Talkshows im Ersten:Geschwätz von gestern

Günther Jauch - Talkshow

Hat genug vom Prestige-Platz am Sonntag: ARD-Talker Jauch.

(Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Günther Jauch kommt ein letztes Mal aus der Sommerpause. Wenn er aufhört, endet die vielleicht größte Rechtfertigungsorgie in der Geschichte der ARD.

Von Katharina Riehl

Die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland haben einige Übung darin, sich selbst, ihr Programm und ihr Finanzierungsmodell proaktiv zu loben und reaktiv zu verteidigen. Es dürfte aber wenige Dinge geben, über die dort in den vergangenen Jahren so viel geredet wurde wie über das allabendliche Gerede im Ersten Deutschen Fernsehen.

Im September 2011 moderierte Günther Jauch erstmals seine Talkshow am Sonntag. Und weil die Senderchefs - die ARD-Vorsitzenden Monika Piel und Lutz Marmor, der Programmdirektor Volker Herres und der Chefredakteur Thomas Baumann - Jauch so dringend haben wollten, setzte eine große Rochade ein, um alle Talker des Senders in Laufe einer Programmwoche unterzubekommen.

Politik in Rede-Runden

Das Ergebnis war etwas, das bald den hübschen Namen "Talkschiene" trug und bedeutete, dass Politikberichterstattung im Ersten vor allem in Form von Rede-Runden stattfand. Die Kritik war enorm, nicht nur von Dokumentarfilmern, die sich mit ihren Formaten an den Rand gedrängt fühlten; auch Gremien und Medienjournalisten hatten ein neues Lieblingsthema.

Wenn Jauch nun zum letzten Mal aus der Sommerpause kommt, geht also nicht nur bald eine TV-Show zu Ende, sondern auch die vielleicht größte Rechtfertigungsorgie in der Geschichte der ARD. Reinhold Beckmann hat schon 2013 von der Talk-Debatte entnervt hingeworfen; jetzt geht Jauch. Bleiben drei, was die ARD offenbar auch keinen Mangel findet. Und der Rest ist Geschwätz von gestern.

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