so albern. "Mon dieu", sagt Ingrid van Bergen. Und wenn die Puffmutter spricht, sollen alle anderen schweigen.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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