Super Bowl:Einwanderer, die Mauer und ein sexy Putzmann

Super Bowl: "Easy Driver", die Mercedes-Benz-Werbung zum Super Bowl, spielt in einer Rocker-Kneipe.

"Easy Driver", die Mercedes-Benz-Werbung zum Super Bowl, spielt in einer Rocker-Kneipe.

(Foto: AP)

Die Trump-Ära färbt auch auf die Werbespots ab, die während des Super Bowls laufen: Es wird durchaus politisch. Oft allerdings schlicht witzig oder cool.

Von Beate Wild

Werber zahlen fünf Millionen Dollar für nur 30 Sekunden TV-Sendezeit während des Super Bowl. Doch für viele Firmen scheint sich diese Ausgabe zu rechnen: Sie erreichen mehr als 110 Millionen Fernsehzuschauer alleine in den USA. Beim ersten Super Bowl in der Amtszeit von Präsident Donald Trump wurde schon seit Wochen viel über den politischen Gehalt der Spots diskutiert. Und tatsächlich: Einige Firmen haben sich in diesem Jahr aus der Deckung gewagt und eine politische Botschaft in ihre Clips eingebaut. Andere bleiben beim alten Rezept: Stars, Witz und Überraschungen.

Mexiko, die Migrantin und die Mauer

Für "84 Lumber" war es die Super-Bowl-Premiere - und der Baumarkt wagte sich gleich auf politisches Terrain. In dem 90-Sekunden-Spot "Die Reise beginnt" sieht man eine Frau, dem Aussehen nach Latina, mit ihrer Tochter durch Mexiko reisen - zu Fuß, auf einem Truck und auf einem Güterzug. Den zweiten Teil des Clips gibt es beim Super Bowl nicht zu sehen, sondern nur auf der Webseite der Firma. Dort kommen die beiden endlich nach langer Reise an der Grenze an und treffen auf eine riesige Mauer.

In den vergangenen Wochen hatte 84 Lumber bereits versucht, den Werbespot auf Fox zu platzieren. In der ursprünglichen Version des Spots, die nun auch komplett im Netz zu sehen ist, kam die Mauer bereits vor. Der konservative TV-Sender lehnte dies aber ab. Daraufhin wurde die Mauer in der beim Super Bowl gezeigten Version herausgeschnitten.

Wir akzeptieren uns alle

Die Privatzimmer-Plattform Airbnb kaufte in der letzten Minute Sendezeit für einen Spot, der in nur wenigen Tagen produziert wurde. Er zeigt Menschen verschiedener Hautfarben und Herkunft. Als Botschaft ist zu lesen: "Wir glauben, dass wir alle zusammengehören, egal, wer du bist, woher du kommst, wen du liebst oder zu wem du betest. Die Welt ist schöner, je mehr du akzeptierst." Der Hashtag #WeAccept wurde noch während des Spiels zum Trendthema.

Gleichberechtigung - auch in der Bezahlung

Der Spot von Audi sorgte für Aufsehen, weil sich der deutsche Autobauer darin für gleiche Bezahlung von Mann und Frau einsetzt. Es geht um einen Vater, der seiner Tochter bei einem Cart-Rennen zusieht. Die anderen Fahrer sind alle Jungs, doch das Mädchen überholt sie alle und gewinnt. "Soll ich ihr erzählen, dass sie trotz der Erziehung, ihres Ehrgeiz, ihrer Fähigkeiten, ihrer Intelligenz automatisch weniger wertgeschätzt wird als jeder Mann, den sie jemals treffen wird?", fragt sich der Vater. Am Ende ist zu lesen, Audi verpflichte sich in den USA zu "gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit" (über Pläne, eine Frau in den nur mit Männern besetzten Audi-Vorstand zu berufen, ist noch nichts bekannt).

Amerika ist schön in vielen Sprachen

Coca-Cola hat einfach einen alten Spot aus dem Jahr 2014 wiederbelebt - und trotzdem ein politisches Statement gesetzt. Der Clip zeigt Menschen verschiedener Hautfarben an unterschiedlichen Orten, die den Song "America the Beautiful" in mehreren anderen Sprachen, nicht nur auf Englisch singen. Geschäftsführerin Lynn Power sagte, auch wenn der Clip nicht neu sei, sei er heute noch relevanter als damals.

Der deutsche Einwanderer und das Bier

Über den Spot von Anheuser-Busch für sein Bier Budweiser wird bereits seit Tagen kontrovers diskutiert. Die einen feiern ihn, weil er das Thema Integration zur Sprache bringt. Zu sehen ist die Geschichte des Firmengründers Adolphus Busch, der 1857 von Deutschland nach Amerika auswandert, um Bier zu brauen. Auf der harten Reise erlebt er einige fremdenfeindliche Anfeindungen, er bekommt gesagt "Geh' heim!". Der Spot ging am Dienstag online, nur wenige Tage nachdem Präsident Donald Trump per Dekret einen Einreise-Bann angeordnet hatte.

Viele Amerikaner sahen die Werbung als Attacke auf Trumps Politik, wobei der Clip laut Unternehmen bereits vorher produziert worden war. Nichtsdestotrotz wird der Clip von Trump-Anhängern nun leidenschaftlich gehasst, viele rufen unter dem Hashtag #BoycottBudweiser zum Boykott der Brauerei auf.

Sportwagen statt Harley

Keine Geringeren als die Coen-Brüder führten Regie beim Werbespot "Easy Driver" von Mercedes Benz. Er spielt in einer Kneipe: Eine Gruppe in die Jahre gekommener Biker legen in der Jukebox Steppenwolfs "Born to be Wild" auf und trinken Bier, als einer aus der Gruppe wütend hereinkommt und verkündet, ihre Motorräder seien von einem Auto blockiert. Alle stürmen empört nach draußen, um zu sehen, wie ein gut gelaunter Peter Fonda um die Ecke kommt, in den AMG Roadster steigt und davonbraust. Die Werbung zielt auf die "Baby Boomer" ab, also jene Generation, die mittlerweile zwischen Mitte 50 und Anfang 70 Jahre alt ist.

John Malkovich und die Domain

Statt "Being John Malkovich" heißt es dieses Mal "Calling John Malkovich". Der Schauspieler ruft in dem Spot des Hosting-Dienstes Squarespace bei seinem Namensvetter an, weil er von ihm den Domain-Namen haben will. Doch der zeigt sich uneinsichtig, weshalb Malkovich etwas lauter wird.

Sexy Meister Proper

Procter & Gamble bringen den guten alten Meister Proper, der erstmals 1958 Werbung für das Putzmittel machte, wieder auf den Bildschirm. Im Jahr 2017 hat er jedoch eindeutig mehr Sex-Appeal als damals. Als animierter Charakter darf er vor einer Hausfrau in engen, weißen Hosen mit sexy Hüftschwung durch die Küche tanzen und putzen. Die Chippendales lassen grüßen - und sogar Feministinnen dürfte das gefallen.

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