"Tatort" aus Ludwigshafen:Rate mal mit Odenthal

Tatort "Freunde bis in den Tod"

Leonie Benesch als Julia und Ulrike Folkerts als Lena Odenthal im Tatort.

(Foto: obs)

Sogar in Ludwigshafen versuchen sie mittlerweile, die Sonntagabendgemeinde aufzuschrecken, Wackelhandykamera und Nacktfotos im Netz inklusive. Doch dieser "Tatort" bleibt ein Mördersuchspiel zum Mitmachen im bräsigen Stil der Neunziger.

Von Holger Gertz

Inzwischen versuchen sie sogar beim SWR, die Erlebnisse der sehr routinierten Kommissarin Lena Odenthal moderner zu erzählen. Wackelhandykamera gleich am Anfang, außerdem wird das Signalwort ficken bemüht, im Vertrauen darauf, dass die Sonntagabendgemeinde dadurch immer noch aufzuschrecken ist. Die Geschichte handelt von einem geplanten Amoklauf und von Nacktfotos im Netz, zeitgemäßes Material also. Erzählt wird das Ganze allerdings im bräsigen und breiigen Stil der Neunziger, der Tatort als Mördersuchspiel zum Mitmachen: Rate mal mit Odenthal.

Da sind keine Blickduelle, die Stimmung erzeugen; da gibt es keine Bilder, die für sich sprechen. Nichts schwebt. "Show, don't tell", sagen Geschichtenerzähler aus Amerika, das hat sich bis Ludwigshafen nicht rumgesprochen. Odenthal und Assistent Kopper reden und fragen sich durch die Handlung, sie fassen dauernd den Ermittlungsstand zusammen, damit jeder, der zu spät reinschaut, noch ins Geschehen findet. Das mag Dienst am Kunden sein, beweist aber nur, wie wenig die Regie an die Qualität der eigenen Geschichte glaubt.

"Er hat Julia mit kompromittierenden Aufnahmen gedroht - was waren das für Aufnahmen?", fragt Odenthal, die sich fragen sollte, ob der sperrige Begriff kompromittierend tatsächlich zum aktiven Wortschatz eines Menschen gehört. "Müssten da nicht überall Patronenhülsen rumliegen?", fragt Kopper. "Gute Frage", sagt Odenthal. "Warum ist der überhaupt hierher gekommen, an den Arsch der Welt?", fragt Kopper. Sobald sich die Kommissare begegnen, am Arsch der Welt oder auch nur im Dienstwagen, wird gedanklich weiterermittelt, in Dialogen, die aus schwerem Holz zusammengezimmert sind.

Kopper: "Unsern Hirschfreund, den haben wir als Täter mehr oder weniger ausgeschlossen, weil es keinen Sinn gemacht hätte, dass er sich nach der Gewehrübergabe noch mal mit Ron trifft, geschweige denn ihn umbringt." Odenthal: "Vielleicht gab es doch einen Grund, warum die beiden sich noch mal getroffen haben. Was ist, wenn Ron keine Munition mehr hatte, weil er alles auf dem alten Militärgelände verballert hat?"

Keine weiteren Fragen.

Tatort, Sonntag 20.15 Uhr, ARD.

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