SR-Intendant Fritz Raff ist tot:Der Teamarbeiter

Er war unter den Intendanten der ARD einer der geselligen. Vielleicht auch deshalb ist er gerne unterschätzt worden. Fritz Raff, Intendant des Saarländischen Rundfunks, ist nach kurzer Krankheit gestorben.

C. Keil

Er war unter den Intendanten der ARD einer der geselligen, er liebte gute Weine und war ein humorvoller Gesprächspartner. Vielleicht auch deshalb ist er gerne unterschätzt worden. Doch Fritz Raff, Mitglied der SPD, kannte das Finassieren und Fingerhakeln der ARD bereits aus der Politik. Von 1985 bis 1990 war er Bürgermeister der baden-württembergischen Stadt Mosbach. Als er 2007 und 2008 den Vorsitz der ARD ausübte, zeigte sich, wie taktisch geschult er war und wie ausdauernd er Ziele verfolgte.

SR-Intendant Fritz Raff ist tot

Der Intendant des Saarländischen Rundfunks Fritz Raff ist gestorben.

(Foto: dpa)

Für die Manager der großen Häuser in Hamburg (NDR) oder Köln (WDR) stand damals grundsätzlich in Frage, dass einer wie Raff, der als Intendant des Saarländischen Rundfunks (SR) an der Spitze einer kleinen Anstalt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens stand, sie nominell anführen könne. Das hatte es ja auch noch nie gegeben. Raff ließ sich allerdings nicht beirren, schmiedete Bündnisse. Attacken lächelte er entweder weg oder suchte sie direkt zu parieren. So fuhr er, als er den Eindruck hatte, der frühere NDR-Boss Jobst Plog halte ihn für nicht geeignet, im Dienstwagen nach Mecklenburg-Vorpommern, wo die NDR-Manager auf Klausur waren. Ob er etwas gegen ihn habe, wollte er von Plog wissen. Wie anders, erinnern sich NDR-Leute, als mit ,,Nein'' hätte Plog antworten können?

Fritz Raff stammte aus Ludwigsburg. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf, der Vater starb noch vor seiner Geburt, die Mutter war Krankenpflegerin. Nach der mittleren Reife absolvierte er eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungsfachwirt. Als Hauptgeschäftsführer des Deutschen Journalisten-Verbandes in den achtziger Jahren entwickelte er Verhandlungsgeschick, und er wurde Mitglied im ZDF-Fernsehrat. 1990 nahm er das Angebot an, Verwaltungsdirektor in Saarbrücken beim SR zu werden. 1996 stieg dort zum Intendanten auf, 2005 haben sie ihn zum dritten Mal wiedergewählt, ohne Gegenstimme. Raff, der in der ARD viele Ämter sammelte - so war er Vorsitzender der Strategiegruppe und der Deutsch-Französischen Hörfunkkommission - ist im Saarland eine Größe gewesen: für die Mitarbeiter eher ein Kumpel, einer, der im Team arbeiten konnte und wollte, der andere machen ließ.

Dass er in einem finanzschwachen Bundesland auf dem Saarbrücker Halberg im Schloss residierte, weil der französische Hochkommissar dort 1955 nach der Wiedervereinigung des Saarlandes mit der Bundesrepublik den Rundfunksitz einrichtete, passte zu Raff. Er war zwar Schwabe, mochte aber die frankophile Lebensart und bewirtete Gäste großzügig.

An diesem Donnerstag ist Fritz Raff nach schwerer Krankheit gestorben. Er wurde nur 62 Jahre alt.

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