"Spiegel" und "Focus" nun samstags:Montag wird zum "Putenschnitzeltag"

´Spiegel" und ´Focus" erscheinen samstags

Samstag ist Spiegel-Tag - so könnte fortan die Werbung für das Nachrichtenmagazin lauten. Auch der Focus hat sein Erscheinen umgestellt.

(Foto: dpa)
  • "Samstag ist "Spiegel"-Tag" - so könnte fortan die Werbung für das Hamburger Nachrichtenmagazin lauten.
  • Auch der "Focus" hat sein Erscheinen umgestellt.
  • Die Hoffnung: Am Wochenende haben Leser mehr Zeit.

Von Gerhard Matzig

Focus und Spiegel konnte man am Samstag schon morgens beim Bäcker kaufen, an der Tanke und im Supermarkt. Sie erscheinen ab jetzt, wie lange geplant (Spiegel) und dann rasch imitiert (Focus), immer schon am Wochenende. In digitaler Form jeweils ab Freitag, 18 Uhr. Das ist einerseits eine Revolution. "Montag ist Spiegel-Tag"? Vorbei. Die erste Spiegel-Ausgabe datiert allerdings vom 4. Januar 1947, einem Samstag. Zwischendurch hatte man in Hamburg auch den Mittwoch und den Donnerstag ausprobiert Die Revolution ist also eher eine Samstags-Renaissance.

Die Begründung von Burda und Spiegel-Verlag ist durchaus nachvollziehbar: Man will den "gewandelten Lesegewohnheiten" (Spiegel) entgegenkommen. Beziehungsweise "dem Wunsch unserer Leser" (Focus). Auch andere Blätter, darunter die SZ, haben sich auf veränderte Tatsachen eingestellt: Während der Woche haben die Leser immer weniger Zeit - weshalb sie sich eher von den schnelleren, digitalen Medien informieren lassen; am Wochenende aber herrschen neben dem Bedürfnis an vertiefter Information, Hintergrund und Analyse auch Blätterfreude und Kauflaune, was gut für die Anzeigen ist - weshalb nun Focus beispielsweise das konsumorientierte Ressort "Leben und Genießen" betont. Aktuell mit Geschichten zu Aston Martin, Regionalbieren und dem Zirkeltraining-Selbstversuch "Blut, Schweiß und Sehnen".

Auf dem Focus-Cover: ein löchriges Herz ("Wunder der Medizin"). Das ist an einem Tag, an dem die Menschen über den Terror in Frankreich und den Sturm in Deutschland reden, dann doch ziemlich kühn. Wie es auch im Spiegel (Das Cover zeigt eine zwar ebenfalls löchrige, allerdings durchschossene Ausgabe von Charlie Hebdo) heißen muss: "Bis Donnerstagabend haben die Behörden sie (die Attentäter, Red.) nicht gefasst." Pech für ein Heft, das laut Editorial "aktueller, frischer" sein soll - die Jagd nach den Terroristen wurde am Freitag beendet.

Vielleicht mal ein "Putenschnitzeltag"?

Auch künftig werden die digitalen Medien schlicht schneller sein. Dem Spiegel darf man allerdings attestieren, dass er hintergründig über die Geschehnisse in Frankreich berichtet und so die Print-Vorzüge in der digitalen Ära ausspielt. Es geht letztlich nicht darum, schneller, sondern gründlicher, abgeklärter und - wenn möglich - klüger oder zumindest wissender zu sein als es die Breaking News sein können. Meinungsstärker auch. Übrigens: Der kürzlich erst eingeführte Leitartikel wird im Spiegel endlich namentlich gezeichnet.

Im aktuellen Focus nimmt man dagegen, ausweislich des Covers, Herzwunder vorerst noch wichtiger als Hass-Taten. Dass mit dem neuen Chefredakteur Ulrich Reitz das Heft wieder journalistischer wird, abseits der quälenden "Die 100 besten Hautärzte Deutschlands"-Rankings (offen wären noch: "Die 10 besten Bezirkssportanlagen in München-Südost"): Das müsste sich noch zeigen.

Was bleibt? Der Montag ist kein Spiegel-Tag mehr. Er ist wieder frei. Es sei denn, dass er schon erfolgreich besetzt wurde. Bei einer süddeutschen Traditionsmetzgerei ist neuerdings der Montag ein "Putenschnitzeltag". Man spart "40 Prozent". Anders der Spiegel: Er kostet jetzt 20 Cent mehr, nämlich 4,60 Euro je Heft. Focus bleibt stabil (3,70 Euro). Irgendetwas muss ja beim Alten bleiben. Vorerst.

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