Streit um "The New Normal":US-Sender boykottiert Schwulen-Sitcom

"Unpassend in mehrerlei Hinsicht": Der Sender KSL-TV in Utah hat die Sitcom "The New Normal" über ein schwules Paar und dessen Babywunsch kurzfristig aus dem Programm genommen. Nun wird im ganzen Land gestritten. Immerhin: Die Debatte könnte zum PR-Vorteil für "The New Normal" werden.

The New Normal - NBC-Serie, Pilotfolge

Andrew Rannells als Bryan, links, und Justin Bartha als David in einer Szene der Pilotfolge von "The New Normal".

(Foto: AP)

Der Sender KSL-TV im US-Bundesstaat Utah hat eine Sitcom über ein schwules Paar und dessen Babywunsch kurzfristig aus dem Programm gestrichen. Die Maßnahme stößt auf Widerspruch und löst einen landesweiten Diskurs über Diskriminierung, Werte und Geschmack aus.

Doch worum geht es eigentlich? Zum Sommerende starten im US-Fernsehen traditionell die neuen Serien. Eine davon ist "The New Normal", eine Produktion des Senders NBC, die erzählen soll, wie das Pärchen Bryan und David mit Hilfe einer Leihmutter ein Kind bekommen will. "Diese Sendung erscheint unpassend in mehrerlei Hinsicht, besonders zur Familiensendezeit", erklärte vor wenigen Tagen der Chef des lokalen NBC-Partnersenders in Utah, KSL-TV. Im Mormonenstaat wird "The New Normal" also erst mal nicht zu sehen sein.

Eine Entscheidung, die konservativen und evangelikalen Kreise in den USA aus der Seele spricht. Bereits Anfang August hatte die religiös-konservative Mütterorganisation "One Million Moms" gegen die angekündigte Sitcom gewettert: "Diese Serie schadet unserer Kultur". Dass sie damals noch nicht einmal zu sehen war - geschenkt. Die in der Programmankündigung genannte homosexuelle Beziehung allein war "One Million Moms" bereits Anstoß genug: "NBCs 'The New Normal' versucht, Amerika und unsere Kinder abzustumpfen". Auf der Website der Organisation wurde deshalb offen zum Boykott aufgerufen.

Als KSL-TV nun seine Entscheidung nach Begutachtung der Pilotfolge bekanntgab, reagierte NBC mit einem knappen Statement: "'The New Normal' ist ein zeitgemäßer Blick darauf, wie Familien heute definiert werden", das Ganze im Stil der Comedy, und man sei "zuversichtlich, dass die Show ein anderes Zuhause im Markt von Salt Lake City finden wird". Wie US-Medien berichten, wäre es tatsächlich nicht das erste Mal, dass Sendungen, die KSL-TV nicht passten, beim unabhängigen Konkurrenzsender KUCW untergebracht wurden - so etwa die extrem erfolgreiche Satire-Show "Saturday Night Live" oder "The Playboy Club".

Apropos "The Playboy Club": Diese Serie wurde im vergangenen Herbst von NBC nach nur drei Folgen eingestellt. "One Million Moms" jubeln in ihrem Boykottaufruf gegen "The New Normal", dieser Fall beweise, "dass die Strategie funktioniert".

Vielleicht war die Serie aber auch einfach nur schlechte Unterhaltung - jenseits von Moraldebatten. Den Publikumstest muss auch "The New Normal" erst noch bestehen. Immerhin, die Utah-Kontroverse dürfte zumindest kurzfristig zum PR-Vorteil werden. Denn Aufmerksamkeit ist nun gewiss. Doch erste Vorab-Kritiken sind eher mäßig und deuten an: Die Show könnte auch einfach eins sein: ziemlich "normal", und eher langweilig.

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