"Tatort" aus Weimar:Dorn und Lessing witzeln auf mittlerem Lachniveau

Tatort: Der kalte Fritte; Tatort Weimar Kalte Fritte

Eine gewisse Heiterkeit im Ermittleralltag ist der Markenkern des "Tatorts" aus Weimar: Die Kommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen)

(Foto: MDR/Wiedemann & Berg/Anke Neugeb)

Im Wunsch-"Tatort" aus Weimar wird großenteils im Bordell ermittelt und am Ende rettet der Mann natürlich die Frau. So irre lustig ist das nicht. Die Kritik von damals.

Von Katharina Riehl

Diese Tatort-Kritik ist am 10. Februar 2018 in der Süddeutschen Zeitung erschienen. Aufgrund der Wahl zum Wunsch-Tatort wird der Film am 19. Juli noch einmal ausgestrahlt - SZ.de veröffentlicht die Kritik dazu erneut.

Zu seinen Tatort-Episoden aus Weimar stellt der MDR immer ein paar sogenannte Outtakes ins Internet, lustige kleine Clips also, in denen die Kommissare am Text scheitern, oder die Leiche plötzlich husten muss. Anzunehmen, dass solche Szenen auch bei anderen Filmproduktionen entstehen, aber niemand verspricht sich natürlich so lustig wie Nora Tschirner und Christian Ulmen.

Eine gewisse Heiterkeit im Ermittleralltag ist der Markenkern der Krimis aus Thüringen, mit denen die ARD bislang gern hohe Feiertage beging. Als solcher zählt in diesem Fall wohl der närrische Faschingssonntag, und ein kleines bisschen schade ist, dass der letzte Fall von Kriminalhauptkommissarin Kira Dorn und Kriminalhauptkommissar Lessing erst an Weihnachten lief, weil der Charme dieser Tatort-Comedy-Reihe auch in ihrer geringen Dosierung lag. Warum die zwei jährlichen Episoden mit Ulmen und Tschirner innerhalb von sechs Wochen verbraten werden, gehört zu den mannigfachen Rätseln in der ARD-Programmplanung.

Einen kleinen #MeToo-Moment gibt es auch

Nun aber mal zum Film, der sicher nicht der beste in der Weimar-Reihe ist, aber im Tatort-Mittel trotzdem ganz gut anzusehen. "Der kalte Fritte" (Buch: Murmel Clausen, Regie: Titus Selge) dreht sich eher ein bisschen uninteressant um einen Grundstücksdeal, ein neues Goethe-Museum sucht einen Standort, und diverse Menschen würden an dieser Suche gerne ordentlich Geld verdienen. Ermordet wird zu Beginn ein Milliardär, der ebenfalls ein Grundstück im Standort-Wettbewerb hatte, seine sehr viel jüngere Ehefrau aus dem Rotlichtmilieu erschießt den Auftragskiller und gerät selbst unter Verdacht. Glücklicherweise kann sie einen so schlecht verhandelten Ehevertrag vorweisen, dass sich daraus nur schwer ein Motiv ableiten ließe.

Von hier an witzeln sich die beiden Kommissare auf mittlerem Lachniveau durch die Ermittlungen, die zur Erhöhung der Schmunzelfrequenz großenteils in einem Bordell stattfinden: Wenn Kommissar Lessing ankündigt, jetzt in den Puff zu fahren, dann antwortet seine Kollegin und Lebensgefährtin Kira Dorn, dass sie dann zu Hause einen Stripper empfangen wird. So richtig irre lustig ist das irgendwie nicht, eher ein bisschen gewollt. Und in dem kleinen #MeToo-Moment, den die Geschichte aus dem Rotlichtmilieu hat, ist es natürlich der ritterliche Kommissar, der die bedrohte Frau aus ihrer Notlage befreit.

Nun ja. Aber die hustende Leiche in den Outtakes, die ist wirklich ganz lustig.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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