"Tatort" aus Dortmund:Und wieder geht ein Kind verloren

Tatort: Hundstage; Tatort WDR Hundstage Jörg Hartmann

Kindsverlust als über alles gestülptes Großthema: Faber versucht, zu ermitteln.

(Foto: WDR/Wolfgang Ennenbach)

In neuen Fall aus Dortmund passen die Dinge manchmal allzu gut ineinander. Schade, denn dieser "Tatort" wäre eigentlich ein ordentlicher Krimi.

TV-Kritik von Katharina Riehl

Wenn man unter den Tatort -Episoden der vergangenen Monate einen thematischen Trend ausmachen möchte, dann ist das eindeutig dieser hier: In den vergangenen Monaten sind im Tatort wirklich sehr viele Kinder gestorben (oder, wenn sie Glück hatten, nur entführt worden). Am Bodensee, in München, in Stuttgart, auch schon beim letzten Mal in Dortmund. Könnte Zufall sein, muss aber nicht. So ein totes Kind ist ja rein rezeptionspsychologisch möglicherweise mit der Hoffnung verbunden, die Zuschauer stärker an die Glotze zu fesseln als zum Beispiel ein toter Finanzbeamter.

Im neuen Fall aus Dortmund ist ein verlorenes Kind nicht nur der Ausgangspunkt der Ermittlung, der Kindsverlust ist das eher unsubtil über alles gestülpte Großthema. Ein Familienvater wird erschossen aus dem Hafenbecken gefischt, was offenbar im Zusammenhang mit der Tatsache steht, dass vor vierzehn Jahren sein Sohn Tommy spurlos verschwunden ist. Martina Bönisch war damals die ermittelnde Kommissarin, zufällig gerät sie jetzt wieder an dieselbe Familie.

Sie selbst kämpft derweil heftig mit der Abnabelung von Sohn Svenni, ihr Kollege Kossik kippt sich Schnaps in die Softdrink-Dose, weil er die Abtreibung seines ungeborenen Kindes nicht verkraftet. Und Faber, der immer wütende Dortmunder Chef-Ermittler, hört die Stimme seiner kleinen, toten Tochter. Womöglich war Drehbuchautor Christian Jeltsch vom Einfall dieses Leitmotivs ein kleines bisschen zu elektrisiert.

Aber im Saarland haben alle Kinder überlebt

Überhaupt passen die Dinge in diesem Tatort manchmal schon sehr gut ineinander. Muss es denn wirklich sein, dass in diesen Kommissariaten immer die richtigen Türen offen stehen, sodass die Tochter des Opfers zufällig die Geliebte des Vaters aussagen hört? Und gibt es im Krankenhaus einer Großstadt wirklich nur den einen Flur, von dem sowohl die Tür zur Notaufnahme als auch die zum Krankenzimmer abgeht, sodass sich alle in den Fall Verwickelten unweigerlich über den Weg laufen müssen?

Schade irgendwie, denn dieser Tatort wäre eigentlich ein ordentlicher Krimi, weil einen (Rezeptionspsychologie!) die Geschichte des verlorenen Sohnes nicht kaltlässt. Und weil Jörg Hartmann sich als Kommissar Faber zwar wieder fast ausschließlich durch den Fall pöbelt, aber in seiner Griesgrämigkeit viel besser zu ertragen ist als der Teddybär aus dem Saarland vergangene Woche. Dort, allerdings, haben alle Kinder überlebt.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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