"Tatort Ausland" auf RTL II:Mord in Alicante

Ein kläglicher Versuch, sich halbwegs seriös zu präsentieren: Auf RTL II begeben sich deutsche und spanische Ermittler auf die Suche, Leichenfund inklusive. Den Auftakt macht eine Schweizerin, die im Januar 2000 spurlos verschwand.

Hans Hoff

Ob man bei RTL II gut beraten war, eine neue Doku-Reihe mit dem Wörtchen Tatort zu versehen, darf bezweifelt werden - liegt so doch der Vergleich zum Format Tatort Internet nahe, jener Sendung, in der unter dem Deckmäntelchen des Kinderschutzes eine Hetzjagd auf Pädophile veranstaltet wurde.

"Tatort Ausland" auf RTL II

Der Chef der Duisburger Mordkommission, Heinz Sprenger, ermittelt vor Ort in Spanien. In "Tatort Ausland" auf RTL II ist es jedoch nebensächlich, wo der Mord passiert ist.

(Foto: diwa-film GmbH)

Man ist bei RTL II immer noch stolz auf Tatort Internet, schließlich sei es gelungen, Täter vor Gericht zu bringen. Dass es bei dem Gezeigten nur darum ging, auf Teufel kaum raus Aufmerksamkeit zu erzeugen, will man im Sender nicht einsehen.

Nun also Tatort Ausland - Mörderische Reise. Es geht um Verbrechen, die an Menschen aus dem deutschen Sprachraum im Ausland verübt wurden, und um deren Aufklärung. Zum Start ist es der Fall einer Schweizerin. Die ist in die Gegend von Alicante ausgewandert und verschwand dort im Januar 2000 spurlos. Ihr Fall machte Schlagzeilen, weil er anfangs als Mord ohne Leiche eingestuft werden musste. Erst über ein Jahr später fanden deutsche Ermittler in Spanien ihre Überreste und konnten den Mörder überführen.

Für die Dokumentation fliegen die deutschen Ermittler noch einmal nach Alicante und treffen dort auf ihre spanischen Kollegen, mit denen sie vor rund zehn Jahren zusammengearbeitet haben. Der Film erzählt chronologisch, wie die Kriminalbeamten vorgegangen sind, und man verrät keine Geheimnisse, wenn man mitteilt, dass am Schluss der Leichenfund und ein Urteil steht. Davor versucht der Film mit pathetischen Kommentaren und Unsicherheit fördernder Musik so etwas wie Spannung aufzubauen.

Wer sich indes ein bisschen bei RTL II auskennt, weiß, dass es Masche ist, alles möglichst lange im Unklaren zu lassen und Fragen zu stellen, die sich dem Zuschauer von selbst beantworten.

Dazu kommt, dass es nur eine untergeordnete Rolle spielt, wo der Mord geschah. So wie die erste Folge inszeniert ist, hätte es kaum einen Unterschied gemacht, wäre das Opfer in Kassel zu Tode gekommen. Tatort Ausland präsentiert sich also als unausgegorener Versuch, einen auf halbwegs seriös zu machen. Für RTL II mag das viel sein. Für den anspruchsvollen Zuschauer ist es schlichtweg Zeitverschwendung.

Tatort Ausland, RTL II, 21:15 Uhr.

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